„Wir sind schlicht ein Einwanderungsland“

Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck predigt bei der 57. Internationalen Soldatenwallfahrt in Lourdes. © Christina Lux
Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck predigt bei der 57. Internationalen Soldatenwallfahrt in Lourdes. © Christina Lux
Etwa 500 Bundeswehrangehörige sind zum deutschen Gottesdienst im Zeltlager gekommen. © Christina Lux
Etwa 500 Bundeswehrangehörige sind zum deutschen Gottesdienst im Zeltlager gekommen. © Christina Lux

Der Katholische Militärbischof für die Deutsche Bundeswehr, Dr. Franz-Josef Overbeck, hat dazu aufgerufen, die Not der Flüchtlinge in den Blick zu nehmen, die in Deutschland und anderen europäischen Ländern Asyl suchen. Der christliche Umgang mit armen und flüchtenden Menschen war Thema seiner Predigt während der 57. Internationalen Soldatenwallfahrt im französischen Marienwallfahrtsort Lourdes. Zu dem Gottesdienst im deutschen Zeltlager waren 500 Bundeswehrangehörige gekommen.

„Wir sind schlicht ein Einwanderungsland“, stellte Overbeck klar. Viele wüssten, dass wir hier in Europa „unendlich reich sind; warum sollten die Menschen dann nicht kommen?“ Er forderte, diesem Phänomen „nicht nur mit Abwehr zu begegnen, sondern zu lernen, neu miteinander zu leben.“ Denn „diese Völkerwanderung“ werde zu einem Kennzeichen unserer postmodernen Gesellschaft werden und die Flüchtlinge werden dauerhaft bleiben, vermutet der Militärbischof. Dass nun die Deutsche Bundeswehr mit zwei Fregatten im Mittelmeer Flüchtlingen zu Hilfe kommt, zeige sowohl die politische Verantwortung Deutschlands als auch den humanitären Anspruch, allen Menschen in Not beizustehen.

Christen müssten sich bewusst sein, dass die wesentlichen Dinge des Lebens Geschenk seien und dass wir uns auch in unserer Gesellschaft bereichern lassen können „durch den Glauben anderer“ und das Zusammenleben mit denen, die zu uns kommen. In Anlehnung an Papst Franziskus forderte Overbeck die Christen auf, „der ‚Kultur der Gleichgültigkeit‘ eine ‚Kultur des Bittens‘ gegenüberzustellen“, die bewusst mache, dass alle Menschen Empfangende seien.

Mit Blick auf die Kriegsgebiete erinnerte auch Militärgeneralvikar Reinhold Bartmann daran, dass die Internationale Soldatenwallfahrt seit jeher eine Friedenswallfahrt ist. Es gehe darum, mit Menschen anderer Nationen „den Weg der Versöhnung, des Glaubens und der Begegnung zu gehen.“. Dies werde auch in Zukunft so sein. Die Wallfahrt werde von Nationen gestaltet, die gemeinsam „in internationalen Einsätzen waren und sind“ und die in Lourdes gemeinsam um den Frieden beten. Der einzelne Soldat komme mit Dank- und Bittgebeten an diesen Wallfahrtsort, besonders „wenn er weiß, dass er wieder in den Einsatz geht“, so Reinhold Bartmann.

Jedes Jahr kommen etwa 10.000 Soldatinnen und Soldaten aus der ganzen Welt in den französischen Wallfahrtsort Lourdes, um während der Internationalen Soldatenwallfahrt gemeinsam für den Frieden zu beten. Darunter sind in diesem Jahr etwa 700 Bundeswehrangehörige. 1944 pilgerten französische Soldaten zum ersten Mal in den Wallfahrtsort am Fuß der Pyrenäen. Daraus entstand eine regionale, später eine nationale und internationale Soldatenwallfahrt, zu der der französische Militärbischof einlädt.

Barbara Dreiling

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