„Die Zeit Gottes mitten in dieser Welt beginnt wieder einmal verheißungsvoll neu“

Militärbischof Franz-Josef Overbeck, im Hintergrund der Apostolische Exarch der katholischen Ukrainer des byzantinischen Ritus in Deutschland und Skandinavien, Bischof Bohdan Dzyurakh CSsR © KS / Doreen Bierdel
Militärbischof Franz-Josef Overbeck, im Hintergrund der Apostolische Exarch der katholischen Ukrainer des byzantinischen Ritus in Deutschland und Skandinavien, Bischof Bohdan Dzyurakh CSsR © KS / Doreen Bierdel
Eucharistie mit Militärbischof Franz-Josef Overbeck und Bischof Bohdan Dzyurakh CSsR, rechts am Altar © KS / Doreen Bierdel
Eucharistie mit Militärbischof Franz-Josef Overbeck und Bischof Bohdan Dzyurakh CSsR, rechts am Altar © KS / Doreen Bierdel
Am Gottesdienst haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Katholischen Militärseelsorge sowie Soldatinnen und Soldaten teilgenommen © KS / Doreen Bierdel
Am Gottesdienst haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Katholischen Militärseelsorge sowie Soldatinnen und Soldaten teilgenommen © KS / Doreen Bierdel

Militärbischof Overbeck deutet Zeitenwende in Kirche und Gesellschaft

Nach dem Angriffskrieg gegen die Ukraine muss nach den Worten des Katholischen Militärbischofs Franz-Josef Overbeck das Verhältnis von Politik und Religion neu bestimmt werden. Im Rahmen eines Gottesdienstes bei der Gesamtkonferenz der Katholischen Militärseelsorge erinnerte er an die Machthaber, die „Religion benutzen, um ihre Machtansprüche durchzusetzen“.

Predigt von Militärbischof Overbeck [PDF zum Herunterladen]

Das Leid der Menschen in der Ukraine prägt die diesjährige Gesamtkonferenz. Es gibt Vortäge und Diskussionen zur Geschichte und zur religiösen Situation des Landes. Darüber hinaus geht es um die Frage der Selbstverteidigung und der Legitimation von Gewalt. An dem Gottesdienst mit Militärbischof Overbeck hat auch der Apostolische Exarch der katholischen Ukrainer des byzantinischen Ritus in Deutschland und Skandinavien, Bischof Bohdan Dzyurakh CSsR, teilgenommen.

Christentum als Quelle für Freiheit und Demokratie

Militärbischof Overbeck warnte zudem in seinem Predigtmanuskript vor den nationalistischen Abgrenzungen, die aus politisch-religiösen Allianzen entstehen. Sie schadeten dem Glauben und der Kirche, so Overbeck. Vielmehr ginge es ihm darum, „nach einer neuen Form des Christentums zu fragen, die eine Quelle moralischer Inspiration für eine Kultur der Freiheit und der Demokratie sein könnte. Es kann dabei nicht um eine nostalgische Nachahmung der Vergangenheit gehen, weil wir zu respektieren haben, dass unsere Welt weder religiös noch kulturell einfarbig ist und sein wird, sondern in vielfacher Weise, plural und pluralistisch. Es geht um Neues!“, machte der Bischof deutlich.

Heilung als Auftrag 

Der Ursprung des Wortes Religion legt für Overbeck nahe, dass „die innere Kraft der Religion des Christentums für die Welt eine therapeutische ist“. Dabei liege die „Kraft im Hoffen, dass Menschen Heilung erfahren“ und „dass die Kraft der Gewalt aufhört“. Demnach könne es sein, dass der Beitrag von Christinnen und Christen nur ein kleiner ist, doch er trüge laut Overbeck dazu bei, dass die unendlichen Opfergeschichten der Welt ein Ende finden.

Bei den derzeitigen „Krankheiten des Nationalismus, Fundamentalismus und Populismus“ würde es darauf ankommen, das „heilende und die Wunden pflegende Potenzial der Religionen und vor allem des Christentums“ zu nutzen, heißt es dazu in seinem Predigtmanuskript. Nicht umsonst glaubten Christen „an den Gott, der in Jesus Mensch geworden ist und sich für uns hat tödlich verwunden lassen, damit wir durch seine Stellvertretung von unseren tödlichen Wunden erlöst werden.“

Wirklichkeit der Welt anerkennen und nach vorn schauen

Im Hinblick auf das Leben in demokratischen und pluralen Gesellschaften warnte er Christinnen und Christen auch davor, „ständig nach hinten zu schauen und Traditionen zu bemühen, um nach vorn zu kommen“. Als Teilnehmer des Synodalen Wegs der Katholischen Kirche in Deutschland ist ihm die „Anerkennung der Realität“ ein wichtiges Anliegen. 

Eine ernste Predigt, der die Vision für die Gegenwart nicht fehlte. Das Manuskript endet mit den Worten: „Die Zeit Gottes mitten in dieser Welt beginnt wieder einmal verheißungsvoll neu.“ Den Beginn der Zeit Gottes hat Franz-Josef Overbeck den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Katholischen Militärseelsorge schon aufgezeigt: Sie wird „eingeläutet mit spiritueller Kraft, mit der Kontemplation, der Stille des Betens zu Gott und des Hörens auf ihn, sowie mit einer neuen Achtsamkeit auf einen bescheidenen Lebensstil, auf die Armen und auf die Bedrängten.“
 

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