Was ist das Gewissen?


Die Soldaten des militärischen Widerstands haben sich darauf berufen. Ein paar Tipps, um dem eigenen Gewissen auf die Spur zu kommen. - Von Militärdekan Michael Kühn

Es ist schon so eine Sache mit dem Gewissen. Selbst mir fällt es schwer, mich dem praktischen Umgang mit dem Gewissen zu nähern. Wie will ich es fassen? Wie macht es sich bemerkbar? Oft wird einfach vorausgesetzt, dass es das Gewissen gibt und, dass jeder Mensch ein Gewissen besitzt. Aber stimmt das? Und dennoch sagen wir im Alltag oft genug: „Ich habe ein gutes Gewissen“, „Ich kann das mit meinem Gewissen vereinbaren“ oder „Ich habe dabei ein schlechtes Gewissen“. 

Die innere Stimme

Tatsache ist sicherlich, dass jeder von uns etwas kennt, das er oder sie als „innere Stimme“, Intuition, Bauchgefühl oder spontane Gedanken beschreiben könnte, wenn es darum geht, das eigene Handeln oder eigene Entscheidungen und deren Konsequenzen zu bewerten. Eigentlich ist das Gewissen nichts Fremdes. Es ist keine Person oder keine Stimme außerhalb von mir. Sondern das Gewissen ist ein Aspekt meiner eigenen Persönlichkeit, meines Menschseins und meiner Menschlichkeit; aber sicherlich ein Aspekt, der eben nicht so einfach auf den Punkt zu bringen ist.

Für mich ist das Gewissen so etwas wie der Spiegel meiner Persönlichkeit. In diesem Spiegel sehe ich meine Werte, meinen Glauben, meine Orientierung und mein Handeln. Denn letztlich geht es beim Gewissen darum, was für mich wichtig und richtig ist, wonach ich strebe, woran ich mich orientiere, wem und woran ich glaube und wie ich das umsetze in meinem Leben.

Doch wie kann ich meinem Gewissen auf die Spur kommen?

Elf Dinge finde ich hilfreich: 

  1. Nimm dir Zeit, dich mit deiner Lebenseinstellung auseinanderzusetzen: Was ist mir wichtig? Welche Werte? Woran orientiere ich mich? Welche Rolle spielt mein Glaube?
  2. Beschreibe deine Ziele und Vorhaben: Was steht an? In nächster Zeit? Langfristig?
  3. Überlege, was und wie du sie umsetzen willst: Spiele in Gedanken die Umsetzung durch. Welche Konsequenzen hat das für dich? Für andere? Was sagt dir dein Bauchgefühl, was dein Verstand?
  4. Beobachte immer wieder dein Handeln: Mit welchem Gefühl betrachtest du es? Was sagt dir dein Herz, dein Verstand? Was sagen dir deine Mitmenschen?
  5. Gib dir selbst Raum: Frage dich in einer Zeit am Morgen, was heute ansteht? Und in einer Zeit am Abend: wie war es, was ist gut gelaufen? Was nicht so gut? Wie haben meine Mitmenschen reagiert? Wem habe ich heute etwas Gutes getan? Bei wem ist mir das nicht gelungen? Wer hat mir heute etwas Gutes getan? Wer hat mich aufgeregt? Genervt?
  6. Schreibe dir immer mal wieder ein paar deiner Beobachtungen zu dir selbst auf.
  7. Auch die ein oder andere Spruchkarte am Spiegel, in der Küche – ein kleiner Satz kann Mut machen oder helfen Spur zu halten.
  8. Tu einfach Gutes.
  9. Schau dich im Spiegel an und spüre dabei, wie du dich fühlst.
  10. Und stehe immer wieder zu dir selbst.
  11. Suche Gott, begegne ihm und auch er wird zu dir sprechen.

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