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Im inneren Zuhause ankommen

Gemeinschaft, Halt und Orientierung. Jedes Jahr pilgern 1.000 Soldatinnen und Soldaten auf den Maria-Hilf-Berg bei Amberg.

von Norbert Stäblein

Kümmersbruck, Landkreis Amberg-Sulzbach, fünf nach acht. Der Donnerstag hat wie immer in der Gemeinde begonnen. Pendler fahren zur Arbeit, der Bäcker verkauft seine Semmeln und Kinder gehen zur Schule. Aber heute ist etwas anders. Die Tore der Schweppermann-Kaserne gehen auf und mit weiß-gelben-Fahnen der Katholischen Militärseelsorge in den Händen marschieren Soldaten an der Spitze eines riesigen Menschenzuges heraus. Rund 1.000 Soldatinnen und Soldaten, Reservisten und Angehörige in zivil, Pfarrer, Pfarrhelfer, ein Bischof und ein Militärgeneralvikar sind es. „Wir wollen uns in der Öffentlichkeit zeigen“, sagt etwas später Stabsunteroffizier Daniel B. vom Logistikbataillon 472. Und „hier denken wir auch an die Kameraden im Einsatz“. Anders ist heute, dass die 29. Soldaten-Fußwallfahrt zum Maria-Hilf-Berg in Amberg unterwegs ist. Einmal im Jahr. Heute.

Gemeinsam gehen und erleben

Der Endpunkt ist nicht unbedingt das Ziel, sagen einige der Wallfahrer. Für sie ist es wichtig, zusammen einen Weg zu gehen, miteinander zu reden, zu schweigen oder eben auch zu beten. Dass der Passauer Diözesanbischof Stefan Oster, übrigens gebürtiger Amberger, extra angereist und mitgegangen war, ist eine Wertschätzung für sie. „Die Botschaft des Bischofs zum Frieden bei der Heiligen Messe war gut“, meint Oberstabsgefreiter Kevin Hüttich, der vom Artilleriebataillon 131 aus Weiden in der Oberpfalz angereist ist. Er fragt sich jedoch, „ob die Pfarrer so etwas sagen, weil sie es glauben, oder müssen sie so sprechen?“ Auch Fragen sind ein Zugang zum Glauben, den ein Standortpfarrer sicher gerne mitdiskutiert.


Eine Predigt vom Frieden

Bischof Oster hatte in seiner Predigt, die sich mit dem Frieden befasste, davon gesprochen, dass „Frieden heißt, zuhause anzukommen“. Er beschrieb vor der Menge auf dem Maria-Hilf-Berg, wie er als Kind dort Räuber und Gendarm spielte, wie seine Kindheit ihm ein Gefühl des äußeren und des inneren Friedens brachte. „In uns allen ist Sehnsucht nach Frieden und in der Kindheit wird der Grund dafür gelegt“, vertiefte er seine Gedanken. Als Erwachsener dürfe man aber nicht die gegenwärtige Welt mit derjenigen aus der Kindheit verwechseln. „Das Jetzt ist vergänglich und brüchig“, sagte Oster. „In dieser vergänglichen Welt finden wir keine feste Heimat. Das vergessen wir oft und deshalb sind wir unzufrieden“.

Wallfahren ohne Vorkenntnisse

Die Soldaten kamen nach der Messe oft auf diesen Frieden zu sprechen. Sie fühlten sich von den Schlusssätzen Osters besonders angesprochen: „Bitte beten Sie für die Soldaten. Beten Sie dafür, dass die Soldaten im Herzen Frieden haben, dass sie im Inneren zuhause sind. Frieden heißt: nachhause kommen“, hatte er den Besuchern zugerufen. Auf dem Wallfahrtsweg, so überlegte Oberstabsgefreiter Justine G., „habe ich mir vorher keine Gedanken gemacht, was mich erwartet“. Ihre Kameradin Jessica P., ebenfalls Oberstabsgefreiter, ergänzte: „Wir sind einfach mal mitgegangen. Die meisten wissen nicht, was Wallfahrt bedeutet“.

Soldaten gehen und denken an ihre Kameraden

Der Weg von der Kaserne zum Berg war anstrengend. Das Wetter zeigte sich in bester Laune und die Sonne schickte ihre Strahlen munter auf die Marschgruppe. Anfangs noch in Einzelgesprächen ging es ins Tal nach Moos. Beim ersten Halt mit Andacht war es schon gemeinsames Beten und Singen. Militärpfarrer Alexander Prosche leitete die Andacht. Von dort ging es weiter durch Moos, wo Sonja Lorenz aus Amberg gerade unterwegs war: „Ich finde das toll“, sagte sie zum Zug der Soldaten. „Auf der Wallfahrt können die Menschen mit Hilfe der Kirche zu sich kommen, was in der heutigen Zeit wichtig ist."

Den Dienst hinter sich lassen

Die Oberstabsgefreiten Benjamin Ittner und Alexander Weih vom Artilleriebataillon 131 aus Weiden sahen dies ähnlich: „Menschen erleben in unterschiedlichen Situationen einen unterschiedlichen Glauben. Manchmal heißt es dann: O Gott, jetzt brauche ich Hilfe“, meinte Weih. Sein Kamerad Ittner ergänzt, dass er schon vor langer Zeit das erste Mal auf der Wallfahrt war. Jetzt hat er Werbung gemacht. „Es ist ein schöner Weg, den ich mit Kameraden gehe, und ein Erlebnis außerhalb des Dienstes. Ich nehme etwas Christliches mit und wir denken an und gedenken unserer Kameraden“, nennt er Gründe für seine Teilnahme an der Wallfahrt. Die ist nächstes Jahr wieder in Amberg. Sicher.

Wallfahren heißt sich bewegen

Wallen ist ein altes deutsches Wort und bedeutet, in eine bestimmte Richtung unterwegs zu sein. Neben Wallfahrt wird oft auch „pilgern“ verwendet: Der Pilgerweg nach Santiago de Compostela. 

Pilgern leitet sich aus der lateinischen Sprache ab von „peregrinus“ – in der Fremde sein und ist verwandt mit „pergere“ und „per agrum“- „fortfahren“ und „über Land“ – übersetzt. Neben der tatsächlichen Fortbewegung ist auch der Geist in Bewegung.

Wallfahrt ist Tradition bei der Bundeswehr. Schon seit 1958 kommen Soldaten zur Internationalen Soldatenwallfahrt ins französische Lourdes. Dort legen sie ein lebendiges Zeugnis für den Frieden im Marienwallfahrtsort ab. Sie erleben Kameradschaft zwischen Gesunden und Kranken, Jungen und Alten, erfahren lebendige Kirche neu und nehmen intensive Eindrücke mit nach Hause. Aber auch in Deutschland sind die Wallfahrten je nach Bundesland bekannt und beliebt. Informationen gibt es bei der Militärseelsorge am Bundeswehr-Standort.

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