Ausstellung zur Geschichte der Militärseelsorge
Die 2006 in der Kurie des Katholischen Militärbischofs eingerichtete Ausstellung beleuchtet die Geschichte der institutionalisierten katholischen Militärseelsorge von den Anfängen in Preußen um 1700 bis in die Gegenwart. Der Schwerpunkt der Sammlung liegt auf der Wehrmachtseelsorge und der Kriegsgefangenschaft nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Exponate stammen zum großen Teil aus den Nachlässen ehemaliger Kriegspfarrer, die zusammen mit Dokumenten dem Archiv des Katholischen Militärbischofs zur dauerhaften Aufbewahrung anvertraut wurden.
Besichtigung und Führung sind nach Anmeldung im Archiv des Katholischen Militärbischofs möglich. Einige ausgewählte Exponate können Sie hier betrachten. Die jeweiligen Beschreibungen der Ausstellungsstücke stammen von Dr. Monica Sinderhauf und Dr. Markus Seemann.
Uniform des Kriegspfarrers Martin Seitz (1904 - 1989)
Die Uniform eines Kriegspfarrers im Zweiten Weltkrieg zeigt den besonderen Status der Geistlichen in der Wehrmacht. Als „höhere Wehrmachtbeamte im Offiziersrang“ trugen sie eine Offiziersuniform, was an den Offiziersstiefeln erkennbar ist. Dies ist auch ein Zeichen dafür, dass die Seelsorge komplett in die Kommandostrukturen der Deutschen Wehrmacht eingebunden war.
Im Unterschied zu Soldaten trugen die Militärseelsorger keine Schulterklappen mit Dienstrangabzeichen. Das Kreuz auf der Schirmmütze und der violette Kragenspiegel kennzeichneten sie – unabhängig von der Konfession – als Angehörige der Wehrmachtseelsorge.
Amtskreuz der katholischen Wehrmachtseelsorge
Brustkreuz aus Silber mit schwarz eingefärbter Holzintarsie und plastischem Korpus aus Silber an Silberkette. Nach der Heeresdruckvorschrift 373 vom 18. Juni 1941 gehörte das Brustkreuz mit Kette wie auch die Armbinde zur Uniform der aktiven Wehrmachtgeistlichen. „Die Kette ist sichtbar um den Kragen der Feldbluse zu legen, das Kreuz zwischen 2. und 3. Knopf der Feldbluse einzustecken und bei Amtshandlungen und sonstigen seelsorglichen Anlässen auf der Brust herabhängend zu tragen“. Während die Ausrüstungsstücke (z. B. Stahlhelm, Erkennungsmarke, Gasmaske) nur leihweise an die Kriegspfarrer gegeben worden waren und im Soldbuch vermerkt wurden, mussten sich die Kriegspfarrer Armbinde und Brustkreuz mit Kette selbst beschaffen. Mangels schriftlicher Zeugnisse, aber aufgrund der immer gleichen Ausführung ist zu vermuten, dass diese Brustkreuze als unverkennbares Zeichen des geistlichen Amtes für die Wehrmacht- und Kriegspfarrer über den Katholischen Feldbischof der Wehrmacht zentral beschafft und dann verteilt wurden.
Feldmesskoffer (Kultkoffer)
In der Militärseelsorge, aber auch für die Mission dienen spezielle Koffer mit entsprechender Inneneinrichtung dem Transport der liturgischen Geräte und Paramente. Das hier vorgestellte Beispiel zeigt einen Feldmesskoffer, wie er dem katholischen Wehrmachtgeistlichen zu Beginn des Zweiten Weltkriegs zur Verfügung gestellt wurde.
1939 belieferte die Paramentenhandlung Erwin Puttrus in Berlin das Heeresbeschaffungsamt mit Feldmesskoffern, die aus Sperrholzplatten mit Kunstlederbezug (in feldgrau) und mit Inneneinrichtung gearbeitet waren. Nach einer im März 1939 in Absprache mit der Dienststelle des Katholischen Feldbischofs zusammengestellten Liste wurde der Koffer bestückt. Diese Ausstattung ging von einer in Friedenzeiten und unter normalen Umständen zu feiernden Messe aus. Die Kosten für einen Koffer lagen zwischen 850 bis 1000 Reichsmark.
Für den Einsatz im Felde und die häufig unter freiem Himmel zu feiernden Feldgottesdienste wurde der Inhalt um einige Gegenstände reduziert. Dafür ergänzte man die Ausstattung um jene Einrichtungen, die den Koffer mit wenigen Handgriffen in einen tragbaren Altar verwandelten. Dazu gehörte auch eine Vertiefe in der Holzplatte zur Aufnahme eines Reliquiensteins. Auch als "Altare portatile" bezeichnet, besteht dieser aus einer Natursteinplatte, die vom Bischof geweiht wird. Sie trägt in einem Sepulchrum (Reliquiengrab), das mit einem Deckelchen versiegelt ist, Märtyrerreliquien. Zudem ist der Altarstein an fünf durch Kreuze gekennzeichneten Stellen bei der Weihe durch den Bischof gesalbt.
Im Laufe des Krieges erwiesen sich die Feldmesskoffer aufgrund ihres sperrigen Formats als zu unpraktisch. Infolgedessen griff man auf handlichere Feldtornister zurück. Die Koffer wurden dann häufig in Depots zurückgelassen, so dass sich bis heute nur wenige erhalten haben. Anstelle des Altarsteins, der leicht beschädigt werden konnte, kamen zunehmend Antimensien (Stofftücher mit eingenähten Reliquien) in Gebrauch.
Kulttornister
Alternativ zum Kultkoffer gab es in der Wehrmachtseelsorge den sogenannten Kulttornister oder Feldtornister, bestehend aus feldgrauem bzw. olivgrünem Leinenstoff, der relativ bequem auf dem Rücken getragen werden konnte. Darin fanden die wichtigsten liturgischen Geräte Aufnahme.
Neben der Wehrmacht stellte die „Kirchliche Kriegshilfe beim Caritasverband Freiburg“ als zivile Organisation für die in die Wehrmacht eingezogenen Priestersoldaten (als Soldaten eingezogene Geistliche) vergleichbare Stofftaschen zur Verfügung.
„Seifenmadonna“
Die kleine Madonnenbüste ist ein Geschenk von Pater Harald Leibold OFM (1913 - 2009). Der Franziskanerpater gehörte zu den ersten Militärpfarrern in der Bundeswehr (von 1956 bis 1967 in München und Ulm).
1945 schnitzte ein tschechischer Künstler, dessen Name nicht überliefert ist, in amerikanischer Kriegsgefangenschaft in Frankreich aus einem Block Seife die Marienfigur. Er schuf eine sehr anmutige Figur, die das Jesuskind so in ihren Armen trägt, dass es mit ausgestreckten Armen der Mutter zugewandt ist. Der Künstler schenkte die Madonnenbüste dem Franziskanerpater Harald Leibold, der seit Januar 1945 von der amerikanischen Militärseelsorge offiziell zum Pfarrer für die Lagerseelsorge bestellt worden war.
Filmaufnahmen aus dem „Stacheldrahtseminar“ Chartres
Ein einzigartiges Zeitdokument ist der ca. 20-minütige Film über das von der französischen Militärseelsorge eingerichtete „Stacheldrahtseminar“ im Kriegsgefangenenlager Chartres.
Zwischen 1945 und 1947 bestand hier das größte Priesterseminar in der europäischen Geschichte unter der geistlichen Leitung von Franz Stock (1904-1948). Kriegsgefangene deutsche Soldaten, die das Priesteramt anstrebten, konnten hier ihr Abitur nachholen und das Studium der Theologie absolvieren. Grundlage für den Dokumentarfilm sind zwei Amateurfilme, die in den Jahren 1946 und 1947 von den Seminaristen aufgenommen wurden und im Archiv verwahrt sind. Im Rahmen eines Ausstellungsbesuchs lässt sich der Film an einer Medienstation ansehen.