„Friede soll mit euch sein ...! Nicht so, wie ihn die Welt euch gibt, Gott selber wird es sein.“ Mit diesem ursprünglich polnischen Friedenslied, gesungen im Gottesdienst im Zeltlager mit Militärbischof Franz-Josef Overbeck, wurde das Thema seiner Predigt erneut aufgegriffen. Er hatte zu Beginn betont: „Der Friede liegt nicht (nur) in unseren Händen – er muss uns von Gott geschenkt werden.“
Der Gottesdienst am Samstagmorgen während der Internationalen Soldatenwallfahrt in Lourdes ist traditionell der Mittelpunkt für die Wallfahrerinnen und Wallfahrer aus Deutschland, wenn alle angekommen sind und sich ein wenig eingelebt haben. Und es ist die Gelegenheit, bei der der Katholische Militärbischof für die Deutsche Bundeswehr die Soldatinnen und Soldaten am intensivsten erreicht. Wie zu erwarten, nahmen der Unfriede in der Welt und vor allem der aktuelle Krieg in der Ukraine breiten Raum in der Predigt ein.
Gewaltverzicht kann man einfordern
Dabei ging es jedoch nicht in erster Linie um Politik, sondern um Jesus Christus, der für die Zeit nach seiner Auferstehung und Himmelfahrt seinen Heiligen Geist zugesagt hatte. Bischof Overbeck: „Wir sollen aus diesem, seinem Geist leben – und so leben wie Jesus!“ Für die Angehörigen der Streitkräfte griff er das Paradox auf, dass sie – als letzte Möglichkeit – Gewalt anwenden müssen, um für Frieden zu sorgen. Dabei legte Overbeck Wert darauf, dass man die Entscheidung zum Gewaltverzicht nur für sich selbst fassen, sie aber nicht für andere treffen kann – gerade als Verantwortungsträger.
Predigt von Militärbischof Overbeck als PDF
„Alle Kriege und alle Gewalt, die Menschen zu Opfern machen, sind weder ein Gotteskampf noch Teufelslist, sondern Menschenwerk! Sie können und sie müssen darum auch mit menschlichen Kräften beendet werden. Es gilt die Heilige Schrift: Friede entsteht da, wo das Werk der Gerechtigkeit und der Versöhnung beginnt“, so Overbeck wörtlich. Er erinnerte daran, dass dies nicht einfach sei, indem er Bezug nahm auf die bekannte Rede von Winston Churchill vor 82 Jahren, am 13. Mai 1940, in der dieser „Blut, Schweiß und Tränen“ angekündigt hatte.
Gebete für die Menschen in der Ukraine
In den Fürbitten wurde für die Menschen in der Ukraine und auf der Flucht gebetet, darüber hinaus auch für die Betroffenen der vielen anderen Konflikte und für die Soldatinnen und Soldaten im Auslandseinsatz und die Militärseelsorgenden, die sie begleiten.
Klangvoll mitgestaltet wurde der Gottesdienst durch das Heeresmusikkorps Hannover. Zum Abschluss segnete der Militärbischof eine große Gedenkkerze, die später in den Heiligen Bezirk von Lourdes getragen wurde, und rund zehn kleinere, die Hinterbliebene von Gefallenen am Vortag gestaltet hatten.
Militärpfarrer: Schutz von Menschen notfalls mit Waffen
Im Anschluss äußerte sich Brigadegeneral Gerhard Klaffus, derzeit Verteidigungsattaché im Militärattachéstab der Deutschen Botschaft in Paris und vorher u. a. mehrere Monate Kommandeur im Afghanistan-Einsatz, sehr positiv über die Ansprache unter der Überschrift „Meinen Frieden gebe ich euch“. „Ich empfand die Predigt als sehr aktuell, gerade im Bezug zur Ukraine, aber zugleich ausgewogen zwischen politisch und geistlich“, so der General. „Es war ein wichtiger Hinweis, dass Verantwortung oft auch Belastungen und schwierige Entscheidungen mit sich bringt.“
Militärpfarrer Andreas Bronder sagte: „Militärbischof Overbeck hat deutlich herausgearbeitet, was heute ‚Responsibility to protect (R2P)‘ genannt wird. Dass nicht nur, aber vor allem die Soldatinnen und Soldaten im Auftrag der Politik eine ‚Verantwortung zum Schutz‘ tragen – und dass dazu auch Waffen geliefert und notfalls eingesetzt werden müssen.“