Pontifikalamt zur 68. Gesamtkonferenz in der Kirche Herz Jesu in Berlin
Berlin, 8.10.2025.
Gottes Wort dorthin bringen, wo Menschen ihren Dienst tun
Zum ersten Mal haben elf Militärseelsorgeassistentinnen und -assistenten erfolgreich die neu entwickelte Ausbildung zu Gottesdienstbeauftragten abgeschlossen. Darüber hinaus erfüllen zwei Militärseelsorgeassistenten und eine Militärseelsorgeassistentin aufgrund bestehender Beauftragungen durch zivile Diözesen bereits die in der Rahmenordnung vorgesehenen Voraussetzungen. Zur Gesamtkonferenz der Katholischen Militärseelsorge in Berlin wurden sie nun vom Katholischen Militärbischof Dr. Franz-Josef Overbeck in einem feierlichen Gottesdienst offiziell beauftragt und können damit künftig Wort-Gottes-Feiern halten.
Wenn Militärseelsorgeassistent Bernhard Thomes nun vor die Soldatinnen und Soldaten an seinem Standort tritt, trägt er künftig nicht nur die Mantelalbe, sondern auch eine besondere Verantwortung: „Es ist ein gutes Gefühl, in Zukunft selbst Wort-Gottes-Feiern gestalten zu können“, sagt Thomes. „Gerade in Zeiten, in denen unsere Militärseelsorgerinnen und -seelsorger in der Einsatzbegleitung sind, bleibt so ein Stück geistliches Zuhause für die Kameradinnen und Kameraden erhalten.“


Die Beauftragung ist eine Antwort auf eine pastorale Herausforderung, die viele Standorte der Bundeswehr kennen: Nicht immer kann eine Militärseelsorgerin oder ein Militärseelsorger vor Ort sein. „Die kirchliche Grunddimension der Liturgie kann nicht mehr ausschließlich durch geweihte Amtsträger oder hauptamtliche Militärseelsorgerinnen und -seelsorger abgedeckt werden“, erklärt Dr. Thomas Franz, Referent für Aus- und Fortbildung im Katholischen Militärbischofsamt. „Die Leitung gottesdienstlicher Feiern ist Ausdruck der gemeinsamen priesterlichen Würde aller Getauften.“
Frieden entsteht durch Gerechtigkeit
Unmittelbar vor der Beauftragung hatte Militärbischof Overbeck in seiner Predigt darüber gesprochen, dass echter Friede nur entsteht, wenn Menschen gerecht handeln, vernünftig bleiben und die Würde jedes Einzelnen achten. Der Bischof erinnerte daran, dass Religion und staatliche Macht zwar unterschiedliche Wurzeln haben, aber gemeinsam Verantwortung für das friedliche Zusammenleben tragen. „Der Friede ist ein Werk der Gerechtigkeit“, betonte Overbeck mit Blick auf das Prophetenwort des Jesaja und machte deutlich, dass Gerechtigkeit nicht nur ein politisches, sondern vor allem ein menschliches Gebot sei.
Er verwies auf die Geschichte des Rosenkranzfestes, das ursprünglich einen militärischen Hintergrund hatte, und nutzte sie als Ausgangspunkt für ein Nachdenken über das Verhältnis von Religion, Vernunft und Macht. Angesichts aktueller Konflikte – vom Krieg in der Ukraine bis zu den Spannungen im Nahen Osten – sagte Overbeck: „Als hätten wir nichts gelernt aus der scheußlichen, abscheulichen Geschichte von Gewaltanwendungen von mehr als tausend Jahren her.“
Er forderte dazu auf, aus der Vernunft heraus zu handeln, die jedem Menschen gegeben sei, und die unantastbare Würde jedes Einzelnen zu achten – unabhängig von Religion oder Herkunft. Der Mensch, so der Militärbischof, müsse sich seiner Verantwortung bewusst werden, damit Glaube nicht zur Ideologie werde, sondern Quelle des Friedens bleibe. Seine eindringliche Botschaft an die Militärseelsorge und an die Soldatinnen und Soldaten lautete: Seid Mensch. Dann ist Frieden, durch Gerechtigkeit.
Ausbildung mit Theorie, Praxis und Stimme
Über zwölf Monate hinweg haben sich die Militärseelsorgeassistentinnen und -assistenten intensiv auf ihre neue Aufgabe vorbereitet. Das Curriculum, entwickelt vom Katholischen Militärbischofsamt, vereint theoretisches Selbststudium mit praktischer Erfahrung und einer Präsenzwoche im Katholischen Militärbischofsamt in Berlin. Neben liturgischem Wissen, Homiletik und der Gestaltung von Wort-Gottes-Feiern standen auch Stimme, Sprache und liturgischer Gesang auf dem Stundenplan.
Begleitet wurden die angehenden Gottesdienstbeauftragten von erfahrenen Mentoren aus den Militärdekanaten. Zwei selbst gestaltete Gottesdienste gehörten ebenso zur Ausbildung wie die Reflexion über die Bedeutung liturgischer Feiern im besonderen Kontext der Bundeswehr. Ziel der Ausbildung ist es, die Teilnehmenden zu befähigen, nicht-eucharistische Gottesdienste eigenständig vorzubereiten und zu halten, Andachten und Wort-Gottes-Feiern zu gestalten sowie Impulse für das geistliche Leben in der Truppe zu setzen.
„Die Ausbildung war sehr vielfältig und praxisnah“, berichtet Bernhard Thomes im Rückblick. „Besonders die Begleitung durch die erfahrenen Mentoren aus dem Dekanat und die externen Referentinnen und Referenten hat mir Sicherheit gegeben.“
Liturgische Sendung mit Auftrag
Mit dem Pontifikalgottesdienst im Rahmen der Gesamtkonferenz der Katholischen Militärseelsorge in Berlin endete nun der erste Durchgang der Qualifizierung. Militärbischof Overbeck überreichte den Absolventinnen und Absolventen nicht nur ihre bischöfliche Beauftragungsurkunde, sondern auch – als Zeichen für ihren Dienst am Wort Gottes – die Heilige Schrift.
„Auch wenn die Eucharistie ‚Quelle und Höhepunkt‘ des ganzen christlichen Lebens ist, so gibt es in der Kirche eine lebendige Vielfalt von Formen des gemeinsamen Betens und Singens. Insbesondere in der Feier des Wortes Gottes ist unser Herr Jesus Christus mitten unter uns gegenwärtig“, betonte Bischof Overbeck.
In der Militärseelsorge gibt es Situationen, in denen Militärgeistliche längere Zeit abwesend sind und keine Eucharistie gefeiert werden kann. „Damit Soldatinnen und Soldaten sich dennoch um den Herrn versammeln können und für ihren verantwortungsvollen Dienst geistlichen Beistand und Unterstützung erhalten, beauftragen wir heute bewährte Militärseelsorgeassistentinnen und -assistenten mit dem Dienst der Leitung von Wort-Gottes-Feiern“, so Overbeck weiter.
Bedeutung für die Zukunft
Mit der Einführung von Gottesdienstbeauftragten reagiert die Katholische Militärseelsorge auf veränderte Rahmenbedingungen. Die Zahl der Soldatinnen und Soldaten in Auslandseinsätzen und anerkannten Missionen wächst. Gleichzeitig sind Militärseelsorgerinnen und -seelsorger immer häufiger unterwegs, um dort zu begleiten, wo die Bundeswehr präsent ist. Durch die neuen Gottesdienstbeauftragten bleibt auch in ihrer Abwesenheit ein regelmäßiges liturgisches Angebot an den Standorten der Katholischen Militärseelsorge gewährleistet.
„Gottesdienst ist mehr als ein Termin im Kalender“, sagt Thomes. „Er gibt Halt, Orientierung und Gemeinschaft – gerade im militärischen Alltag. Diese Erfahrung weiterzugeben, ist ein großes Geschenk.“
Doreen Bierdel / Theo Weisenburger















