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"Ein Krieg ist niemals gerecht"

  • Erstellt von KNA / dr

Militärbischof Overbeck über das Recht auf Selbstverteidigung und Waffenlieferungen

Essen (KNA). Ein Krieg ist nach den Worten des katholischen Militärbischofs Franz-Josef Overbeck niemals gerecht. "Frieden ist ein Werk der Gerechtigkeit", sagte der Bischof von Essen in einem Interview der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" (Samstag). Daher müsse alles getan werden, was dem Frieden diene. "Von einem gerechten Krieg spreche ich niemals. Aber von einem gerechten Frieden."

Diese Haltung versuche er, auch den Soldatinnen und Soldaten weiterzugeben, so Overbeck. "Bei den Einsätzen geht es um den Frieden. Das ist die einzige Begründung, weshalb ich Militärbischof sein kann." Er werde nie müde, "die Soldaten aufzufordern, über die Mittel nachzudenken, die sie einsetzen", betonte Overbeck. "Denn Krieg verwandelt sich schnell in eine Maschinerie der Brutalität."

"Frieden schaffen ohne Waffen"

Auf die Frage, wie er den Satz "Frieden schaffen ohne Waffen" aus aktueller Sicht interpretieren würde, antwortete der Militärbischof: "Es ist ein sinnvoller Satz. Er darf nur nicht naiv ausgelegt werden." Gewalt dürfe immer erst dann eingesetzt werden, wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft seien. Mit Blick auf die Ukraine fügte Overbeck hinzu, diese nehme ihr Recht auf Selbstverteidigung in Anspruch. "Ein Volk, dass den Frieden will, hat das Recht, ihn auch zu verteidigen."

Overbeck halte es für geboten, dass Deutschland den ukrainischen Truppen auch mit Waffen helfe, sagte der Essener Bischof. "Die Ukraine nimmt ihr Recht auf Selbstverteidigung in Anspruch. Daher ist es sittlich legitim, dass Deutschland und die Nato auch mit Waffen helfen", sagte Overbeck. "Die Ukraine sollte auch in die Europäische Union aufgenommen werden, weil sie gerade ihren Kopf für unsere Freiheit, unsere Demokratie und unsere Werte hinhält."

Entschiedenheit der Politik

Zugleich warnte der Militärbischof vor einer Ausweitung des Krieges. "Die Gewalt, mit der Russland derzeit die Ukraine verwüstet, ist durch nichts zu rechtfertigen", sagte Overbeck. "Sollte die Nato wirklich eingreifen, ergeben sich womöglich Folgen, die nicht mehr beherrschbar sind, etwa der Einsatz atomarer, biologischer oder chemischer Waffen."

Dies müsse unter allen Umständen vermieden werden, betonte der Bischof. "Wie dies geschieht, ist eine politische und militärische Entscheidung. Es verlangt jedenfalls eine äußerste Entschiedenheit seitens der Politik. Sowohl einzugreifen als auch nicht einzugreifen."

Der Katholische Militärbischof Franz-Josef Overbeck bei Soldatinnen und Soldaten in einem Auslandseinsatz der Bundeswehr. © KS / Doreen Bierdel
Der Katholische Militärbischof Franz-Josef Overbeck bei Soldatinnen und Soldaten in einem Auslandseinsatz der Bundeswehr. © KS / Doreen Bierdel

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