Weltfriedenstag im Kölner Dom:

„Stärker als alle Waffen ist unser Gebet“


Schwerter zu Pflugscharen – dafür stand die Friedensbewegung der DDR.  Während seiner Berliner Jahre habe er bewegte Zeugnisse davon vernommen, wie die Menschen mit ihrem festen Glauben letztlich der SED-Herrschaft ein Ende gesetzt haben. Das sagte Kardinal Rainer Maria Woelki am Donnerstag, 18.1.2024, in seiner Predigt anlässlich des Weltfriedenstages. Beim Internationalen Soldatengottesdienst im Hohen Dom zu Köln sprach der Erzbischof zu den Soldatinnen und Soldaten über den Pazifismus, der sich aus diesem Bibelspruch ableiten lässt. Für Pazifisten sei demnach klar, dass Gewalt niemals mit Gewalt beantwortet werden dürfe.

Bedeute das nun auch, dass die Soldatinnen und Soldaten mit ihrem Beruf aus christlicher Sicht ethisch fragwürdig handeln, fragte der Kardinal und gab darauf selbst die Antwort: Nein, das bedeutet es nicht. 

Internationaler Soldatengottesdienst seit 1977 in Köln

Der Welttag des Friedens geht zurück auf Papst Paul VI. und wird immer am 1. Januar gefeiert. Die Militärseelsorge als „Kirche unter den Soldaten“ greift dieses Anliegen auf und lädt mit den örtlichen Bischöfen zum Internationalen Soldatengottesdienst anlässlich des Weltfriedenstages ein. In Köln wird der Internationale Soldatengottesdienst seit 1977 gefeiert. Organisiert wird der Gottesdienst vom Leiter des Katholischen Militärdekanats Köln, Msgr. Rainer Schnettker, und seinem Team. In diesem Jahr hatten sie allerdings mit erschwerten Bedingungen zu kämpfen. Das angekündigte und zum Teil auch eingetroffene Schneechaos hatte viele Besucher an der Fahrt nach Köln gehindert, unter anderem das Musikkorps der Bundeswehr aus Siegburg. Die Musiker wurden jedoch würdig vertreten vom Organisten des Kölner Doms und dem Projektchor Wahn.  

Doch auch wenn die Reihen im Kölner Dom nicht so gut gefüllt waren wie in den Jahren zuvor, so hatte doch der Leitende Militärdekan Schnettker zu Beginn des Gottesdienstes die Hoffnung, „dass unsere Bitte um Frieden zum Himmel stürmen möge“. 

Ähnlich formulierte später auch Kardinal Woelki: „Stärker als alle Waffen ist unser Gebet“, weil wir damit Gott bestürmen, der allein Mittel und Wege kennt, die wir nicht kennen. Krieg und Gewalt seien immer ein Übel, gleichwohl sei eine gewaltsame Verteidigung aus Notwehr als letztes Mittel zu tolerieren. Diese Verteidigung müsse durch eine legitime Autorität erlaubt sein und einen gerechtfertigten Grund, ein realistisches Ziel sowie eine moralisch gute Intention aufweisen.

„Das Ziel solch eines gerechtfertigten Krieges bleibt ein gerechter Frieden.“

Die Soldatinnen und Soldaten seien die Garanten eines nachhaltigen Friedens. „Ihr Dienst ist ein Geschenk an unser Volk und an alle Menschen, die guten Willens sind.“ 

Nach dem Gottesdienst waren die Soldatinnen und Soldaten vom Militärdekanat Köln zu einer kräftigen Mahlzeit auf den Roncalliplatz und zahlreiche Ehrengäste, darunter die Generalkonsulin der Ukraine in Düsseldorf, Iryna Shum, zu einem Empfang eingeladen. Dort würdigte die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker den Dienst der Soldatinnen und Soldaten und den Einsatz der Militärseelsorge: „Jesus Christus kann auch der Hirte derer sein, die im Gefecht sind.“ 

Die Fürbitten werden durch Lehrgangsteilnehmende des Bundessprachenamtes in verschiedenen Sprachen vorgetragen.

Frieden, Versöhnung und Zusammenhalt

Ähnliches sagte Msgr. Joachim Simon, der im Namen von Militärbischof Franz-Josef Overbeck und Militärgeneralvikar Msgr. Reinhold Bartmann die Gäste begrüßte: „Die Soldatinnen und Soldaten bringen uns viel Vertrauen entgegen.“ Dies insbesondere im Einsatz, bei Beratungen in persönlichen Notsituationen und nicht zuletzt, weil sie die Vertraulichkeit der Gespräche schätzen. 

Oberstleutnant Ulrich Schäffer, der Vorsitzende der Gemeinschaft Katholischer Soldaten (GKS), sprach den Wunsch aus, dass es im Jahr 2024 gemeinschaftlich gelingen werde, dem Frieden ein Stück näher zu kommen. Ein Wunsch, den Msgr. Schnettker nur zu gerne unterstützte. Er sprach von der Zeitenwende und meinte damit nicht nur die, vor der die Bundeswehr jetzt steht. Schon die Geburt Jesu im Stall von Bethlehem sei eine Zeitenwende gewesen, und deren Botschaft sei Frieden, Versöhnung und Zusammenhalt. 

Theo Weisenburger