Militärbischof: Gewalt entgegenzutreten ist Gebot

Militärbischof Franz-Josef Overbeck predigt im Gottesdienst während des Katholikentags © KS / Doreen Bierdel
Militärbischof Franz-Josef Overbeck predigt im Gottesdienst während des Katholikentags © KS / Doreen Bierdel
Gottesdienst mit Soldatinnen und Soldaten und Teilnehmenden des Katholikentags © KS / Doreen Bierdel
Gottesdienst mit Soldatinnen und Soldaten und Teilnehmenden des Katholikentags © KS / Doreen Bierdel
Gesänge aus dem katholischen Soldatengesangbuch © KS / Doreen Bierdel
Gesänge aus dem katholischen Soldatengesangbuch © KS / Doreen Bierdel

Gottesdienst mit Soldatinnen und Soldaten auf dem 102. Deutschen Katholikentag in Stuttgart

Die Menschenwürde, der Schutz von Schutzbedürftigen und die Demokratie werden nach Worten von Franz-Josef Overbeck „mit den Füßen getreten“, seitdem Russland die Ukraine angegriffen hat. Für den Katholischen Militärbischof zeigt sich darin „das Abgründige, das Gespaltene, das Böse“ und „dem entgegenzutreten ist Gebot“. Die Frage sei nur, wie, sagte er in einem Gottesdienst mit Soldatinnen und Soldaten auf dem 102. Deutschen Katholikentag in Stuttgart.

Predigt von Militärbischof Overbeck zum Herunterladen

Für Christinnen und Christen sei die mittelalterliche Lehre vom gerechten Krieg nicht mehr nutzbar. Das Ziel könne nur gerechter Frieden sein, der auf Gerechtigkeit für die Opfer der Aggressionen aufbaut.

Ideal der Gewaltlosigkeit kann nicht eingefordert werden

Das christliche Ideal der Gewaltlosigkeit sei als Entscheidung „für Einzelne möglich, für manche nötig“. Es kann nach Militärbischof Overbeck jedoch nicht für die Allgemeinheit vorausgesetzt werden, besonders nicht, wenn es um den Schutz anderer Menschen geht.

Für Militärbischof Overbeck ist Gewaltanwendung legitim, wenn sie dem Frieden dient und „damit Gewalt ein Ende nimmt“. Darin zeigt sich nach seinen Worten auch das Dilemma von Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr: „Einer, der für einen solchen Frieden einsteht, zieht auch Schuld auf sich.“ Solche Schuld sei letztlich „nur von den Opfern her zu entschulden“, für deren Schutz Gewalt angewendet wird.

Soldatinnen und Soldaten müssen Frieden stiften wollen

Ausdrücklich dankte Militärbischof Overbeck den Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr, die für den Frieden und die Sicherheit anderer Menschen einstehen. Die ethischen Anforderungen für den Dienst von Soldatinnen und Soldaten sind hoch: „Es mag paradox klingen und ist es auch, aber ein gerecht handelnder Soldat muss durch sein Kämpfen Frieden stiften wollen“, hält der Militärbischof im Manuskript seiner Rede fest.

Und: „Darum reichen auch die an sich immer ethisch richtigen Sätze „Frieden schaffen ohne Waffen“ und „Schwerter zu Pflugscharen“ nicht als Hinweise auf die Optionen von friedlichen Konfliktlösungen aus, die immer Vorrang haben müssen. Solange die Gefahr eines Krieges besteht und alle Möglichkeiten einer friedlichen Regelung erschöpft sind, darf als „ultima ratio“ das Recht auf sittlich erlaubte Verteidigung nicht abgesprochen werden“, so der Katholische Militärbischof im Manuskript seiner Predigt. 

Dienst kann das Leben kosten

Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr ist bewusst, dass die Wiederherstellung von Recht, Freiheit und Frieden das eigene Leben kosten kann. Hauptfeldwebel Juliana Haberlag hat am Gottesdienst mit dem Militärbischof teilgenommen. Die junge Soldatin engagiert sich in der Gemeinschaft Katholischer Soldaten und bei der Einsatznachbereitung für Soldatinnen und Soldaten, die im Auslandseinsatz waren. Ihr und ihren Kameradinnen und Kameraden ist bewusst, dass ihr Dienst bei der Bundeswehr das eigene Leben kosten kann. 

Für sie gehören ethische Fragen zum Dienst dazu. Ihr und ihre Kameradinnen und Kameraden sei es wichtig, „Routinen und Abläufe [des Einsatzes zu] trainieren, um uns die Sekunde Zeit zu verschaffen, eine Entscheidung zu treffen, die im schlimmsten Fall auch Leben kosten kann.“

Mit der Gemeinschaft Katholischer Soldaten bietet sie auf dem Katholikentag eine Werkstatt zu dem Thema an „Das 5. Gebot halten? – Wenn andere deshalb getötet werden?“ Darin geht es um den Anspruch der Gewaltlosigkeit und den Schutz von anderen Menschen vor Gewalt.
 

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