Militärbischof für unbürokratische Aufnahme afghanischer Helfer

Das verlassene Camp Marmal in Mazar-e Sharif (Afghanistan) während der Rückverlegung der Bundeswehr und dem Ende der Mission Resolute Support, Ende Juni 2021 © Bundeswehr / Torsten Kraatz
Das verlassene Camp Marmal in Mazar-e Sharif (Afghanistan) während der Rückverlegung der Bundeswehr und dem Ende der Mission Resolute Support, Ende Juni 2021 © Bundeswehr / Torsten Kraatz

Bedürfnisse der Soldat:innen im Vordergrund

Berlin (KNA). Der katholische Militärbischof Franz-Josef Overbeck dringt auf „schnelle und unbürokratische Lösungen“ für die Aufnahme afghanischer Hilfskräfte der Bundeswehr in Deutschland. Sie hätten einen „überaus wichtigen Beitrag“ geleistet, betonte Overbeck am Dienstag auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). „Wenn sie aufgrund dieser Tätigkeit jetzt um ihr Leben fürchten müssen, haben wir die Verantwortung, sie zu schützen.“

Die Bundesregierung hat nach eigenen Angaben bislang rund 2.400 Visa unter anderen für Dolmetscher und deren Familien erteilt. Nach dem Abzug der ausländischen Truppen aus Afghanistan befürchten sie Racheakte der Taliban.

Bedürfnisse der Soldat:innen im Vordergrund

Overbeck erklärte, für eine Beurteilung des rund 20-jährigen Einsatzes der Bundeswehr sei es noch zu früh. Viele Ereignisse hätten bei den Soldatinnen und Soldaten sowie ihren Angehörigen Spuren hinterlassen. „Es ist wichtig, jetzt auch ihre Bedürfnisse zu sehen und alles Notwendige dafür zu tun, damit sie das Erlebte verarbeiten können“, betonte der Militärbischof. Das müsse vor einer Bewertung erfolgen, ob sich das Engagement der Bundeswehr gelohnt habe. „Danach brauchen wir klare Kriterien, die für eine redliche öffentliche Auseinandersetzung unumgänglich sind.“

Existenzielle Fragen 

Overbeck äußerte sich auch zu der Frage nach den Kosten des Einsatzes, die sich auf mehr als zwölf Milliarden Euro belaufen. Neben finanziellen Kosten gebe es „die wesentlich schwerwiegenderen existenziellen Kosten, mit denen viele Soldatinnen und Soldaten sowie ihre Angehörigen und Hinterbliebenen konfrontiert sind“, sagte der Militärbischof. Dabei an ihrer Seite zu stehen, sei eine Aufgabe der Seelsorgerinnen und Seelsorger in der Bundeswehr.

„Erfahrungen von Verwundung, Verlust und Trauer lassen sich aus meiner Sicht aber nicht pauschal unter der Frage bewerten, ob sie gerechtfertigt waren“, sagte Overbeck zugleich. „Seelsorge bietet zwar Deutungsperspektiven an, beantwortet solche Fragen aber niemals über die Köpfe von Soldatinnen und Soldaten hinweg.“

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