Chronik der Katholischen Militärseelsorge in der Bundeswehr

Daten aus der Festschrift „Kirche unter Soldaten 1956 – 2006“, zusammengestellt und ergänzt von Markus Seemann

1951 – 1959

1951 Erste Kontaktgespräche zwischen der Dienststelle Blank (Vorläufer des Bundesministeriums der Verteidigung) und den beiden großen Kirchen
1952 Einladung der Dienststelle Blank an die beiden Kirchen, „im Zusammenhang mit den Vorarbeiten für eine etwaige Verteidigungsgesetzgebung die Fragen der Militärseelsorge“ zu klären (Verhandlungsleiter: Ministerialdirigent Ernst Wirmer). Vertreter der Katholischen Kirche waren Bischof Michael Keller (Münster), in der Fuldaer Bischofskonferenz Referent für Fragen des Aufbaus einer neuen Militärseelsorge, und Prälat Wilhelm Böhler, zunächst der Vertreter Bischof Kellers, dann Beauftragter der Fuldaer Bischofskonferenz (ab Juni 1952 auch für den Heiligen Stuhl vertretungsberechtigt). Als sein sachkundiger Berater wirkt Georg Werthmann (1936-1945 Feldgeneralvikar, 1951-1955 Chief Chaplain für die katholische Seelsorge beim amerikanischen Labor Service [bei den deutschen Dienst-Gruppen der US Army und US Air Force], Sitz: US-Hauptquartier Heidelberg EU-COM/USAREUR)
3. Apr 1952 „Denkschrift“ Georg Werthmanns zur Struktur und Aufgabe der Militärseelsorge Gegliedert in vier Abschnitte:
1. Kirchenrechtliche Grundlagen
2. Organisatorischer Aufbau und organischer Ausbau
3. Religionspädagogische und religionspsychologische Grundlage
4. Persönlichkeit des Militärseelsorgers
Okt 1952 Stellungnahme Werthmanns zur Herausgabe eines künftigen Soldatengebetbuches
4. Feb 1956 Joseph Kardinal Wendel, Erzbischof von München und Freising, wird zusätzlich zu seinem Amt als Diözesanbischof zum Katholischen Militärbischof für die Deutsche Bundeswehr ernannt
13. Feb 1956 Kirchliche Ernennung Georg Werthmanns zum Generalvikar der Militärseelsorge
Dienststelle „Der Bundesminister für Verteidigung – Verwaltungsstelle für die katholische Militärseelsorge“ (Katholisches Militärbischofsamt), Koblenzer Str. 117a, (22c) Bonn:
Leitung: Militärgeneralvikar Georg Werthmann Personal: Militärdekan Egon Schmitt Seelsorge: Militärdekan Ludwig Steger Verwaltung: Regierungsrat Heinrich Heilmann (seit 1958 Oberregierungsrat)
19. Mär 1956 Soldatengesetz § 36: „Der Soldat hat einen Anspruch auf Seelsorge und ungestörte Religionsausübung. Die Teilnahme am Gottesdienst ist freiwillig.“
Jun 1956 Die ersten Soldatenheime wurden im Juni 1956 für die beiden konfessionellen Arbeitsgemeinschaften geplant Katholische Soldatenheime: Hammelburg, Ellwangen, Sonthofen, Grafenwöhr, Hamburg
28. Aug 1956 ZDv (Zentrale Dienstvorschrift) 66/1 Militärseelsorge.
Die „Magna Charta der Militärseelsorge“ so Werthmann im Nov. 1956 in einem Schreiben an Lorenz Henneke/Paderborn
4. Okt 1956 Nach langwierigen Beratungen endgültige Konstituierung der Katholischen Arbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuung (KAS) unter dem Vorsitz von Heinrich Köppler in Zusammenarbeit mit Emil Kemmer (gest. 1965)
10. Okt 1956 Erster katholischer Standortgottesdienst für die Soldaten der Deutschen Bundeswehr in der Kirche St. Gereon, Köln
16.-24. Nov 1956 Erste „Gesamtkonferenz“,
geplant als Lehrgang für 6 dienstaufsichtführende und 20 hauptamtliche katholische Militärgeistliche (Standortpfarrer)
1957 Das erste Soldatengebetbuch wird herausgegeben: Katholisches Gebet- und Gesangbuch für die Deutsche Bundeswehr – Im Heiligen Dienst, Würzburg (Echter Verlag)
26. Juli 1957 Gesetz über die Militärseelsorge (auf der Grundlage des Vertrages zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Evangelischen Kirche in Deutschland zur Gründung der Evangelischen Militärseelsorge) – in seinen beamtenrechtlichen Bestimmungen auch für die Katholische Militärseelsorge relevant
12. September 1957 Staatliche Ernennung Generalvikars Georg Werthmann unter Berufung in das Beamtenverhältnis auf Lebenszeit zum Militärgeneralvikar
4. Oktober 1957 Mit Erlass des Bundesministers für Verteidigung tritt die Dienststellenbezeichnung „Katholisches Militärbischofsamt“ in Kraft
14.-16. Juni 1958 Erstmals Teilnahme deutscher Soldaten an der Internationalen Soldatenwallfahrt nach Lourdes
Oktober 1958 Das Katholische Militärbischofsamt (KMBA) gibt das 1. Heft der Zeitschrift Militärseelsorge heraus
5. November 1959 ZDv (Zentrale Dienstvorschrift) 66/2 Lebenskundlicher Unterricht „... hat die Aufgabe, dem Soldaten Hilfe für sein tägliches Leben zu geben und damit einen Beitrag zur Förderung der sittlichen, geistigen und seelischen Kräfte zu leisten, die mehr noch als fachliches Können den Wert des Soldaten bestimmen.“

1960 – 1979

17. März 1961 Gründung des Königsteiner Offizierkreises (KOK) auf der zweiten Akademietagung in Königstein/Taunus (offizielles Gründungsdatum); Grundsätze werden beschlossen
10. Oktober 1961 Franz Hengsbach, Bischof von Essen, wird zum Katholischen Militärbischof für die Deutsche Bundeswehr „neben und unabhängig von den Funktionen als Residenzial-Bischof“ ernannt
22.-26. August 1962 Erstmals Teilnahme katholischer Bundeswehrsoldaten an einem Katholikentag – 79. Deutscher Katholikentag in Hannover
5. November 1962 Dr. Martin Gritz wird als Militärgeneralvikar mit der Leitung des Katholischen Militärbischofsamtes betraut
31. Juli 1965 Papst Paul VI. erlässt gemäß Art 27 des Reichskonkordats vom 20. Juli 1933 durch das Apostolische Breve „Motu proprio“ die „Statuten für die Seelsorge in der Deutschen Bundeswehr“ (Grundlage „Solemne semper“ von 1951)
4. September 1965 Erste Ausgabe des Verordnungsblattes des Katholischen Militärbischofs für die Deutsche Bundeswehr
26. Oktober 1965 Errichtung der Soldatenseelsorge GmbH
1969 Gründung der aktion kaserne als „Initiative katholischer Jugendverbände im Bund der Deutschen Katholischen Jugend“
27. Mai 1969 Der Priesterrat des Katholischen Militärbischofs bildet sich aus den bisherigen Mitgliedern des Vorbereitenden Ausschusses für die Gesamtkonferenz der hauptamtlichen katholischen Militärgeistlichen
19. März 1970 Mit der Konstituierung der Gemeinschaft Katholischer Soldaten (GKS) geht der Königsteiner Offizierkreis (KOK) in der GKS auf
24. Juni 1971 Gründungsversammlung des Elternwerkes der Katholischen Militärseelsorge e. V. zur Unterstützung der Eltern im Bereich der Katholischen Militärseelsorge bei der Erziehung ihrer Kinder mit entsprechenden personellen Maßnahmen und sachlichen Einrichtungen
12. August 1976 Ordnung für den Pfarrgemeinderat in den Seelsorgebezirken der Katholischen Militärseelsorge und Ordnung für die Zentrale Versammlung der Katholischen Soldaten im Jurisdiktionsbereich des Katholischen Militärbischofs
3. April 1978 Einrichtung des eigenen Archivs der Katholischen Militärseelsorge (seit 1982: Archiv des Katholischen Militärbischofs)
26. Mai 1978 Päpstliche Ernennung Elmar Maria Kredels, Erzbischof von Bamberg, zum Katholischen Militärbischof für die Deutsche Bundeswehr
15. Juli 1978 Gründung des Instituts für Theologie und Frieden, die Leitung des Instituts wurde als „ehrenamtliche Nebentätigkeit“ an Professor DDr. Ernst Nagel von der Hochschule der Bundeswehr Hamburg durch den Katholischen Militärbischof übertragen (Sitz des Instituts: Erlenring 3c und 39, Hamburg-Barsbüttel)

1980 – 1999

1. Oktober 1981 Dr. Ernst Niermann tritt die Nachfolge von Militärgeneralvikar Dr. Martin Gritz an mit der Ernennung zum Generalvikar des Katholischen Militärbischofs Elmar Maria Kredel, Erzbischof von Bamberg
21. April 1986 Papst Johannes Paul II. erlässt die Apostolische Konstitution „Spirituali Militum Curae“
20. Januar 1987 Erste konstituierende Sitzung des Beirats zur Erforschung der Katholischen Militärseelsorge
6. April 1987 Die Vereinbarung zwischen dem Bundesminister der Verteidigung und dem Katholischen Militärbischof für die Deutsche Bundeswehr – mit Zustimmung des Heiligen Stuhles – über den Einsatz von Pastoralreferenten in der Katholischen Militärseelsorge tritt in Kraft
6. Dezember 1989 Mit dem Apostolischen Breve „Moventibus quidem“ werden die neuen Päpstlichen Statuten für den Jurisdiktionsbereich des Katholischen Militärbischofs für die Deutsche Bundeswehr in Kraft gesetzt
15. August 1990 Erste Einsätze katholischer Militärgeistlicher zur seelsorgerlichen Betreuung von Bundeswehrsoldaten in Krisengebieten, Einsätze in Kreta im Zusammenhang mit der Golfkrise, Kambodscha und Somalia
30. November 1990 Erzbischof Johannes Dyba, Bischof von Fulda, wird in der Nachfolge von Elmar M. Kredel Katholischer Militärbischof für die Deutsche Bundeswehr
1. Januar 1993 Konstituierung der Katholischen Soldatenseelsorge – Anstalt des öffentlichen Rechts – und Berufung des Vorstandes und der Mitglieder des Verwaltungsrates durch den Militärbischof, Erzbischof Johannes Dyba
1. Juli 1995 Ernennung von Msgr. Jürgen Nabbefeld zum Generalvikar im Jurisdiktionsbereich des Katholischen Militärbischofs für die Deutsche Bundeswehr durch den Katholischen Militärbischof, Erzbischof Johannes Dyba, Bischof von Fulda

seit 2000

31. August 2000 Walter Mixa, Bischof von Eichstätt, wird zum Katholischen Militärbischof für die Deutsche Bundeswehr ernannt
September 2000 Umzug des Katholischen Militärbischofsamtes von Bonn nach Berlin (Am Weidendamm 2)
1. November 2000 Ernennung von Prälat Walter Wakenhut zum Generalvikar des Katholischen Militärbischofs für die Deutsche Bundeswehr durch den Katholischen Militärbischof Walter Mixa
27. Oktober 2004 Nachdem alle neun Kindergärten in eine neue Trägerschaft überführt werden konnten, löst sich das Elternwerk der Katholischen Militärseelsorge e. V. auf
1. Februar 2005 Die St.-Johannes-Basilika in Berlin-Kreuzberg wird der Katholischen Militärseelsorge zur Nutzung als Militärbischofskirche zur Verfügung gestellt
1. November 2007 Umbenennung der Dienststellenbezeichnungen: Katholischer Standortpfarrer wird zum Katholischen Militärpfarramt, Der Leitende Katholische Militärdekan zum Katholischen Militärdekanat
1. März 2010 Einrichtung zebis – Zentrum für ethische Bildung in den Streitkräften – in Hamburg (beim IthF)
24. Februar 2011 Dr. Franz-Josef Overbeck, Bischof von Essen, wird zum Katholischen Militärbischof für die Deutsche Bundeswehr ernannt
1. November 2013 Ernennung von Msgr. Reinhold Bartmann zum Generalvikar des Katholischen Militärbischofs für die Deutsche Bundeswehr durch den Katholischen Militärbischof Franz-Josef Overbeck
20.-24. Oktober 2014 Verabschiedung der Leitsätze der Katholischen Militärseelsorge auf der 59. Gesamtkonferenz der Katholischen Militärseelsorge
23.-27. Oktober 2017 Erste gemeinsame Gesamtkonferenz der katholischen Militärgeistlichen, Pastoralreferenten und -referentinnen, Pfarrhelferinnen und Pfarrhelfer in Berlin-Steglitz
20. Dezember 2019 Staatsvertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Zentralrat der Juden in Deutschland zur Einrichtung einer jüdischen Militärseelsorge in der Bundeswehr