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Im Auslandseinsatz bei UNIFIL – und auf einmal herrscht Krieg?

Am Donnerstag, 24.02.2022, herrschte gespannte Fassungslosigkeit. Es gab kaum ein anderes Gesprächsthema als Putins Angriff auf die Ukraine.

Direkte Auswirkungen auf das deutsche Einsatzkontingent bei UNIFIL sind bisher nicht spürbar. Hier bei der UN sind momentan auch keine Soldatinnen und Soldaten aus der Ukraine oder Russland eingesetzt. Unruhe löste allerdings die Meldung aus, dass die Korvette ERFURT nicht wie geplant die Korvette BRAUNSCHWEIG ablösen wird, sondern mit anderen Aufträgen nun die NATO verstärkt. Natürlich warten hier jetzt alle mit Spannung auf weitere Informationen, wie es für die Besatzung der BRAUNSCHWEIG weitergeht.

Auch wenn ich kein großer Karnevalist bin, wollte ich an diesem Wochenende beim Gottesdienst eigentlich etwas zum Karneval einbauen. Aus aktuellem Anlass habe ich dann jedoch den Schwerpunkt auf das Gebet um den Frieden gelegt. Als gläubige Christinnen und Christen können wir diesen unnötigen Krieg und das damit verbundene Leid nicht erklären. In der Predigt konnte ich nur versuchen, die Gefühle, die Fassungslosigkeit und all die Sorgen und Nöte in Worte zu fassen. Die Bibeltexte des Sonntags schienen mir wie auf die Situation geschrieben zu sein. Insbesondere die erste Lesung aus dem Buch Jesus Sirach, Kapitel 27,4-7, und das Evangelium nach Lukas, Kapitel 6,39-45,  lassen sich auf unser momentanes Erleben beziehen: Böses kommt zum Vorschein und lässt sich auch mit vielen Worten der Verdrehung nicht mehr verstecken.

„Er sprach aber auch in Gleichnissen zu ihnen: Kann etwa ein Blinder einen Blinden führen? Werden nicht beide in eine Grube fallen? Ein Jünger steht nicht über dem Meister; jeder aber, der alles gelernt hat, wird wie sein Meister sein. Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem eigenen Auge bemerkst du nicht? Wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Bruder, lass mich den Splitter aus deinem Auge herausziehen!, während du selbst den Balken in deinem Auge nicht siehst? Du Heuchler! Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge; dann kannst du zusehen, den Splitter aus dem Auge deines Bruders herauszuziehen. Es gibt keinen guten Baum, der schlechte Früchte bringt, noch einen schlechten Baum, der gute Früchte bringt. Denn jeden Baum erkennt man an seinen Früchten: Von den Disteln pflückt man keine Feigen und vom Dornstrauch erntet man keine Trauben.“

Lukas, Kapitel 6,39-45

Im gemeinsamen Gebet haben wir unserem Wunsch und unserer Hoffnung nach Frieden Ausdruck verliehen. Außerdem konnte ich jedem einen kleinen Engel aus Speckstein als Boten des Friedens mitgeben. Diese Engel finden nun ihren Platz auf Schreibtischen oder Nachtschränken und laden so immer wieder zum Innehalten und Gebet für den Frieden ein.
Besonders die Rede des Bundeskanzlers am Sonntag bei der Sondersitzung des Bundestages ist hier natürlich auf großes Interesse gestoßen. Was genau das für die Bundeswehr im Allgemeinen, die Marine und jede einzelne Soldatin und jeden einzelnen Soldaten bedeuten wird, wird sich erst noch zeigen.

Genauso wie der weitere Verlauf des Krieges nicht absehbar ist. Viele von uns befürchten, dass die Zeiten des Kalten Krieges wieder zurückkommen mit den Gegensätzen zwischen Ost und West.
Manches davon wirkt gerade hier im internationalen UN-Camp sehr unwirklich: Tagtäglich begegnen wir nicht nur Soldatinnen und Soldaten verschiedenster Nationen, sondern es gibt professionelle und gute Zusammenarbeit sowie (wegen Corona leider nur wenige) persönliche Begegnungen und Austausch. Dies ist für mich persönlich eine der größten Bereicherungen an diesem speziellen Einsatz: Die Internationalität der UN.

Vielleicht ein schwacher Trost in diesen bewegten Zeiten: Hier sehe ich, dass internationale Zusammenarbeit funktionieren kann, über alle Grenzen von Nationen, Religionen, Kulturen hinweg. Kooperation ist dabei nicht immer einfach – aber möglich – wenn man will!

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