Allerheiligen – Leben, Leiden, Solidarität!
Allerheiligen ist das Fest der geschmückten Gräber und der Lichter auf den Friedhöfen. In vielen Bundesländern ist es ein Feiertag und für katholische Christinnen und Christen auf der ganzen Welt ein Hochfest. Was gibt es zu feiern?
Ein Foto aus dem Wald der Erinnerung, dem Gedenkort für gefallene und im Einsatz verstorbene Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr, zeigt ein Kinderbild, das eingeschweißt in Folie an einem Baum hängt. Ein Kind hat die Innenfläche seiner rechten Hand mit blauer Farbe bemalt und auf ein Blatt Papier gedrückt. Darunter steht in blauen, konzentriert gesetzten Buchstaben „Für PAPA“.
So wie es aussieht, lebt der Papa nicht mehr und ist wahrscheinlich als Soldat in einem Bundeswehr-Einsatz gefallen oder verstorben. Im Wald der Erinnerung haben Angehörige von Toten der Bundeswehr die Möglichkeit, persönliche Andenken an den Bäumen und an den Stelen mit den Namen der Verstorbenen anzubringen und das Gelände als persönlichen Gedenkort zu nutzen.
Leben und Leiden
Die blaue Hand auf dem Blatt Papier fällt mir ein, wenn ich überlege, was es an Allerheiligen zu feiern gibt. Es ist diese Verbindung zwischen den Lebenden und den Toten. Die Menschen, die vor uns gelebt und gelitten haben, bleiben unsere Vorfahren, unsere Eltern, unsere Geschwister, unsere Kinder, unsere Freundinnen und Freunde, auch wenn sie gestorben sind. Doch nur feierlich ist das nicht. Es bedeutet Trauer und Schmerzen, die niemand nehmen kann.
Im Gottesdienst heißt es: Unsere Toten sind in Gottes Hand. Auch wir Lebenden sagen manchmal, dass wir in Gottes Hand seien. Dann sind wir vielleicht alle in Gottes Hand – wir Lebenden und unsere Toten. Auch der Schmerz ist in Gottes Hand – und die Liebe, die im Wald der Erinnerung oder auf den Friedhöfen sichtbar wird.
Solidarität!
Menschen, die Gott nahe sind, sind in der Offenbarung des Johannes „jene, die aus der großen Bedrängnis kommen“ (Offb 7,14). Und im Evangelium des Allerheiligen-Tages heißt es: „Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden.“ Selig, also glücklich, nennt Jesus auch Verfolgte, Arme und Menschen, die unter Ungerechtigkeit leiden. Seinen Worten zufolge werden sie von Gott beachtet, getröstet, gesättigt, sie werden „Gott schauen“ oder das Himmelreich erben (Mt 5, 1–12a).
Das bedeutet Solidarität. Gott stellt sich an die Seite leidender Menschen.
Allerheiligen ist ein Fest für Tote und Lebende, für Trauernde, Leidende und Menschen, die gerade zufrieden sind. Es ist ein Versprechen, aber auch eine Aufforderung zu Solidarität: Wenn wir alle in Gottes Hand sind, dann leben und leiden wir miteinander.
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