Bischof Overbeck appelliert an Menschlichkeit

Der Katholische Militärbischof Franz-Josef Overbeck predigt bei der Vollversammlung des Katholikenrats, den Tagen der Begegnung. © KS / Doreen Bierdel
Der Katholische Militärbischof Franz-Josef Overbeck predigt bei der Vollversammlung des Katholikenrats, den Tagen der Begegnung. © KS / Doreen Bierdel
Soldatinnen und Soldaten engagieren sich ehrenamtlich im Katholikenrat des Katholischen Militärbischofs. © KS / Doreen Bierdel
Soldatinnen und Soldaten engagieren sich ehrenamtlich im Katholikenrat des Katholischen Militärbischofs. © KS / Doreen Bierdel

Treffen von ehrenamtlich engagierten Soldatinnen und Soldaten

In der unter Hygieneregeln vollen Schlosskirche in Lutherstadt Wittenberg predigte Bischof Franz-Josef Overbeck vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine, den Auswirkungen von Corona auf die Menschen und mit Blick auf den Machtmissbrauch in der katholischen Kirche. Der Katholische Militärbischof nahm die verheerenden Wirkungen dieser Faktoren auf, um eindringlich an das Wesen der Gesellschaft zu erinnern: „Mach’s wie Gott, werde Mensch!“

Gemeinschaft verändert sich

Der Bischof war zur Vollversammlung des Katholikenrats beim Katholischen Militärbischof gekommen, um den Soldatinnen und Soldaten Mut in Ihrem Dienst zu machen, aber auch, um Erwartungen an die Laien hinsichtlich deren Beratungstätigkeit zu richten. Am Vormittag skizzierte er, welchen Einflüssen sich die katholische Kirche in Zukunft stellen muss. So würden Menschen die Kirche vermehrt nicht mehr als Gemeinschaft erleben, was unter anderem wegen der Umgliederung von Pfarrgemeinden zu Entfremdung führe. Aber auch aktuelle Anlässe, die besonders den soldatischen Dienst betreffen, griff er auf. Krieg in unmittelbarer Nähe belastet Soldaten, Soldatinnen und Familien.

Predigt von Militärbischof Franz-Josef Overbeck als PDF

Für die Menschlichkeit eintreten

Die Unmenschlichkeit dieses Angriffskrieges russischer Truppen habe ihn sprachlos gemacht. „Menschlichkeit ist etwas Großes“, sagte Overbeck, habe aber auch Schattenseiten: „Es bedeutet gerade auch für die Soldatinnen und Soldaten, dass sie von ihrer Intention her mit ihrem Handeln nur eines wollen dürfen und müssen, nämlich sich dafür einzusetzen, Frieden zu stiften. Aus diesem Grund ist auch mit allem Tun, das mit Gewalt verbunden sein kann, unbezweifelbar immer eine Tragik verbunden“. Mit der Botschaft der Heiligen Schrift ginge es im Kern der biblischen Perspektiven immer um Optionen und Chancen, Feindschaften zu überwinden. „Da, wo andere die Menschen mit Füßen treten und auszulöschen versuchen, lebt echte Menschlichkeit anderer“, ermunterte Bischof Overbeck.

Erneuerung ist möglich

Den Machtmissbrauch in der Kirche sparte der Bischof nicht aus: Eine glaubwürdige Erneuerung und Umkehr sei nur möglich, „wenn dieses Tun die Kräftigkeit ihrer Menschlichkeit im Umgang mit den Betroffenen, mit den Verdrängten und mit den nicht Gesehenen durch Zeichen der Demut, der Achtsamkeit und der Annahme bestätigt“. Überhaupt: Missbrauch, Corona, Hochwasser, Rückverlegung aus Afghanistan, weiterlaufende Einsätze der Bundeswehr und brandaktuell die furchtbaren Angriffe auf Ukrainerinnen und Ukrainer bleiben nicht ohne Folgen für die Menschen. Sie würden das Zusammenleben heftig verändern und einer Antwort darauf bedürfen.

Trotz allem oder gerade deswegen sei es unbedingt wichtig, „dass wir als Kirche angesichts solcher ethischer Dilemmata und der damit einhergehenden Abwägungsprozesse niemals unsere prophetisch-kritische Stimme verlieren und uns in Ideologien verstricken. Wir dürfen niemals religiöse Argumente nutzen, um autoritäre und repressive politische Systeme zu unterstützen“, blickte Overbeck auf den Krieg in der Ukraine.

Die christliche Kraft

Umso wichtiger sei es, Mensch zu bleiben, Menschlichkeit zu leben und zu teilen: „Es geht darum, für Gott empfängliche Menschen zu sein, die sich auf das Verheißungspotenzial dessen einlassen, was Gott für uns, mit uns und durch uns will“, sagte Bischof Overbeck. „Maria formuliert es sehr einfach: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast“. Es geht um den Menschen in seiner Menschlichkeit, der sein „Ja zu Gott spricht“, ermutigte er die Soldatinnen und Soldaten in der Schlosskirche. Als Katholischer Militärbischof weist immer wieder darauf hin, dass die Soldatinnen und Soldaten in den christlichen Werten eine Unterstützung erfahren, die ihnen durch Seelsorgerinnen und Seelsorger vermittelt würden. Gerade in der Vermischung von dienstlichem und privatem Lebensumfeld steht die Katholische Militärseelsorge immer an der Seite der Menschen.

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