Leitender Militärdekan Rainer Schadt verabschiedet
Pontifikalamt und Empfang zum Abschied in Kiel
Emotional und persönlich, aber auch humorvoll – so wurde am Donnerstag in Kiel der Leitende Militärdekan Rainer Schadt nach 36 Jahren in Diensten der Katholischen Militärseelsorge in den Ruhestand verabschiedet. Wobei der Ruhestand nur ein vorübergehender sein dürfte, denn bereits wenige Wochen nach dem Ende seiner Dienstzeit bei der Militärseelsorge geht Monsignore Rainer Schadt, den päpstlichen Ehrentitel trägt er seit 1996, zurück in seine hessische Heimat. Im Bistum Mainz wird er auf Wunsch von Bischof Peter Kohlgraf wieder tätig.
Auch dem Norden, der dem gebürtigen Hessen zur zweiten Heimat geworden ist, wird er wohl nicht gänzlich den Rücken kehren. Es gab am Mittwoch keinen Redner, der ihn in seinen Abschiedsworten nicht einlud, hin und wieder einmal vorbeizuschauen – ein Wunsch, den der scheidende Leitendende Militärdekan gerne befolgen wird, wie er selbst sagte.
Dennoch – Wehmut herrschte vor beim Pontifikalgottesdienst in der Kieler Kirche St. Heinrich und später beim Empfang im Bundesverwaltungsamt. Die Richtung der Abschiedsworte hatte der Katholische Militärbischof Franz-Josef Overbeck bereits im Gottesdienst vorgegeben, als er von eben jener Wehmut angesichts des Ausscheidens von Dekan Schadt sprach, aber auch auf dessen Persönlichkeit einging. Zwischen Mainzer Humor und soldatischem Ernst bewege sich dessen Leben – und beides gehöre zur Militärseelsorge. Der notwendige Ernst angesichts der schweren Aufgabe der Soldatinnen und Soldaten, aber auch die Fähigkeit, die Dinge mit einem gewissen Abstand zu betrachten, der auch wieder die Leichtigkeit des Lebens erkennen lässt.
Später, beim Empfang, überreichte der Militärbischof dem offiziell am 31. Mai aus der Militärseelsorge ausscheidenden Dekan nicht nur die Abschiedsurkunde, sondern auch einen kleineren Nachbau des Leuchters aus dem Hildesheimer Dom, dessen Licht den Menschen dabei helfen soll, dass das Licht des Glaubens nicht erlischt.
Als „Wanderer zwischen den Welten“ bezeichnete Militärgeneralvikar Reinhard Bartmann den Leitenden Militärdekan – als Wanderer zwischen Kirche und Staat, zwischen zivilen Gemeinden und Soldaten, als Wanderer zwischen den Einsätzen und den Anforderungen zuhause mit Soldatenfamilien, LKU und Gottesdiensten: „Du bist ein erfahrener Wandersmann in der Militärseelsorge.“
Kristina Herbst, die Präsidentin des schleswig-holsteinischen Landtags, ging in ihrer Rede auf Schadts zahlreiche Auslandseinsätze ein – so begleitete er 1992/93 den ersten Bundeswehr-Auslandseinsatz in Kambodscha – und würdigte die Arbeit der Militärseelsorge: „Seelsorger helfen den Menschen, die durch ihren Dienst anderen helfen. Durch Zuhören, durch das Gebet und durch Gottesdienste nehmen sie den Soldatinnen und Soldaten eine Last von den Schultern.“
Für das Landeskommando Schleswig-Holstein würdigte dessen Kommandeur Oberst Axel Schneider den scheidenden Dekan Schadt als einen „vertrauensvollen Seelsorger“, der der Truppe auch in schlimmsten Stunden immer Hoffnung gegeben habe: „Sie haben einen festen Platz in unseren Herzen.“
Über Schadts „unglaublich zugewandte Art“ sprach Kapitän zur See Edgar Behrends von der Einsatzflotille 1. Er verglich den Leitendenden Militärdekan mit einem Lotsen, der jede Situation meistere und auf den sich die Mannschaft jederzeit verlassen könne.
Der evangelische Leitende Militärdekan Armin Wenzel verwies auf die „wunderbare ökumenische Erfahrung“. Die daraus resultierende jahrelange gute Zusammenarbeit sei „ein Leuchtturmprojekt, das wir miteinander gelebt haben“.
Als Vertreter des Laienapostolats sprach Hauptmann Michael Soltner von Dekan Schadt als einem „Menschenfänger“, für den Glaube und Amt kein Beruf, sondern Berufung sei.
Mit Humor reagierte der Leitende Militärdekan Rainer Schadt auf die zahlreichen Würdigungen. Er habe schon viele Menschen auf ihrem letzten Weg begleitet, aber „es ist schön, wenn man dabei noch zuhören kann“. Er bezeichnete sich selbst als einen „überzeugten Norddeutschen mit südhessischem Akzent“. In seinen Abschiedsworten ging er auf seine Anfangsjahre bei der Militärseelsorge ein: „Es war eine schöne Zeit, es war eine spannende Zeit“. Doch nun sei die Zeit für den Wechsel gekommen. „Wir sind nicht die letzte Generation.“
Die neue Generation stand am Mittwoch schon an seiner Seite. Das Katholische Militärdekanat in Kiel wird künftig Militärdekan Torsten Stemmer leiten, der derzeit in Rostock eingesetzt ist.
Theo Weisenburger
Zur Person:
Rainer Schadt wurde 1956 im hessischen Dieburg geboren. Auf das Studium der Theologie, Philosophie und Pastoralpsychologie folgten 1982 die Priesterweihe und 1987 der Eintritt in die Katholische Militärseelsorge, für die er seitdem ununterbrochen tätig ist. Er war Standortpfarrer in Stadtallendorf und Koblenz, seit 1996 Katholischer Wehrbereichsdekan in Düsseldorf und seit 2003 Leitender Militärdekan im Norden, erst in Glücksburg, dann in Kiel.