Die ultimative Verhaltensprobe für Soldaten

Buch „Charakter – Haltung – Habitus. Persönlichkeit und Verantwortung in der Bundeswehr“ © KS / Norbert Stäblein
Buch „Charakter – Haltung – Habitus. Persönlichkeit und Verantwortung in der Bundeswehr“ © KS / Norbert Stäblein
Generalmajor Georg Klein sprach aus der Perspektive von Soldatinnen und Soldaten © KS / Norbert Stäblein
Generalmajor Georg Klein sprach aus der Perspektive von Soldatinnen und Soldaten © KS / Norbert Stäblein

Buchvorstellung im Katholischen Militärbischofsamt

Im Katholischen Militärbischofsamt (KMBA) in Berlin wurde am Donnerstagabend das Buch „Charakter – Haltung – Habitus. Persönlichkeit und Verantwortung in der Bundeswehr“ vorgestellt. So der Titel eines Sammelbandes, der von den Herausgebern Angelika Dörfler-Dierken und Christian Göbel herausgegeben wird. Sie wurden von Militärgeneralvikar Monsignore Reinhold Bartmann als Gastgeber im KMBA begrüßt: „Sie haben sich freiwillig in ein katholisches Haus begeben und das an einem Tag, an dem der selige Pater Rupert Mayer für sein Haltung im Nationalsozialismus geehrt wird“. Damit hatte er den Impuls zum Buchtitel gesetzt. Für die Soldatinnen und Soldaten kommentierte Generalmajor Georg Klein Inhalte des Buches aus der Sicht eines militärischen Führers. „Gerade jetzt sind Fragen nach Charakter, Haltung und Habitus aktuell“, bemerkte er mit sorgenvollem Blick auf den Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Gewissensgeleiteter Gehorsam

Der Sammelband beinhaltet Beiträge und unterschiedliche Ansätze zur Debatte um neue Formen ethischer Bildung in der Bundeswehr, an der sich die Militärseelsorge intensiv beteiligt. Darüber hinaus wird die gesellschaftliche Rolle von Soldatinnen und Soldaten beleuchtet und die Persönlichkeitsbildung im Militär angesprochen. „… Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr (wird) … Gewissensfreiheit eingeräumt; sie werden nicht zu einem blinden, sondern zu einem ethisch prüfenden oder „gewissensgeleiteten Gehorsam“ verpflichtet.“ stellen Dörfler-Dierken und Göbel in der Einführung fest. Da es sich bei den Inhalten unter anderem um ethische Bildung und Gewissen dreht, waren die Räumlichkeiten der Katholischen Militärseelsorge der geeignete Rahmen für die Buchvorstellung.

Die Gewissensbegleitung nahm auch General Klein auf. Er sagte, er habe den „Prozess der Veränderung an sich selbst erlebt“. Damit machte er aus dem gedruckten Wort des Sammelbandes eine persönliche und für andere erlebbare Erfahrung. Im Sammelband bauen sich darum herum weitere Aspekte auf. Stichworte wie „Innere Führung“ oder „Lebenskundlicher Unterricht“ finden Aufmerksamkeit. Dirk Ackermann, Leitender Militärdekan und Referatsleiter im Evangelischen Kirchenamt, hat sich ihrer angenommen: „Seine These lautet, dass gerade ethische Bildung derselben Freiheit von militärischer Hierarchie und Beurteilung bedürfe wie der Lebenskundliche Unterricht“. Auch die die Erklärung der Deutschen Bischöfe aus dem Jahr 2005, in der Soldaten als „Diener des Friedens“ angesprochen sind, ist schon im Vorwort aufgeführt.

Einsatz als Verhaltensprobe

In einer anschließenden Aussprache unter Mitautoren und Gästen wurden die Stichworte ethische Bildung und Innere Führung aufgegriffen und kontrovers diskutiert. Thomas Elßner, Referatsleiter Seelsorge im KMBA, hatte als Moderator alle Hände voll zu tun, um die Redebeiträge zu organisieren. So war unter anderem die Frage, wer ethischen Unterricht erteilen solle, Thema für Anregungen, für Pro und Contra verschiedener Modelle. Argumente. Dank der eindrücklichen Aussagen von General Klein standen sowohl soldatische als auch seelsorgliche Standpunkte im Zentrum: „Einsatz und Gefecht sind ultimative Verhaltensproben für Soldatinnen und Soldaten“ führte der General vor Augen. „Halt können Kameraden, die Familie und Gott geben“. 

Die Themen des Sammelbandes sind gemeinsames Gut und die Basis für andauernde Weiterentwicklung in der Bundeswehr wie auch in der und durch die Militärseelsorge. So hat die Katholische Militärseelsorge in der aktuellen Ausgabe des Monatsmagazins Kompass 11/2022 auf Seite 17 einen Aspekt aufgegriffen: „Persönlichkeit schafft Persönlichkeiten“ tituliert Heinrich Dierkes vom Zentrum für Ethische Bildung in den Streitkräften (zebis) seinen Beitrag.


Zu den Herausgebern:

Angelika Dörfler-Dierken hat eine Professur am Fachbereich Evangelische Theologie an der Universität Hamburg und führt zurzeit ein Projekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft /(DFG) zur Geschichte der Militärseelsorge durch. Als Professor für Philosophie und Theologie ist Christian Göbel Inhaber des D’Alzon-Stiftungslehrstuhls an der Assumption University in Worcester, MA, in den Vereinigten Staaten. Beide Herausgebenden haben eine Verbindung zur Bundeswehr und zum Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) in Potsdam, wo die Reihe herausgegeben wird. Angelika Dörfler-Dierken leitete den Projektbereich Innere Führung – Ethik – Militärseelsorge und Christian Göbel ist Oberstleutnant der Reserve und leistet im ZMSBw seinen Reservistendienst.

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