Direkt zur Hauptnavigation springen Direkt zum Inhalt springen Jump to sub navigation

„Das biblische Böse erleben“

Tage der Begegnung des Katholikenrats in Würzburg

Zu ihren Tagen der Begegnung trafen sich die Mitglieder des Katholikenrats im Würzburger Kloster Himmelspforten. Der erste Tag war der Vollversammlung des Laiengremiums vorbehalten, der zweite einer Annäherung an das Jahresthema „Zeitenwende“, also der Neuausrichtung der Bundeswehr hin zur Landes- und Bündnisverteidigung mit ihren vielfältigen Auswirkungen auf Dienst und Alltag. Vor allem aber war dieser Tag ein Tag der Begegnung mit dem Katholischen Militärbischof Franz-Josef Overbeck.

Dieser musste gleich zu Beginn des Tages Abschied nehmen. Abschied von Oberst i.G. Burkhard Köster, der aus dem aktiven Militärdienst ausgeschieden ist und deshalb auch eine Aufgabe abgeben musste, die er im Auftrag der Militärseelsorge übernommen hatte. Seit 2017 war Köster Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken, einer der wenigen Uniformträger in diesem Gremium. Die Militärseelsorge wusste sich durch Oberst Köster bestens vertreten, sagte der Bischof. Soldaten hätten es im ZdK nicht immer leicht, doch durch „Ihre freundliche, verbindliche und brückenschlagende  Art“ hatte die Militärseelsorge einen guten Stand. Oberst Köster habe während seiner Zeit im ZdK viel für die Soldaten geleistet, würdigte Militärbischof Overbeck.

Mit „viel Herzblut“ habe sich Köster auch im Synodalen Weg engagiert. Die Kirche stehe vor ähnlichen Problemen wie die Bundeswehr, sagte der Bischof und spielte damit nicht nur auf anstehende Veränderungsprozesse an. „Der Mangel an Priestern wird in der Militärseelsorge bald sehr, sehr sichtbar werden.“ Gleichwohl erfülle die Militärseelsorge eine wichtige Funktion und werde von den Soldatinnen und Soldaten nachgefragt. Aufgabe der Seelsorger sei es, für das Wohl der Soldaten da zu sein, „weil sie das von uns erbitten“.

Doch nicht nur Seelsorgerinnen und Seelsorger fehlen, auch die Zahl derer, die sich ehrenamtlich in den Laiengremien engagieren, sinke. „Die Menschen sind müde“, sagte der Bischof, „die klassischen Strukturen kommen an ihr Ende“.  Nun gelte es darüber nachzudenken, wie künftig Laienseelsorge und Vertretungen organisiert werden können. „Ich möchte Sie einladen, sich freizumachen von alten Strukturen. Lösen Sie sich von dem, was mal war.“

Die Organisation des Neuen ist auch die Aufgabe von Generalmajor Ruprecht von Butler, dem Kommandeur der 10. Panzerdivision. Im Rahmen des Konzepts „Division 2025“ soll die Division zu einem kaltstartfähigen und schlagkräftigen Großverband umgebaut werden. Er stellte in seinem eindrücklichen Vortrag den Delegierten das Jahresthema Landes- und Bündnisverteidigung aus soldatischer Sicht vor und sprach über seine persönlichen Zeitenwenden, die er in den vergangenen Jahren erlebt habe: die politische Wende 1989, die Terroranschläge vom 11. September 2001 in den USA und den Beginn der Afghanistan-Einsätze. „Wir haben reagiert,“ sagte der General und stellte mit seiner folgenden Frage gleich die Verbindung zur „Zeitenwende“ her: „Aber haben wir gesamtgesellschaftlich reagiert?“

Die Antwort darauf blieb offen. Der Militärseelsorge aber hatte der General, selbst evangelischer Christ, indes einiges mitzuteilen. Die Militärseelsorge spiele eine wichtige Rolle für die Erhaltung und Erhöhung der Einsatzbereitschaft der Truppe, denn ein Soldat, der die Hoffnung hat, dass es über den Tod hinaus noch etwas gibt, der habe im Einsatz noch eine zusätzliche Kraft. Im Hinblick auf die Landes- und Bündnisverteidigung halte er es für wichtig, dass die Militärseelsorge noch stärker in Übungen eingebunden werde.

Denn der Ukrainekrieg zeige, dass „wir uns wieder mit Krieg in Europa auseinandersetzen müssen“. Seiner Einschätzung nach habe ein „Zeitalter der Konfrontationen“ begonnen, auf das sich Bundeswehr und Gesellschaft einstellen müsse. Zur Situation in der Ukraine selbst und zum Umgang damit fand General von Butler deutliche Worte: „Was wir dort erleben, ist das biblische Böse.“ Deshalb mache sich schuldig, wer nicht bereit sei, für die Schwachen einzustehen.

In drei Arbeitsgruppen vertieften anschließend die Teilnehmer das Thema. Sarah Delere vom Institut für Theologie und Frieden (ithf) bearbeitete gemeinsam mit den Soldatinnen und Soldaten das Themenfeld „Sicherheit – Verteidigungspolitik“, Oberst i.G. Harald Lamatsch vom Zentrum Innere Führung war für den Bereich „Mensch – Soldat – Führung“ zuständig, Militärdekan Msgr. Bernward Mezger und Pastoralreferentin Maike Seelhorst für die Militärseelsorge.

Das Jahresthema will der Katholikenrat nun in die Bundeswehr tragen und an den Standorten weiter diskutieren. Unterstützt wird das durch ein Plakat, das Norbert Stäblein, der Leiter der Pressestelle im Militärbischofsamt, den Delegierten vorstellte und das nun an die Standorte versandt wird.

Zum Abschluss der Tage der Begegnung feierte Militärbischof Franz-Josef Overbeck mit den Delegierten des Katholikenrats ein Pontifikalamt. In seiner Predigt ging der Bischof auf Papst Franziskus ein, der vor genau elf Jahren gewählt wurde. Der Bischof sprach über das Leiden in der Welt und fragte angesichts des Kriegs in der Ukraine: „Bist du den Leidenden nahe?“ Er sprach aber auch über die Hoffnung, denn diese sei der Modus der Zuversicht. „Denn wenn wir bei Gott sind, kann das Kräfte mobilisieren.“

Bereits am ersten Tag in Würzburg, der Vollversammlung, wurde über „Zeitenwende“ und Neuausrichtung der Landes- und Bündnisverteidigung diskutiert.

Es sei ein spannendes Thema, sagte Artur Wagner, der Leitende Militärdekan aus München, in seiner Begrüßung. In dieser Neurichtung träfen religiös-spirituelle Themen auf das Lebensumfeld der Soldatinnen und Soldaten. Eine Herausforderung sei das Jahresthema aber auch in anderer Hinsicht. „Uns weht der Wind entgegen“, sagte Wagner – somit sei es auch an der Zeit, an der Kommunikation nach außen und an der Vernetzung nach innen zu arbeiten.

Einen Hinweis, den Oberstleutnant Ulrich Schäffer, der Vorsitzende der Gemeinschaft Katholischer Soldaten, gerne aufgriff. Auch er sprach von einer Herausforderung und sagte: „Wir bieten Expertise und Manpower an.“

Oberstleutnant Gereon Gräf, der Vorsitzende des Katholikenrats, zog eine Bilanz des vergangenen Jahres und sagte für die Zukunft, vor allem im Hinblick auf die einzelnen Fachbereiche innerhalb des Katholikenrats: „Wir wollen inhaltlich arbeiten.“

Militärgeneralvikar Msgr. Reinhold Bartmann sprach ebenfalls von der Zeitenwende, die für ihn aufgrund ihrer gravierenden Folgen allerdings eher eine Epochenwende oder ein Epochenbruch sei. Auch angesichts der Kriege und Auseinandersetzungen in vielen Teilen der Welt sei die Aufgabe für die Militärseelsorge klar: „Wir haben die Soldatinnen und Soldaten zu begleiten, Seelsorge betreiben und Sakramente zu spenden, bei allem, was da kommen mag.“ Dieser pastorale Dienst sei die Grundlage der Militärseelsorge, „und dieser Dienst wird fordernder werden und dieser Dienst wird Lücken reißen“, sagte der Generalvikar angesichts der Situation in Kirche und Bundeswehr. Doch es bestehe auch Grund zur Zuversicht, denn: „Wir können Hoffnung schenken, weil wir selber aus einer Hoffnung leben.“

Wie sich die Zeitenwende insbesondere auf die Auslandseinsätze der Bundeswehr auswirkt, verdeutlichte der Leitende Militärdekan Msgr. Joachim Simon auf, Berichte aus Verwaltungsrat und den einzelnen Fachbereichen zeigten die verschiedenen Tätigkeitsfelder des Katholikenrats auf.

Über die Arbeit im Zentralkomitee der deutschen Katholiken und den Synodalen Weg berichtete Oberst a.D. Burkhard Köster. Ziel sei es, Entscheidungen auf eine möglichst breite Basis zu stellen. Alle Getauften und Gefirmten hätten einen priesterlichen Auftrag, sie könnten beteiligt werden. Ähnliches gelte für die Arbeit der Militärseelsorge. Hier könne man überlegen, ein aus Haupt- und Nebenamtlichen bestehendes Beratungsgremium für den Militärbischof zu installieren. „Das hätte bestimmt eine hohe Akzeptanz.“

Theo Weisenburger

Soldat – Mensch – Christ

Einem Thema, das die Bundeswehr vor ganz besondere Herausforderungen stellen wird, will sich der Katholikenrat beim Katholischen Militärbischof in diesem Jahr widmen: „Soldatinnen und Soldaten in der Landes- und Bündnisverteidigung“.

Weitere Informationen: Soldat – Mensch – Christ 

Katholikenrat beim Katholischen Militärbischof

Der Katholikenrat beim Katholischen Militärbischof übernimmt eine Beratungsfunktion für den Katholischen Militärbischof. Er fördert und koordiniert die Kräfte des Laienapostolats im gesamten Bereich der Katholischen Militärseelsorge und vertritt die Anliegen der Katholiken in der Öffentlichkeit. Er entsendet Vertreter in das Zentralkomitee der deutschen Katholiken.

Weitere Informationen: Militär Katholikenrat.de