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Zwei Vorträge – ein Thema: Erstmals bieten Katholische und Jüdische Militärseelsorge gemeinsam LKU an


Die Invictus Games sind viel mehr als nur ein Wettkampf unter Sportlern. Was die am 9. September in Düsseldorf beginnenden Spiele sein können, dem wollten Martin Diewald, Pastoralreferent im Katholischen Militärpfarramt Erfurt, und der jüdische Militärseelsorger, Rabbiner Oleg Portnoy aus Leipzig, auf den Grund gehen.

In der Henne-Kaserne, wo unter anderem das Informationstechnikbataillon 383 unter Führung von Oberstleutnant Thomas Czada stationiert ist, gaben die beiden Militärseelsorger einen Tag lang Lebenskundlichen Unterricht zu genau diesem Thema. Zwar räumlich getrennt, Diewald und Portnoy hielten ihre Vorträge jeweils in einem eigenen Hörsaal vor wechselnden Gruppen von Soldatinnen und Soldaten, aber am Ende doch verbunden durch das gemeinsame Thema.

Diewald widmete sich dem Motto der Invictus Games – A home for Respect – und ging der Frage nach, wie es denn in Deutschland um die Respektskultur und die Anerkennung für den geleisteten Dienst steht. Rabbiner Portnoy seinerseits sprach darüber, was Sport für Körper und Seele bedeuten kann. Darauf nämlich gründe auch die Idee der Rehabilitation, und darum gehe es schließlich bei den Invictus Games, den Sportwettkämpfen für Soldaten, die im Einsatz Verletzungen an Körper und Seele erlitten haben.

Nicht nur einfach hinfahren, sondern auch ordentlich vorbereitet sein

Portnoy sprach diese Themen in seinem LKU neben allgemein ethischen Aspekten auch aus einem besonderen Blickwinkel an: „Ich versuche, das aus einer jüdischen Perspektive zu tun.“ Das brachte den Soldatinnen und Soldaten teils recht überraschende Einsichten – zum Beispiel, über die Hintergründe von Speisevorschriften, die es in vielen Religionen gibt, aber auch über die Verbindung von jüdischer Philosophie und anderen Weltanschauungen.

Ein Thema aus dem soldatischen Dienst hatte sich Pastoralreferent Diewald herausgegriffen – eben den Respekt für ihren Dienst, den viele Soldatinnen und Soldaten vermissen. Er ging in seinem LKU aber auch Fragen nach, was denn das Besondere eines Dienstes an der Allgemeinheit sei, was getan werden könne, um dem Soldatenberuf mehr Respekt zu verschaffen und ob Veranstaltungen wie die Invictus Games in diesem Sinne etwas bewirken können.

Das können sie, glaubt Oberstleutnant Czada, der deshalb in seinem Verantwortungsbereich dafür gesorgt hat, dass zahlreiche Bundeswehrangehörige aus der Henne-Kaserne die Spiele in Düsseldorf besuchen werden. „Aber wir wollen nicht nur einfach hinfahren, sondern das auch ordentlich vorbereiten“, sagte er.

Deshalb gab es in diesem Jahr bereits mehrere Unterrichtseinheiten und Vorträge zu diesem Thema in Erfurt, etwa mit einem Sportler, der in Düsseldorf für die deutsche Mannschaft antritt, und mit einem Vertreter des Invictus-Games-Vorbereitungsteams. Auch das, die ordentliche Vorbereitung der Soldatinnen und Soldaten vor dem Besuch der Spiele, habe „etwas mit Wertschätzung zu tun“, sagte Czada. Deshalb, so sein Ansinnen, sollten sich seine Soldatinnen und Soldaten mit den Werten und dem Anliegen der Invictus Games auseinandersetzen.

Eine Anregung, die auch Pastoralreferent Diewald und Rabbiner Portnoy für ihre LKU gerne aufgriffen – und nebenbei noch für eine Premiere gesorgt haben. Ihre LKU waren die ersten, die Katholische und Jüdische Militärseelsorge gemeinsam angeboten haben.

Die Jüdische Militärseelsorge gibt es erst seit wenigen Jahren, Rabbiner Zsolt Balla ist seit Juni 2021 der erste Militärbundesrabbiner der Bundeswehr. Rabbiner Oleg Portnoy ist im Militärrabbinat Leipzig angesiedelt. Die Leipziger Außenstelle ist eine von fünf Dependancen des Militärrabbinats deutschlandweit. Das Team in Leipzig ist für alle Bundeswehr-Dienststellen in den Bundesländern Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Hessen zuständig.

Theo Weisenburger