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Machen Kleider Leute?

Kleidung verrät, wer Sie sind und zu welcher Organisation Sie gehören. Wir haben eine Soldatin, Ordensleute (Videos) und unseren Militärbischof Franz-Josef Overbeck (Text) gefragt, wie sie sich in offizieller Kleidung fühlen und wie andere Menschen darauf reagieren. 

Die Fragen stellten Barbara Dreiling und Friederike Frücht.

Als Sie Bischof wurden: War es eine Umstellung für Sie, bischöfliche Kleidung zu tragen? Tragen Sie noch zivile Kleidung? 

Overbeck: Selbstverständlich trage ich weiterhin zivil, allerdings als Priester und Bischof grundsätzlich in schwarz und das mit einem – salopp gesagt – Priesterkragen, der mich erkenntlich macht. Dies gilt zumindest für diejenigen, die sich in diesen Gepflogenheiten auskennen. Bischöfliche Kleidung zu tragen, also eine Soutane anzuziehen, gehört bei festlichen und besonderen Anlässen selbstverständlich zu den Obliegenheiten eines Bischofs. Dies braucht zwar eine gewisse Gewöhnung, die sich aber schnell einstellt.

Wer bist du und was trägst du?

Verändert die Kleidung deine Haltung, deine Rolle?

Wie reagieren Andere auf deine Kleidung?

Haben Sie noch eine Jeans? Wann tragen Sie zivile Kleidung?

Overbeck: Legere Kleidung, u. a. auch Jeanshosen, besitze ich, trage sie aber nur ganz privat. Entsprechend im Alltag gekleidet zu sein, wie oben gesagt, fällt mir leicht und bedeutet keinerlei Belastung für mich. Deutlich ist nur, dass Amtskleidung in unserer Gesellschaft in Deutschland öffentlich weniger sichtbar ist, als in anderen Gesellschaften. Da ich weiß, dass damit aber dennoch eine gewisse Signalwirkung für die Kirche und für die Religion ausgeht, tue ich das gerne.

Gibt es Situationen, in denen Sie lieber andere Kleidung anziehen würden?

Overbeck: Ich empfinde meine Kleidung in keiner Weise als Belastung, sondern trage sie einfach und selbstverständlich. Um es schlicht und einfach zu sagen: Umziehen mag ich mich während des Tages gar nicht! Also bleibe ich beim einmal Entschiedenen.

Welche Bedeutung hat liturgische Kleidung für Sie? Würden Sie lieber etwas anderes anziehen? 

Overbeck: Liturgische Kleidung hat in gottesdienstlichen Bezügen eine große Bedeutung, weil sie daran erinnert, dass wir Priester und Bischöfe im Namen Gottes und der Kirche für Menschen einen Dienst tun, der weit über unsere persönliche Kräfte und unsere Persönlichkeit selbst hinausgeht. 

Dabei handelt es sich weder um Staffage, noch um Verkleidungen. Es geht um einen symbolischen Zusammenhang, der uns z. B. im Gottesdienst angesichts der Albe, des weißen Unterkleids unter dem Messgewand, an die Taufe erinnert, und mit der Stola auf meine Sendung für andere aufmerksam macht. Gleiches gilt auch für das Tragen der Mitra, des Bischofsringes, des Bischofskreuzes und des Bischofstabes, die mich ausweisen als jemand, der im Namen Jesu und der Kirche unterwegs ist. Die Formen sind zwar vielen historischen Gegebenheiten geschuldet. Aber daraus ist eine Gestalt von religiöser Präsenz erwachsen, die ein Zeichen von eindeutiger Zugehörigkeit zu unserer Kirche mit einem entsprechenden Selbstverständnis ist. Die Frage nach anderer Kleidung stelle ich mir nicht. 

Einmal bitte in einen ungetauften Soldaten hineinversetzen: Was sagen Sie, wenn er Sie fragt, warum Sie so einen „Rock“ bzw. ein „Kleid“ (Soutane) tragen? 

Overbeck: Ich verweise dann auf die Geschichte der Kirche und die Bedeutung der Kleidung für gewisse Gruppen in der Gesellschaft, die wir früher Stände genannt haben. Solche Kennzeichen kennen alle Vertreter der Religionen unserer Welt. Ich erinnere zudem an die 2000 Jahre Kirchengeschichte und die gewachsenen Symbole, zu denen im öffentlichen Leben und bei offiziellen Anlässen auch die Soutane und vieles mehr gehört. Ähnliches gilt auch für die besonderen Gottesdienste und feierlichen Hl. Messen. 

Hat das auch Vorteile? Hat Ihre Kleidung Vorteile oder Nachteile?

Overbeck: Die Vorteile bestehen in der eindeutigen Signalwirkung solcher Kleidung, die einen offiziellen Rahmen geben und eine Präsenz der Kirche unterstützen, die unter heutigen Bedingungen (noch) von den meisten Menschen irgendwie verstanden werden. Nachteile und Probleme ergeben sich da, wo diese Kleidung mit ihrem Anspruch nicht denen entspricht, die sie tragen bzw. von anderen bewusst lächerlich gemacht oder in einen gar karnevalesken Zusammenhang gestellt wird. Das kann verletzend wirken oder auch empörend. Mir selber ist solches aber in den vergangenen Jahren so gut wie nie geschehen.

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