Katholische Militärseelsorge: Frauen in Bundeswehr fördern

Auf dem Podium: zebis-Direktorin Dr. Bock, Generalmajor Zudrop (ZInfFü), Wehrbeauftragter Dr. Bartels und General a. D. Schneiderhan. © KS / Jörg Volpers
Auf dem Podium: zebis-Direktorin Dr. Bock, Generalmajor Zudrop (ZInfFü), Wehrbeauftragter Dr. Bartels und General a. D. Schneiderhan. © KS / Jörg Volpers
Militärgeneralvikar Msgr. Reinhold Bartmann. © KS / Jörg Volpers
Militärgeneralvikar Msgr. Reinhold Bartmann. © KS / Jörg Volpers
AG "Gendergerechtigkeit im Kampfverband?" mit Direktorin Dr. Veronika Bock und Oberstarzt Dr. Lale Bartoschek. © KS / Jörg Volpers
AG "Gendergerechtigkeit im Kampfverband?" mit Direktorin Dr. Veronika Bock und Oberstarzt Dr. Lale Bartoschek. © KS / Jörg Volpers
Ergebnissicherung der Arbeitsgruppe 2. © KS / Jörg Volpers
Ergebnissicherung der Arbeitsgruppe 2. © KS / Jörg Volpers
Abschlussplenum mit Podiumsdiskussion. © KS / Jörg Volpers
Abschlussplenum mit Podiumsdiskussion. © KS / Jörg Volpers

Auf dem Weg zur Generalinspekteurin?

 

zebis-Fachtagung in der Katholischen Akademie in Berlin

Berlin, 01.06.2017. Es hat sich gelohnt, dass eine Einrichtung des Katholischen Militärbischofs, nämlich das in Hamburg ansässige Zentrum für ethische Bildung in den Streitkräften (zebis), ein Thema in Frageform aufgegriffen hat, welches zum Ende der Tagung in der Katholischen Akademie der Bundeshauptstadt letztendlich doch mit einem Ausrufezeichen beantwortet wurde. Jedoch: im Kern ging es in der Veranstaltung um die Grundsätze der Inneren Führung und die Frage einer zeitgemäßen Menschenführung nach der Aussetzung der Allgemeinen Wehrpflicht in Deutschland. Mehrfach wurde dabei betont, dass diese Aussetzung zu keinem Zeitpunkt „zu Ende gedacht war“ und die Folgeprobleme mit Blick auf die Personalgewinnung, die Attraktivität des freiwilligen Dienstes in den Streitkräften und den erfolgreichen Übergang nach dem Ausscheiden in das zivile Berufsleben noch nicht zufriedenstellend gelöst worden sind.

Militärgeneralvikar Monsignore Reinhold Bartmann nutzte gleich zu Beginn der Veranstaltung die Gelegenheit, um darauf hinzuweisen, dass auch aus Sicht der Katholischen Militärseelsorge bei der Chancengerechtigkeit und insbesondere der besseren Vereinbarkeit von „Familie und Dienst“ noch viel zu tun ist. Weil zum Jurisdiktionsbereich des Katholischen Militärbischofs auch die Familienangehörigen der Soldatinnen und Soldaten zählen, richtet die Militärseelsorge gerade darauf ein besonderes Augenmerk. Er begrüßte zugleich, dass zu dieser Fachtagung auch die Erfahrungen in den niederländischen und US-amerikanischen Streitkräften eingebracht wurden.

In Anwesenheit zahlreicher Soldatinnen und Soldaten, die eigens aus einem zeitgleich stattfindenden Lehrgang an der Führungsakademie der Bundeswehr (FüAkBw) in Hamburg angereist waren, sowie von Soldatinnen und Soldaten aus dem Zentrum Innere Führung (ZInFü) in Koblenz unterstützt, brachte es der ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr und jetzige Präsident des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V., General a. D. Wolfgang Schneiderhan, auf den Punkt. Erstmals meldete sich der ehemalige Vier-Sterne-General auf dieser Fachtagung zu einem Thema wieder öffentlich zu Wort, zu dem er sich lange Zeit zurückgehalten hatte. Er nutze die Gelegenheit, um die seiner Auffassung nach enge Verzahnung zwischen den Grundsätzen der Inneren Führung, einer zeitgemäßen Menschenführung in den Streitkräften und der verfassungsrechtlichen Verankerung deutscher Streitkräfte und ihrer Soldatinnen und Soldaten in Erinnerung zu rufen. Schneiderhan verdeutlichte, dass es dabei insgesamt weniger um „Management“ als um „Führung, Erziehung und Ausbildung“ geht. Nach seiner Meinung sind die gegebenen gesetzlichen Grundlagen für den soldatischen Dienst ausreichend, um „erfolgreich führen zu können“. Es geht dem ehemaligen Generalinspekteur nach wie vor um „Menschenführung in den Streitkräften“. Und dies auf der Grundlage der Konzeption vom „Staatsbürger in Uniform“, der mit den gleichen bürgerlichen Rechten ausgestattet ist wie jeder andere Staatsbürger auch. In einer Arbeitsgruppe, die sowohl vom Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages, Dr. Hans-Peter Bartels, als auch von General a. D. Schneiderhan geleitet wurde, war Gelegenheit, diese Sicht zu vertiefen und die heutigen Rahmenbedingungen für einen freiwilligen Dienst in deutschen Streitkräften zu reflektieren. Bartels, der im Anschluss daran im Plenum des Deutschen Bundestages zu seinem Jahresbericht 2016 sprach, richtete seinen Blick auch darauf, dass es mit der Verbesserung der Vereinbarkeit von „Familie und Dienst“ Vorteile für Frauen und Männer gibt.

Insgesamt, so kann am Ende der Fachtagung resümiert werden, bleiben zahlreiche „Baustellen“ für die Bundeswehr und eine zukünftige Bundesregierung mit Blick auf die Attraktivität des freiwilligen Dienstes in den Streitkräften zu bearbeiten. Von daher kann es sich lohnen, wenn das zebis auch in diesen Fragen „am Ball bleibt.“

Josef König,
Chefredakteur der Zeitschrift des Katholischen Militärbischofs: Kompass. Soldat in Welt und Kirche

zum Bericht mit Fotos und Video auf zebis.eu

Berlin (KNA), 02.06.2017. Die Katholische Militärseelsorge fordert mehr Chancengerechtigkeit für Frauen in der Bundeswehr. Ihnen müssten in allen militärischen Bereichen dieselben Aufstiegsmöglichkeiten offen stehen wie Männern, sagte Militärgeneralvikar Reinhold Bartmann am Donnerstag in Berlin. Unter den 180.000 Angehörigen des Bundeswehr sind nach seinen Angaben derzeit gut 20.000 Frauen, davon 40 Prozent im Sanitätsdienst. Bartmann sprach bei einer Tagung unter dem Titel "Auf dem Weg zur Generalinspekteurin?"

Der Militärgeneralvikar räumte ein, dass in den Streitkräften "die Skepsis von Männern gegenüber weiblichen Vorgesetzten immer noch ausgeprägt" sei. Die Leistungsfähigkeit von Soldatinnen werde infrage gestellt; nach einer Studie erlebe jede zweite von ihnen sexuelle Belästigungen. Mit Blick auf Chancengerechtigkeit von Frauen könne die Bundeswehr von Erfahrungen anderer Streitkräfte lernen, betonte Bartmann.

Auch der Wehrbeauftragte der Bundestags, Hans-Peter Bartels (SPD), forderte, Frauen dürften in der Bundeswehr "nichts Exotisches und kein Ornament sein". Ohne Frauen könne die Freiwilligenarmee ihre Ziele nicht erreichen. Bartels bedauerte, dass mehr Frauen als Männer den Dienst in der Bundeswehr vorzeitig aufgäben. Dies sei auch auf Defizite zurückzuführen, Beruf und Familie zu vereinbaren. Von mehr Angeboten zur Kinderbetreuung würden auch die Väter unter den Soldaten profitieren.

Der frühere Generalinspekteur der Bundeswehr, Wolfgang Schneiderhan, hob die Bedeutung der "Inneren Führung" für den Umgang von Männern und Frauen in den Streitkräften hervor. Dieses Leitbild fordere Respekt vor Menschenwürde und Bürgerrechten auch im Dienst. Der Kommandeur des Zentrums Innere Führung der Bundeswehr, Generalmajor Reinhardt Zudrop, erklärte, das Grundgesetz verpflichte die Bundeswehr zur Chancengerechtigkeit für alle Menschen, nicht nur für Frauen.

Veranstaltet wurde die Fachtagung vom Zentrum für ethische Bildung in den Streitkräften, das die Katholische Militärseelsorge unterhält, sowie dem Zentrum Innere Führung und dem Wehrbeauftragten.

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