Einsatz gegen das Virus
Für die Soldatinnen und Soldaten aus dem Bataillon Elektronische Kampfführung 912 aus Nienburg ähnelt die Situation einem Auslandseinsatz. Seit Ende November arbeiten sie für das Gesundheitsamt Berlin Mitte, ihr tägliches Zuhause befindet sich jetzt in einem Berliner Hotel. Am Wochenende zur Familie zu fahren, lohne sich wegen der Rufbereitschaft nicht, sagt eine Soldatin aus Nienburg. Noch bis Mitte Januar ist sie hier in Berlin in der Nachverfolgung der Kontakte der an Covid-19 Erkrankten tätig.
Weihnachten alleine und in Quarantäne?
180 Fälle könnten die Soldatinnen und Soldaten pro Tag „abtelefonieren“, sagt Oberleutnant Maximilian Spiewack. Er ist zuständig für seine Kameraden aus dem Panzerpionierbataillon 803 in Havelberg. Für manche von ihnen sei der Einsatz „ungewohnt, ganz, ganz anders“ und oft anstrengender als der normale Dienst, berichtet er. Doch „man kann halt seinen Beitrag leisten“.
Die Soldatinnen und Soldaten teilen den Menschen am Telefon mit, dass sie positiv auf das Corona-Virus getestet worden sind. Anschließend erläutern sie ihnen die Schutzmaßnahmen gegen weitere Infektionen wie die Dauer der Isolation und für wen sie gilt. Es sei schon sehr belastend, „wenn man Leute über Weihnachten in Quarantäne schicken muss, gerade wenn die alleine zu Hause wohnen“, berichtet ein Soldat aus Havelberg.
Tote haben Namen
Zwei Soldaten sind nur für Corona-Erkrankte in Krankenhäusern zuständig und erfahren am Telefon oft, dass Infizierte, deren Kontakte sie nachverfolgen sollen, bereits verstorben sind. Für sie bleiben die Toten der Pandemie nicht anonym. Statt der Zahlen sehen sie Namen auf ihrer Liste. Und sie machen sich Sorgen um ihre eigenen Angehörigen.
Neben den Soldatinnen und Soldaten aus Nienburg und Havelberg, die sich um die Nachverfolgung der Kontakte kümmern, ist eine Gruppe des Wachbataillons für die Impf-Hotline zuständig. Insgesamt arbeiten etwa 100 Soldatinnen und Soldaten für den Bezirk Berlin Mitte in der Messehalle, in der bereits auch ein Not-Krankenhaus eingerichtet ist.
Lebensrettender Einsatz
Manche Bundeswehr-Angehörige haben beschlossen, über die Weihnachtsfeiertage nicht nach Hause zu fahren, sondern das Gesundheitsamt weiter zu unterstützen. Allen Soldatinnen und Soldaten in Berlin Mitte und anderen Bezirken überbrachte der Kommandeur des Landeskommandos Berlin, Brigadegeneral Jürgen Karl Uchtmann, zusammen mit dem katholischen Militärdekan, Bernd F. Schaller heute ein kleines Weihnachtsgeschenk.
Noch wichtiger als das Geschenk, ein Kaffeebecher zur Erinnerung an den gemeinsamen Einsatz, waren vielleicht die Worte: „Dank und Anerkennung“ sprach der General den angetretenen Soldatinnen und Soldaten aus. Und der Militärseelsorger ergänzte, dass der Einsatz keineswegs selbstverständlich sei, doch für viele Menschen lebensrettend sein könne, indem Infektionsketten unterbrochen würden. „Sie schenken etwas, das nicht selbstverständlich ist – Ihre Zeit.“ Und: Die Botschaft von Weihnachten bedeute ja, zu helfen, Neuanfänge zu machen, auch „wenn Weihnachten in diesem Jahr ganz anders ausschaut“, so der Militärseelsorger.
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