Papst: "Allein der Friede ist heilig und nicht der Krieg"

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Vatikanstadt/Assisi (KNA) Papst Franziskus hat die Gläubigen aller Religionen zur Ächtung fundamentalistischer Gewalt aufgefordert. Jede  Form von Gewalt sei eine Entstellung der Religion und widerspreche ihrem "wahren Wesen", sagte er am Dienstag zum Abschluss des Friedenstreffens der Religionen im italienischen Assisi.

Wer die Religion dazu benutze, Gewalt zu schüren, handele gegen ihren "eigentlichen inneren Antrieb". Der Papst betonte in seiner Ansprache: "Allein der Friede ist heilig und nicht der Krieg." Gläubige aller Religionen müssten sich "von den schweren Bürden des Misstrauens, der Fundamentalismen und des Hasses befreien" und Konflikte gemeinsam und friedlich lösen.

Zuvor hatte Franziskus in Assisi mit scharfen Worten Gleichgültigkeit gegenüber Flüchtlingen angeprangert. Zu oft begegneten sie kaltherzigen Menschen, "die ihren Hilfeschrei mit jener Mühelosigkeit abstellen, mit der sie den Fernsehkanal umschalten", sagte er.

Flüchtlingen werde oft wie einst Jesus selbst der "bittere Essig der Ablehnung" gereicht, so Franziskus anlässlich eines ökumenischen Gebets in der Unterkirche der Basilika des Heiligen Franziskus. In seiner Meditation kritisierte er ein "betäubendes Schweigen der Gleichgültigkeit" und den Egoismus,"derer, die sich belästigt fühlen".

Er betonte, dass alle, die unter der Drohung von Bombardierungen lebten oder gezwungen seien, ihr Zuhause zu verlassen und aller Dinge beraubt ins Unbekannte zu ziehen, "Brüder und Schwestern" des gekreuzigten Jesus seien. Zuvor hatte der Papst im Franziskanerkloster neben der Franziskus-Basilika gemeinsam mit zwölf Flüchtlingen aus Kriegsgebieten ein Mittagessen eingenommen.

Zu dem ökumenischen Gebet waren unter anderen auch das Ehrenoberhaupt der orthodoxen Christenheit, Patriarch Bartholomaios I. sowie der Anglikaner-Primas Justin Welby gekommen. Nach dem Gebet wollten der Papst und Vertreter der Weltreligionen zum Abschluss des dreitägigen Friedenstreffens einen gemeinsamen Appell unterzeichnen.

In Assisi hatten sich seit Sonntag rund 500 Vertreter von einem Dutzend Religionen versammelt, um den Dialog zwischen den Glaubensgemeinschaften voranzutreiben.

Beispielsweise nahm Nigerias Emir Muhammad Sanusi II. als ein Spitzenvertreter der Muslime am Weltfriedenstreffen teil. Das Vorgehen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in der Flüchtlingskrise hält er für richtig. "Ich glaube, was Merkel getan hat, war gut", sagte der Emir von Kano am Dienstag im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Assisi. "Sie sollte weiter einem Pessimismus Widerstand leisten", fügte der 55 Jahre alte Adlige, Geistliche und Wirtschaftswissenschaftler hinzu.
 
"Deutschland hat ein Wertesystem, von dem Merkel glaubt, dass es der ganzen Menschheit zugutekommen soll", sagte Muhammad Sanusi II. "Das zeichnet Größe aus: dass sie weiterhin so handelt, wie es ihrer Überzeugung nach den Herausforderungen entspricht."

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