Weißbuch 2016: Erklärung des Militärbischofs und Interview des Militärgeneralvikars

© Christina Lux
© Christina Lux

Erklärung des Katholischen Militärbischofs Dr. Franz-Josef Overbeck:

Die Garantie menschlicher Sicherheit durch den Staat, die in der staatlichen Verantwortung für den Schutz der Menschenrechte gründet, ist seine unverzichtbare Aufgabe. Nachdrücklich begrüßen wir deshalb die Erstellung des Weißbuchs 2016 als Orientierung der deutschen Sicherheits- und Außenpolitik sowie zur Anregung eines gesamtgesellschaftlichen sicherheitspolitischen Diskurses. Die regelmäßige Fortschreibung und Anpassung der Selbstverortung staatlicher Sicherheitspolitik reagiert auf den steten Wandel von Risiken und Bedrohungen, die sicherheitspolitische Prognosen für einen längeren Zeitraum nicht gestatten.

Die Entstehung dieses Weißbuchs war in eine breite öffentliche Konsultationsphase integriert, an dem auch die Kirchen beteiligt waren. Die Kirche brachte in diesen vorbereitenden Reflexionsprozess ihre friedensethischen Grundüberzeugungen ein, insbesondere die Leitidee eines Weltgemeinwohls als Orientierungshilfe für jede nationalstaatliche interessenbasierte Sicherheitspolitik.
Das Weißbuch fordert deshalb – jenseits tagespolitischer Aktualitäten – zu einer gründlichen Lektüre aus der Perspektive der christlichen Friedensethik heraus. Das bedeutet auch, dass der in der Konsultationsphase begonnene sicherheitspolitische Diskurs fortgesetzt wird. Das Weißbuch 2016 vermerkt zu Recht, dass dieser Diskurs für die Verankerung der Bundeswehr in der Gesellschaft wichtig ist. Die Kirchen werden sich diesem Gespräch nicht entziehen.
Als Militärbischof, dem die Sorge für die Soldaten, die großen körperlichen, psychischen und moralischen Risiken ausgesetzt sind, anvertraut ist, begrüße ich das eindeutige Bekenntnis zur Inneren Führung als „Kern des Selbstverständnisses der Bundeswehr“. Befürchtungen, wie sie noch im Weißbuch 2006 spürbar sind, dass nämlich die Integration der Bundeswehr in multinationale Verbände die Prinzipien der Inneren Führung schwäche, werden nicht geäußert. Innere Führung ist die Grundlage soldatischen Handelns, „da sie das Gewissen jeder und jedes Einzelnen als moralische Instanz anerkennt“.

Handlungssicherheit, Urteilsvermögen und ein ethisch abgewogenes Entscheidungsverhalten sind die Ziele der Inneren Führung und aus friedensethischer Sicht unverzichtbar. Die Militärseelsorge leistet durch die Erteilung des Lebenskundlichen Unterrichts ihren Beitrag zur Formierung wertgebundener moralischer Urteilsfähigkeit der Soldatinnen und Soldaten.

Auch nach dem neuen Weißbuch ändert sich nichts am Grundauftrag und Grundanliegen der Katholischen Militärseelsorge, die Soldatinnen und Soldaten im Inland und auch in den Einsätzen im Ausland, aber auch deren Familien, als Seelsorger zu begleiten.

Zudem hält das Weißbuch deutlich die „besondere Verantwortung gegenüber den aktiven und ehemaligen Angehörigen der Bundeswehr, die unter Einsatzfolgen leiden“ fest. Auch hier hält die Militärseelsorge beider Konfessionen ein vielfältiges Hilfsangebot für die Soldaten und ihre Familien vor.

Interview von Militärgeneralvikar Msgr. Reinhold Bartmann:

Ebenfalls zum soeben veröffentlichten Weißbuch der Bundesregierung gab der Generalvikar des Katholischen Militärbischofs und Militärgeneralvikar, Monsignore Reinhold Bartmann, dem domradio in Köln ein Interview, das Sie hier nachlesen können:

zum Beitrag auf domradio.de

Nachrichtenarchiv