Archiv des Katholischen Militärbischofs
Das Archiv des Katholischen Militärbischofs (AKMB) ist zuständig für die Verwaltung und Erschließung des archivwürdigen Schrift-, Bild- und Tongutes der Kurie des Militärbischofs und seines Jurisdiktionsbereiches. Darüber hinaus sammelt es Dokumentationsgut zur Geschichte der Militärseelsorge.
- Rechtsgrundlage: Anordnung über die Sicherung und Nutzung der Archive der katholischen Kirche Verordnungsblatt des Katholischen Militärbischofs für die Deutsche Bundeswehr, Nr. 4, 51. Jg., Berlin 2015, S. 41-45
- Träger: Katholische Soldatenseelsorge AöR
- direkt dem Generalvikar des Katholischen Militärbischofs unterstellt
- Sigle: AKMB
Militärseelsorge im Blick (kirchen-)historischer Forschungen. Nationale und Transnationale Perspektiven
15. bis 16. Oktober 2025 – Forschungskolloquium – Berlin
Dies bietet eine Plattform für die Vernetzung und Weiterentwicklung von Perspektiven in der historischen Forschung zur Militärseelsorge und angrenzender Themenfelder. Die Veranstaltung richtet sich an WissenschaftlerInnen aus verschiedenen Disziplinen, darunter Theologie, Geschichte, Religionssoziologie, (Kirchen-)Archivwesen und Kulturwissenschaften, die sich mit der Militärseelsorge und verwandten Forschungsbereichen befassen. Ausgerichtet wird das Kolloquium gemeinsam vom Institut für Christentumsgeschichte der Universität Hamburg und dem Katholischen Militärbischofsamt, Archiv des Katholischen Militärbischofs in Berlin.
Forschende, die einen Vortrag anbieten möchten, werden gebeten, ihre Vorschläge und einen kurzen Lebenslauf (insgesamt maximal zwei Seiten) bis zum 31. Januar 2025 an die Verantwortlichen zu senden.
Kriege und Kriegsbrauch sind auch in den Geistes- und Sozialwissenschaften wieder zu einem wichtigen Thema geworden, denn Krieg ist in die Mitte Europas vorgedrungen. So rückt auch die Seelsorge an Soldatinnen und Soldaten wieder stärker in den Fokus der Aufmerksamkeit als in den letzten Jahrzehnten des Friedens. Militärseelsorge wird in Gesellschaft und Politik angesichts des Krieges in der Ukraine und weiterer Konfliktgebiete in der Welt wieder wichtig. Umso notwendiger ist deshalb auch die Kenntnis von historischen Grundlagen der Militärseelsorge, die in Deutschland schon seit dem 18. Jahrhundert Teil der deutschen Militärkultur ist. Ging und geht es bei der Militärseelsorge um ein Angebot, das „nice to have“ ist, weil es die Härten des militärischen Alltags abfedert durch die Reflexion auf Kirche und Glaube? Geht es um „spiritual fitness“, weil das hilft dissonante Erfahrungen in die Persönlichkeit zu integrieren? Ist und war religiöse Betreuung mehr als „spiritual care“?
Aus historischer, kulturgeschichtlicher und sozialwissenschaftlicher Perspektive sollen diese Fragen beantwortet werden. Gegenwärtig hat (fast) jeder europäische Staat aufgrund seiner eigenen Geschichte und Tradition seine eigene Organisation von Militärseelsorge. In den meisten Staaten sind die Geistlichen in die Armee integriert und unterscheiden sich äußerlich nicht von den Soldatinnen und Soldaten. Die Bundesrepublik Deutschland hat aus ihrer militaristischen Geschichte Lehren gezogen und eine andere Form der Zusammenarbeit von Kirche und Militär gewählt. Auch die religiöse Pluralität, die es in allen europäischen Staaten gibt, zeigt sich in den nationalen Militärseelsorgen. Manchmal sind nicht nur die christlichen Konfessionen, sondern auch Rabbiner und Imame mit Militärseelsorge betraut, in einigen Staaten auch Buddhisten oder Humanisten. Vergleichende Untersuchungen zur Militärseelsorge in europäischen Staaten fehlen ebenso wie solche zum geistlichen Profil der verschiedenen Anbietergruppen. Mit großer Selbstverständlichkeit haben die ukrainischen Streitkräfte eine seelsorgliche Betreuung für ihre Soldatinnen und Soldaten aufgebaut, ebenso die Truppen Russlands. Wie stehen die Geistlichen einander gegenüber? Auch in früheren kriegerischen Auseinandersetzungen standen Militärgeistliche bei ihren jeweiligen Truppen. Aber es gibt auch Beispiele für Zusammenwirken von Geistlichen und auch von Soldaten über alle Grenzen hinweg: Als beispielsweise französische katholische Priester in Gefangenschaft gerieten, wurden sie zeitweilig von deutschen katholischen Bischöfen freundlich aufgenommen und durften in der Bischofsresidenz wohnen, weil das bequemer sei als im Gefangenenlager. Bekannt ist das gemein-same Singen von Weihnachtsliedern an der Front 1914 – gemeinsam von den Soldaten, die angeblich Todfeinde waren.
Diese nur beispielhaften Beobachtungen aus einer ganzen Reihe an Ereignissen der jahrhundertelangen Geschichte der Militärseelsorge regen dazu an, die geschichtlichen Grundlagen der Entwicklung der Soldatenseelsorge weiter zu analysieren und zu diskutieren. Dafür steht vor allem auch die Kenntnis der entsprechenden Archive im Fokus.
Das Forschungskolloquium soll einerseits der Vernetzung der Forschenden dienen, andererseits der Entwicklung neuer Perspektiven. Projekte mit einer transnationalen und vergleichenden Perspektive sind besonders willkommen. Die Veranstaltung richtet sich an TheologInnen, HistorikerInnen, ReligionssoziologInnen, (Kirchen-)ArchivarInnen, KulturwissenschaftlerInnen und sonstigen WissenschaftlerInnen, die historische Forschungen zum Bereich der Militärseelsorge und angrenzender Gebiete durchführen. Die Arbeitssprachen sind Deutsch und Englisch.
Bitte richten Sie Ihre Vorschläge für einen Vortrag und einem kurzen CV (insgesamt max. 2 Seiten) bis zum 31. Januar 2025 an die beiden Verantwortlichen:
Kontakt
Prof. Dr. Angelika Dörfler-Dierken
Institut für Christentumsgeschichte und Historische Theologie
Gorch-Fock-Wall 7
20345 Hamburg
E-Mail: Angelika.Doerfler[at]uni-hamburg[Punkt]de
Dr. Maik Schmerbauch
Archiv des Katholischen Militärbischofs
Am Weidendamm 2
10117 Berlin
E-Mail: KMBAArchiv[at]bundeswehr[Punkt]org
Bestandsübersicht
- Militärkirchenbücher aus katholischen Militärpfarreien (1730-1945)
Digitalisierte Militärkirchenbücher - Aktensplitter der Katholischen Feldpropstei in Berlin (1914-1918)
- Sammlung Werthmann (Akten des Feldgeneralvikars Georg Werthmann, Schwerpunkt 1935-1945)
- Bestand Wehrmachtseelsorge (v.a. Tätigkeits- und Seelsorgeberichte)
- Dokumentationsgut zur Kriegsgefangenschaft (vor allem zum „Stacheldrahtseminar“ in Chartres)
- Akten Werthmann (Labor Service-Seelsorge und Planung der Militärseelsorge in der Bundeswehr)
- Aktenbestände der Katholischen Militärseelsorge seit 1956
- Akten der Gemeinschaft Katholischer Soldaten (GKS)
- Nachlässe von Militärseelsorgern
- Fotos; Karten; Plakate; Plaketten
- Audio- und audiovisuelle Medien
Historische Dienstbibliothek
- Präsenzbibliothek (keine Ausleihe)
- ca. 5.000 Bände
- Veröffentlichungen zur Geschichte der Militärseelsorge, militärwissenschaftliche Werke, Nachschlagewerke u. a.
Militärkirchenbücher online nutzen
Auf der Plattform Matricula Online stellen wir Ihnen die Kirchenbücher im Archiv des Katholischen Militärbischofs zur Recherche zur Verfügung. Zugänglich sind Taufregister, die mindestens 120, und Heirats- und Sterberegister, die mindestens 100 Jahre alt sind. Die Beschränkung auf die älteren Jahrgänge schützt die persönlichen Daten noch lebender Personen.
Geschichte des Archivs
Neben der Registratur der seit 1956 bestehenden Kurie des Kath. Militärbischofs und des daraus erwachsenen archivwürdigen Aktenbestandes stellte die „Sammlung Werthmann“ sozusagen eine Keimzelle für die Einrichtung des Archivs im Jahre 1978 dar. Georg Werthmann, Feldgeneralvikar der Wehrmacht (1936-1945) und erster Militärgeneralvikar für die Bundeswehr (1956-1962), hatte seit 1945 damit begonnen, Unterlagen und Material für eine geplante Darstellung der Geschichte der Kath. Feldseelsorge zu sammeln, zu sichten und zu ordnen, wobei der Hauptbestandteil in Akten besteht, die sich mit Personal- und Sachfragen der Militärseelsorge in der ehemaligen Wehrmacht befassen und von Werthmann als „laufende Registratur“ vor der Vernichtung gerettet worden waren. Die übrigen Akten des Kath. Feldbischofsamtes der Wehrmacht mit Sitz in Berlin sind bei den Luftangriffen auf die ehemalige Reichshauptstadt während des Zweiten Weltkrieges verbrannt.
Erschließung der Akten der Militärseelsorge der Bundeswehr (nach 1956)
Die Erschließung der Akten zur Geschichte der Militärseelsorge nach der Gründung der Bundeswehr 1956 dauert an. Im Rahmen von Katholizismus-, Kirchen- und Militärgeschichte wird die Militärseelsorge in der Bundeswehr wissenschaftlich aufgearbeitet. Auch für innerkirchliche Fragen der Ökumene, nachkonziliarer Entwicklungen und Kirchenbau können Akten der Militärseelsorge herangezogen werden. Die Aufarbeitung der institutionellen und biographischen Geschichte der Militärseelsorge ist ein fortwährendes Anliegen für das Archiv des Katholischen Militärbischofs, bei dem wissenschaftliche Forscher:innen und deren Einrichtungen willkommen sind. In Kürze werden erste Findmittel und Digitalisate auf einer eigenen Website des Archivs und auf dem Portal der Deutschen Digitalen Bibliothek genutzt werden können.
Bibliothek von Georg Werthmann
Das Archiv besitzt eine umfangreiche Bibliothek des früheren Feldgeneralvikars Georg Werthmann. Sie umfasst etwa 1.500 gedruckte Werke zur Kriegs-, Militär-, Seelsorge-, Friedens- und Sozialgeschichte mit einer Laufzeit von 1845 bis in die 1970er Jahre. Diese Bücher können im Online Public Access Catalogue (OPAC) der Bibliothek des Instituts für Theologie und Frieden recherchiert werden:
Link zum OPAC der Bibliothek des IThF
Die Bibliothek besitzt zusätzlich rund 200 weitere Werke, vor allem Maschinen- und Druckschriften, die unikat sind und bislang in keinem anderen OPAC recherchierbar sind. Darunter auch eine Reihe an englisch- und französischsprachigen Werken. Diese werden in Kürze und sukzessive in den OPAC eingespielt werden. Damit ist die Bibliothek eine einzigartige Quelle zur Militärseelsorge im 19. und 20. Jahrhundert und kann der Wissenschaft bereitgestellt werden.