Zahlen und Fakten zu Landminen

Mine, wie sie im Krisengebiet vorkommen kann. Ausbildung für Krisen- und Kriegsberichterstattung an der Infanterieschule der Bundeswehr in Hammelburg. © Bundeswehr / Marcus Rott
Mine, wie sie im Krisengebiet vorkommen kann. Ausbildung für Krisen- und Kriegsberichterstattung an der Infanterieschule der Bundeswehr in Hammelburg. © Bundeswehr / Marcus Rott

US-Militär darf wieder Landminen einsetzen. Hoher Anteil von Kindern unter den Opfern

Bonn (KNA). Das US-Militär darf künftig wieder Landminen einsetzen. Präsident Donald Trump hob am Freitag ein Verbot seines Vorgängers Barack Obama von 2014 auf. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) nennt wichtige Zahlen und Fakten zu Landminen.

Wie funktionieren Landminen?

Landminen werden direkt unter der Erdoberfläche verlegt oder in der Vegetation verborgen und werden meist unabsichtlich durch die Berührung eines Menschen ausgelöst, der durch die Explosion in den meisten Fällen getötet oder schwer verletzt wird. Landminen werden in zwei Gruppen unterteilt: Anti-Personen-Minen, die direkt gegen Menschen gerichtet sind, und Anti-Fahrzeug-Minen, die sich gegen Fahrzeuge richten. Durch Landminen ist vor allem die Zivilbevölkerung betroffen - besonders nach dem Ende eines bewaffneten Konflikts. Die meisten Unfälle von Menschen ereignen sich im Rahmen des alltäglichen Lebens, insbesondere in ländlichen Gebieten.

Was besagt der sogenannte Ottawa-Vertrag?

Der Ottawa-Vertrag verbietet Erwerb, Herstellung, Lagerung und Einsatz von Anti-Personen-Minen und regelt die Räumung verminter Regionen sowie die Unterstützung der Betroffenen. Der Vertrag wurde im Dezember 1997 zur Unterzeichnung freigegeben und trat am 1. März 1999 in Kraft. Insgesamt 164 Staaten haben ihn bis heute unterzeichnet, davon haben ihn 163 Staaten ratifiziert. Ausdrücklich verboten sind danach Minen, die der Konstruktion nach gegen Personen gerichtet sind. Minen, die nicht gegen Personen, sondern gegen Fahrzeuge gerichtet sind, fallen nicht unter das Verbot. Dennoch treffen sie oft auch unschuldige Zivilisten, etwa in Fahrzeugen.

Wie viele Menschen werden durch Landminen verletzt oder getötet?

Die internationale Hilfsorganisation Handicap International (HI) legt jedes Jahr einen Landminen-Monitor vor. Der jüngste Bericht verzeichnet für 2018 mindestens 6.897 Tote und Verletzte, wobei die Dunkelziffer immer höher ist. Nachdem die Zahl der Opfer jahrelang zurückgegangen war, gab es somit im vierten Jahr in Folge eine sehr hohe Opferzahl: 7.253 im Jahr 2017, 9.439 im Jahr 2016 und 6.971 im Jahr 2015. 2014 waren es nur 3.998 Opfer. 2014 verzeichnete der Monitor durchschnittlich etwa 10 Tote oder Verletzte pro Tag; 2018 verdoppelte sich die Rate.

Wie erklärt sich dieser Anstieg?

Genaue Gründe gibt es nicht. Allerdings ist auffällig, dass 2018 mindestens 3.789 Menschen durch sogenannte improvisierte Minen getötet oder verletzt wurden; das ist die höchste jemals vom Monitor registrierte Zahl. Meist handelt es sich um Minen, die von nichtstaatlichen Gruppen selbst hergestellt wurden, etwa von Guerillakämpfern in Kolumbien oder den Huthi-Milizen im Jemen.

Was weiß man über die Opfer?

Die meisten Menschen, die durch Antipersonenminen getötet oder verletzt werden, stammen aus der Zivilbevölkerung: 2018 waren 71 Prozent Zivilisten und 54 Prozent Kinder. Die meisten neuen Unfälle gab es in Afghanistan (2.234), Myanmar (430), Syrien (1.465), der Ukraine (325) und im Jemen (596). Weltweit wurden in 50 Staaten und Gebieten Unfälle mit Minen und Blindgängern registriert.

Welche Länder produzieren noch Anti-Personen-Minen?

Der Monitor listet elf Staaten als Hersteller von Landminen auf, da sie die künftige Produktion bislang nicht ausgeschlossen haben: China, Kuba, Indien, Iran, Myanmar, Nordkorea, Pakistan, Russland, Singapur, Südkorea und Vietnam. Die Länder, in denen am wahrscheinlichsten aktiv produziert wird, sind Indien, Myanmar und Pakistan. Deutschland hat seinen Bestand an Anti-Personen-Minen 1997 zerstört.

Wo wurden zuletzt noch Minen verlegt?

Von Oktober 2017 bis Oktober 2018 konnte laut Handicap International der staatliche Einsatz von Landminen nur in einem Land nachgewiesen werden: in Myanmar. Nichtstaatliche Gruppen verwendeten Minen in mindestens sechs Ländern: Afghanistan, Indien, Myanmar, Nigeria, Pakistan, Jemen.

Wer lagert solche Waffen?

Weltweit gibt es noch große Bestände an Landminen. Der Monitor geht davon aus, dass mindestens 30 der 32 Nichtunterzeichnerstaaten des Ottawa-Vertrages Landminen lagern. 1999 schätzte der Monitor, dass die Nichtunterzeichnerstaaten zusammen mehr als 160 Millionen Landminen lagerten. Heute geht man von einem weltweiten Bestand von unter 50 Millionen aus.

Wieviele Länder sind mit Landminen verseucht?

Insgesamt sind laut HI 60 Staaten und Gebiete weltweit mit Minen und explosiven Kriegsresten kontaminiert. Laut der bis 1996 zurückreichenden Statistik wurden bisher rund 55 Millionen Anti-Personen-Minen zerstört, davon 2018 mehr als 1,4 Millionen. Die globalen Mittel für Minenaktionsprogramme erreichten 2018 insgesamt 700 Millionen US Dollar, der zweithöchste Wert seit Beginn des Monitors 1996. In den vergangenen fünf Jahren (2014-2018) wurden laut HI rund 800 Quadratkilometer verminter Gebiete geräumt. 2018 wurden mindestens 140 Quadratkilometer Land von Minen befreit.

Nachrichtenarchiv