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Mut zu Konflikten

Keine Konflikte zu haben, ist keine Lösung, findet Militärbischof Franz-Josef Overbeck. Im Fachgespräch bei der Konrad-Adenauer-Stiftung hat er am 13. November 2019 sein Buch „Konstruktive Konfliktkultur. Friedensethische Standortbestimmung des Katholischen Militärbischofs für die Deutsche Bundeswehr“ vorgestellt.

Wäre eine Welt ohne Konflikte nicht ideal – endlich soziale, gerechte oder sichere Staatsformen? Nicht selten haben Ideologien jedoch Diktaturen hervorgebracht, die sich gegen Menschen richteten, die nicht in das Ideal passten.

Konflikte zu vermeiden, ist deshalb für den Katholischen Militärbischof der falsche Weg. Im Gegenteil: „Konflikte besitzen vielmehr eine unverzichtbare positive soziale Funktion, ohne die menschliches Leben – individuelles wie soziales – nicht aufblühen kann“, schreibt er. Und nicht die Konflikte brächten Unfrieden hervor, sondern die Form, in der diese häufig ausgetragen würden, so seine Unterscheidung.

Mehr deutsches Engagement in der Welt?

Doch sind wir bisher unter unseren Möglichkeiten geblieben, fragte die Moderatorin Nora Müller von der Körber Stiftung mit Blick auf die aktuelle Debatte um das Engagement Deutschlands in der Welt? Der Bundestagsabgeordnete und Mitglied im Auswärtigen Ausschuss Roderich Kiesewetter warnte vor „zugespitztem Aktionismus“ ohne Strategie. Er kritisierte, dass erst im letzten Weißbuch nationale Sicherheitsinteressen formuliert worden seien und forderte Mut zur Evaluation der Bundeswehr-Einsätze und einen offenen Diskurs: „Wir sollten das Parlament mehr fordern“.

Der Parlamentarische Staatssekretär Peter Tauber erklärte mit Blick auf Syrien, dass „der Westen im Umgang mit diesem Bürgerkrieg ständig unter seinen Möglichkeiten geblieben ist“. Er begrüßte, dass „zum ersten Mal eine deutsche Politik einen Konflikt nicht nur benennt, sondern sagt, wir können uns das nicht länger anschauen.“ 

Mehr Öffentlichkeit für die Bundeswehr

Militärbischof Overbeck wünscht sich auch im Inland mehr Öffentlichkeit für die Bundeswehr. „Da geht es um einen Dienst, der auch mit dem Leben der Soldaten zu tun hat“, erinnerte er. „Wir brauchen Öffentlichkeit, die auch geschieht“, sagte er und kritisierte, dass beim Gelöbnis am 12. November vor dem Reichstag „aufgrund der Sicherheitsbedingungen so gut wie kein Volk da war. Das muss anders gehen“, forderte er und erntete Applaus.

Unter den etwa 200 Gästen des Fachgesprächs waren auch Soldaten der Bundeswehr. Auf die Frage, ob er sich als Soldat von der Gesellschaft anerkannt fühlt, antwortete Korvettenkapitän Tobias Baumann: „Sicher nicht von allen“, doch „es ist gut, dass wir diese Meinungsvielfalt haben.“ Er wünscht sich, dass „nicht nur über die Bundeswehr, sondern auch mit der Bundeswehr diskutiert wird“, denn je länger man im Gespräch bleibt, desto eher schaffe man es, zu sensibilisieren, so der Soldat.

Oberstleutnant Tobias Brosdorf wünscht sich einen „breiten sicherheitspolitischen Diskurs, der von der Gesellschaft geführt werden muss“. Nur so könne der Soldat die Einsätze, in die er geschickt wird, auch verstehen.

Menschen sind neugierig und stellen Fragen

Haben Soldaten eigentlich das Gefühl, dass sie in dem Land, in dem sie im Einsatz sind, etwas zum Frieden beitragen können? Hauptmann Olaf Weißig, der Leiter der Lotsenansprechstelle im Kommando Heer, bejaht das: „Soldaten, die im Einsatz sind, fühlen sich gebraucht, wertgeschätzt“, sagt er. Während seines eigenen Auslandseinsatzes im Kosovo hat er das im Kontakt mit der örtlichen Bevölkerung erfahren. 

Und in Deutschland? –„Ich erlebe immer wieder, dass mir die Menschen mit Neugier begegnen“, sagt er und möchte entsprechend wertschätzend darauf reagieren. Für ihn ist es wichtig, auf Fragen zu seinem Beruf mit einer „gefestigten Meinung und mit Faktenwissen“ zu antworten, wie er sagt.

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