Einsatzbegleitung will gelernt sein

Militärseelsorgerinnen und -seelsorger erhalten eine Führung durch den Wald der Erinnerung © KS / Barbara Dreiling
Militärseelsorgerinnen und -seelsorger erhalten eine Führung durch den Wald der Erinnerung © KS / Barbara Dreiling
An den Stelen stehen die Namen der Angehörigen der Bundeswehr, die im Dienst ihr Leben verloren haben. © KS / Barbara Dreiling
An den Stelen stehen die Namen der Angehörigen der Bundeswehr, die im Dienst ihr Leben verloren haben. © KS / Barbara Dreiling
Ein Militärseelsorger betrachtet den Ehrenhain des OP North aus Afghanistan. © KS / Barbara Dreiling
Ein Militärseelsorger betrachtet den Ehrenhain des OP North aus Afghanistan. © KS / Barbara Dreiling

Wie man sich in gefährlichen Situationen und in militärischen Camps verhält? Wer Soldatinnen und Soldaten in den Einsatz begleitet, muss sich vorbereiten.

Eine Woche lang haben sich 20 evangelische und katholische Militärseelsorger:innen auf die Begleitung von Auslandseinsätzen der Bundeswehr vorbereitet. Dafür brauchen sie theologisches und seelsorgerliches Wissen. Doch was ist mit der Gefahr im Kriegsgebiet?

Beim Thema „Personnel Recovery“ und „SERE-Alpha“ erhielten sie schon mal grundlegende Informationen über Gefährdungen, Rettung, Flucht und Überleben im Krieg. Praktische Übungen folgen in einem weiteren Kurs.

Tod und Verwundung

Zu Beginn wurde auch die rechtliche Stellung der Militärseelsorge im Auslandseinsatz geklärt. Seelsorgepersonal ist dem Kommandeur zugeordnet, steht aber nicht in der Befehlshierarchie. Somit muss und darf es Stillschweigen bewahren über alles, was Soldatinnen und Soldaten im Gespräch erzählen.

Für Militärseelsorgerinnen und -seelsorger unumgänglich ist das Thema Tod und Verwundung im Einsatz. Wann ist ein gemeinsames Gebet hilfreich, was ist zu tun und wer ist wann zu informieren? Die Teilnehmenden haben die Abläufe kennengelernt, in die sie eingebunden sind, um den Angehörigen und Kameradinnen und Kameraden von Getöteten würdevoll beistehen zu können.

Persönlicher Gedenkort für Kameraden und Angehörige

Emotionalster Teil des Lehrgangs war die Exkursion zum Wald der Erinnerungin Potsdam. Ein Soldat führte die Gruppe über das Gelände mit den Stelen und den Ehrenhainen aus den Einsatzgebieten.

Militärpfarrer Jürgen Stahlhut aus dem Evangelischen Militärpfarramt Lüneburg war zum ersten Mal im Wald der Erinnerung. Auf einer der Stelen entdeckte er den Namen eines Soldaten, den er in einer früheren Zeit als Militärpfarrer selbst beerdigt hatte. An den Ehrenhainen aus Afghanistan und Bosnien und Herzegowina fühlte er sich zurückversetzt in die Zeit der Einsatzbegleitung bei ISAF und SFOR: „Es ging mir so wie manchen Soldaten, dass ich die Momente aus der Zeit im Einsatz im Bewusstsein hatte. Es war so eine innere Verbundenheit“, sagte er.

„Soldaten, die so alt waren wie ich“

Pastor Felix Halbensleben von der evangelischen Militärseelsorge in Wilhelmshaven war berührt, wie sehr der Wald der Erinnerung ein Gedenkort für Kameraden und Angehörige ist. Die Andenken an den Bäumen ließen das Gelände zu einem „persönlichen Ort“ werden, wo man „in Ruhe seinen Gedanken und eigenen Ritualen nachgehen kann“, so der Seelsorger.

Ähnlich empfand es die katholische Militärseelsorgerin Maike Seelhorst: „Der Ort an sich ist sehr würdig gestaltet und hat daher eine starke Ausstrahlung. Es ist ein ritueller Ort mit einer passenden Mischung aus Ehrenhain und selbst gestaltbaren Orten. Trauer ist sichtbar und hat hier einen Platz, wo sie sein kann.“

Für den katholischen Militärpfarrer Oscar Diego Elola stellte sich die Frage, wie er sich auf Tod und Verwundung im Einsatz vorbereiten kann: „Ich habe ein paar Bäume gesehen mit Namen von Soldaten, die so alt waren wie ich“, sagte er. Als Priester in zivilen Gemeinden beerdige er meist ältere Menschen, ergänzte er, doch die verstorbenen Soldaten hätten noch ihr ganzes Leben vor sich gehabt.

Verschwiegenheit kann Leben retten

Auch der eigene Tod war Thema für die Militärseelsorgerinnen und -seelsorger. So müssen sie für den Fall, dass sie selbst verwundet oder getötet werden, unter anderem ein Testament verfasst haben, bevor sie in die Einsatzbegleitung gehen.

Doch wie ist das eigentlich mit der militärischen Sicherheit? Können Angehörige der Militärseelsorge selbst eine Gefahr für Soldatinnen und Soldaten werden? Ja, weiß Oberstleutnant Andreas Abel. Er hat schon oft vor Seelsorgepersonal über militärische Sicherheit und Geheimhaltung gesprochen. 

Seelsorgerinnen und Seelsorger sind der Kontingentführung zugeordnet und erhalten daher gewisse Einblicke in Planungsvorhaben. Daher sei es wichtig für sie, Fallen zu erkennen und zu umgehen. In seinem Vortrag zeigte er auf, „wie man Seelsorger um Informationen angreifen kann“ und ergänzte: „Da möchte sich niemand aufs Glatteis führen lassen.“ 

Und überhaupt: Für den Schutz von Informationen hätten Seelsorgerinnen und Seelsorger ein „gutes Verständnis“. Es sei noch nicht vorgekommen, dass Sicherheitsprobleme im Einsatz durch Seelsorgepersonal verursacht worden seien, sagte zufrieden der Offizier und Sicherheitsexperte beim Einsatzführungskommando der Bundeswehr. 
 

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