Zuhören, Nachdenken, Mitreden

Blick auf die Hauptbühne beim Katholikentag in Stuttgart © KS / Doreen Bierdel
Blick auf die Hauptbühne beim Katholikentag in Stuttgart © KS / Doreen Bierdel

Soldatinnen und Soldaten beim Katholikentag

Menschen in der Kirche sollten öfter mit Soldatinnen und Soldaten reden, statt nur über sie, war der Vorschlag eines Teilnehmers des 102. Deutschen Katholikentags in Stuttgart. Dazu gab es zumindest auf dem Katholikentag viele Gelegenheiten – und sie wurden genutzt. 

Unter dem Dach der Katholischen Militärseelsorge gab es viele Veranstaltungen wie Podiumsdiskussionen und Werkstätten zum Mitmachen. Katholische Soldatinnen und Soldaten diskutierten mit anderen Teilnehmenden über politische und militärische Möglichkeiten für mehr Frieden, über die Grenzen von Diplomatie oder zukünftige Sicherheitsrisiken.

Werkstatt: Das 5. Gebot halten?

Darf man zulassen, dass andere Menschen verwundet oder getötet werden, um das Ideal der eigenen Gewaltlosigkeit zu erfüllen? Was erleiden Soldatinnen und Soldaten in ihrer Seele, wenn sie im Einsatz sind und wie kann ihnen geholfen werden? – Diesen Fragen stellten sich Mitglieder der Gemeinschaft Katholischer Soldaten in der Werkstatt „Das 5. Gebot halten? – Wenn andere deshalb getötet werden?“ mit rund 50 Teilnehmenden des Katholikentags.

Sicherheitsrisiko Klimawandel

Beim Podium „Sind wir noch zu retten? Antworten auf das Sicherheitsrisiko Klimawandel“ des zebis diskutierten ein Verteidigungsminister, ein Sozialethiker und Menschen aus dem Publikum, wie sich der Klimawandel auf internationale Sicherheit auswirkt. Wenn Gebiete aufgrund von Dürre oder steigender Meeresspiegel unbewohnbar werden, müssen Menschen migrieren. Auch die Flächen, die für Landwirtschaft genutzt werden können, werden kleiner. Insgesamt erhöhen Fluten, Hitze oder Waldbrände den Stress von Bevölkerungen. Das führt zu sozialen Konflikten, zu Konflikten um Nahrungsmittel und Wasser bis hin zu Terrorismus.

Militärbischof: Gewaltanwendung nur zur Wiederherstellung von Frieden

Militärbischof Franz-Josef Overbeck stellte in einem Gottesdienst klar, dass beim Einsatz militärischer Gewalt nur die Wiederherstellung von Frieden das Ziel sein darf. Am christlichen Ideal, Gewalt nicht mit Gewalt zu erwidern, hält er fest. Es sei „für Einzelne möglich, für manche nötig“. Jedoch kann es seinen Worten zufolge nicht für die Allgemeinheit vorausgesetzt und nicht von anderen Menschen eingefordert werden. Gewaltanwendung ist für ihn legitim, wenn es um den Schutz von Menschen geht. Ausdrücklich dankte er den Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr für ihren Einsatz für Sicherheit und Frieden.

Beim Planspiel „Ach und Krach in Stelzenbach“ der aktion kaserne diskutierten 25 junge Leute über die Auswirkungen von Waffenexporten. Darüber hinaus gab es Podiumsdiskussionen über den Umgang mit Autokraten in unserer Zeit oder über die Lehren aus dem zwei Jahrzehnte dauernden Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan.

Der 102. Deutsche Katholikentag endet am Sonntag. Etwa 25.000 Besucherinnen und Besucher nahmen an den Veranstaltungen über kirchliche und soziale Themen teil. Es gab zusätzliche Veranstaltungen zum Angriffskrieg gegen die Ukraine und eine Friedensdemonstration.

Nachrichtenarchiv