„Familie und Krieg“

Die Pädagoginnen Peggy Puhl-Regler (li.) und Alexandra Ressel (re.) überreichten der Wehrbeauftragten Eva Högl die Kinderbücher, die sie gemeinsam mit der Katholischen Militärseelsorge entwickelt haben. © KS / Jörg Volpers
Die Pädagoginnen Peggy Puhl-Regler (li.) und Alexandra Ressel (re.) überreichten der Wehrbeauftragten Eva Högl die Kinderbücher, die sie gemeinsam mit der Katholischen Militärseelsorge entwickelt haben. © KS / Jörg Volpers
Mitorganisatoren waren die Katholische und Evangelische Militärseelsorge. v.l.n.r.: Bernhard Felmberg, Evangelischer Militärbischof, Reinhold Bartmann, Militärgeneralvikar, Matthias Heimer, Militärgeneraldekan © KS / Jörg Volpers
Mitorganisatoren waren die Katholische und Evangelische Militärseelsorge. v.l.n.r.: Bernhard Felmberg, Evangelischer Militärbischof, Reinhold Bartmann, Militärgeneralvikar, Matthias Heimer, Militärgeneraldekan © KS / Jörg Volpers

Workshop der Wehrbeauftragten und der Militärseelsorgen für Soldatinnen und Soldaten

Berlin. Wie steht es um die Vereinbarkeit von Familie und Dienst bei der Bundeswehr? Beim „Workshop Familie und Dienst 2022“ kam auf den Tisch, was Soldatinnen und Soldaten gerade belastet. Das ist nicht wenig: Corona, Amtshilfe, NATO Response Force (NRF), Familienleben und Kinderängste.

Eingeladen hatten die Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestags, Eva Högl, sowie die Katholische und Evangelische Militärseelsorge. Mit dabei waren Soldatinnen und Soldaten aller Dienstgrade, Gleichstellungsbeauftragte, zivile Mitarbeiterinnen der Bundeswehr sowie Mitarbeiter des Büros der Wehrbeauftragten und Seelsorgepersonal.

Belastungen von Corona bis Krieg

Wehrbeauftragte Högl kündigte an, die Anliegen und Forderungen der Soldatinnen und Soldaten in den Bundestag einzubringen. Im Plenum und in den Arbeitsgruppen ging es zur Sache: Den unzähligen Amtshilfe-Einsätzen im Inland, den persönlichen Belastungen der Corona-Pandemie wie Kinderbetreuung im Homeoffice, den wartenden Aufgaben am Standort, folgte unmittelbar der Angriff auf die Ukraine und die Verstärkung der NATO-Truppen in Osteuropa.

Dem Empfinden eines Teilnehmers nach müsste die Veranstaltung eher „Familie und Krieg“ heißen, sagte er. Zu groß sind die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine: Viele der anwesenden Soldatinnen und Soldaten sind Teil der NATO Response Force (NRF), der schnellen Eingreiftruppe der NATO. Bis 2024 soll sie innerhalb der Bundeswehr auf 16.000 Soldatinnen und Soldaten anwachsen. Bei einem Angriff wären diese Truppen innerhalb weniger Tage im Kriegsgebiet einsatzbereit.

Müssen beide Eltern in den Einsatz?

Für Bundeswehr-Angehörige, die gemeinsame Kinder haben, sei nicht ausreichend geregelt, ob beide Partner, wenn sie der NRF angehören, gleichzeitig in den Einsatz gehen müssen, kritisierten die Teilnehmenden. Damit verbunden sei die drängende Frage, wer sich dann um die Kinder kümmert, besonders im Fall von Verwundung und Tod. Auch für Alleinerziehende ist die Frage der Kinderbetreuung und des Sorgerechts ein Hindernis, in den Einsatz zu gehen oder für die NRF bereit zu sein.

Der Workshop zeigte: Krieg ist kein Wort mehr von früher, sondern ein naher Zustand. Das bleibt auch den Kindern von Soldatinnen und Soldaten nicht verborgen. Sie haben Fragen zu den Nachrichten, die sie hören und zu den oft verstörenden Bildern aus Kriegsgebieten, die sie in den Medien aufschnappen.

Mit Kindern über den Krieg reden

Wie können Eltern damit umgehen? Wie können Soldatinnen und Soldaten reagieren, wenn Kinder wissen wollen, ob Mama oder Papa jetzt in den Krieg zieht, töten muss oder getötet wird?

Antworten hatten die Pädagoginnen Alexandra Ressel und Peggy Puhl-Regler vom Zentralinstitut für Ehe und Familie der Katholischen Universität Eichstätt. Sie erklärten den Teilnehmenden, dass Kinder den Krieg und den Beruf der Eltern je nach Alter unterschiedlich wahrnehmen. 

Kleinkinder und Schulkinder können das, was sie beschäftigt, verunsichert und ihnen Angst macht, nur zum Teil kommunizieren. Dann sei es für Eltern wichtig, die Äußerungen und Verhaltensweisen der Kinder ernst zu nehmen und zu versuchen, ihnen auf den Grund zu gehen. 

Kinderbücher und Broschüren

Ausführliche Tipps finden Eltern in der Broschüre „Mit Kindern über den Krieg reden“, die Alexandra Ressel, Peggy Puhl-Regler und Peter Wendl vom Zentralinstitut für Ehe und Familie in der Gesellschaft (ZFG) entwickelt haben. Die Pädagoginnen verteilten auch die Kinderbücher „Lena und Mamas Auslandseinsatz“ und „Lena und Papas Auslandseinsatz“ an die Soldatinnen und Soldaten. Die in Zusammenarbeit mit der Katholischen Militärseelsorge entstandenen Publikationen können Soldatenfamilien helfen, mit ihren Kindern über Trennung und Auslandseinsatz zu sprechen.

Alle Broschüren und Bücher erhalten Soldatinnen und Soldaten kostenlos bei ihrem Katholischen Militärpfarramt.

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