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Ukraine: Mit Gebet der Gewalt widerstehen

Hamburg. Was könnte passieren, wenn ein Ukrainer in Deutschland über den Krieg in seiner Heimat spricht? Vielleicht merkt man ihm die Enttäuschung über die politische Unentschlossenheit in Deutschland an. Vielleicht befremdet ihn das „Solidarisch ja, aber …“. Oder ist er vielleicht sogar wütend?

Nichts davon zeigte sich an diesem Mittwochmorgen auf der Gesamtkonferenz der Katholischen Militärseelsorge. Bischof Bohdan Dzyurakh CSsR erklärte den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Katholischen Militärseelsorge stattdessen, wie sein Land versucht, der Gewalt zu widerstehen.

Gebet als Widerstand

Bohdan Dzyurach stammt aus der Ukraine und leitet als Bischof die Ukrainischen Griechisch-Katholischen Gemeinden in Deutschland. Er ist Apostolischer Exarch für katholische Ukrainer des byzantinischen Ritus in Deutschland und Skandinavien mit Sitz in München. 

Er berichtete von der Kraft des Gebets, die seinen Landsleuten schon auf dem Maidan 2013/2014 geholfen habe. Doch sie können das Leid nicht wegbeten. Der Leiter der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Militärseelsorge in der Ukraine, der Jesuit Andriy Zelinskyy, postet auf seinem Facebook-Kanal fast täglich Fotos und frühere Selfies mit jetzt getöteten Soldaten und trauernden Menschen an Särgen.
 
Das Leid ist unendlich, „aber der Blick des Glaubend geht viel tiefer“, sagte der Exarch. Im Angesicht der Gewalt bedeute das, nicht wegzuschauen, sondern „tiefer zu blicken“ und trotz allem die ständige Gegenwart Gottes in der Wirklichkeit zu erkennen.

Für ihn ist das Schicksal Europas mit dem Schicksal der Ukraine verbunden. Der Angriffskrieg ist aus seiner Sicht ein Angriff auf alle freiheitlichen und demokratischen Länder. Seine Bitte um Solidarität mit der Ukraine wird zum Aufruf, für Demokratie und Freiheit in Europa zu kämpfen.

Eine Kirche, die Wunden heilt

Bohdan Dzyurakh berichtet unterdessen von den Aufgaben, zu denen sich die Ukrainischen Griechisch-Katholischen Bischöfe bei ihrer letzten Synode verpflichtet haben. Als „Zeugen der Wahrheit“ wollen sie Leid und Verbrechen aufdecken und zur Aufarbeitung bringen. Dies sei mit dem Unrecht der Sowjetzeit bis heute nicht ausreichend geschehen, so der Exarch.

Als christliche Gemeinschaft wollen sie darüber hinaus eine Kirche sein, die Wunden heilt: „Indem wir menschliches Leid berühren, berühren wir die Wunden Jesu“, so der Exarch. Was noch in weiter Ferne scheint, steht schon auf ihrer To-do-Liste: Vergebung und Versöhnung auf den Weg bringen. „Auch wenn das heute als Utopie erscheint, dürfen wir auf die Kraft Gottes vertrauen, der möglich macht, was unmöglich erscheint“, sagte Bischof Bohdan Dzyurak auf der Gesamtkonferenz in Hamburg.

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