Den Ängsten einen Ort geben
Wie sehen Soldatinnen und Soldaten die Militärseelsorge: Das war das Thema von Dr. Hilke Rebenstorf, die den Teilnehmern der Gesamtkonferenz Ergebnisse einer entsprechenden Studie des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr und des Sozialwissenschaftlichen Instituts der Evangelischen Kirche in Deutschland vorstellte.
Die Studie ist noch nicht veröffentlicht, erste Ergebnisse liegen aber schon länger vor. Die wichtigste Erkenntnis: Die Militärseelsorge findet ungemein hohen Zuspruch unter den Soldaten, nämlich zu 91 Prozent. Mehr als die Hälfte der Soldaten und Soldatinnen hat die Angebote der Militärseelsorge schon in Anspruch genommen, insgesamt 75 Prozent der Befragten bewerten ihre persönlichen Erfahrungen mit Militärseelsorgern positiv. In Anspruch genommen werden insbesondere die Angebote zu Gottesdiensten, Andachten und Gedenkveranstaltungen (57 Prozent), aber auch Gruppen- und Einzelgespräche sowie Angebote zur Kontemplation.
Die absolute Verschwiegenheitspflicht der Militärseelsorgenden ist für die Befragten von zentraler Bedeutung. Auch deren Unabhängigkeit und ihre Stellung außerhalb der militärischen Hierarchie sind entscheidend.
„Die Militärseelsorge hat ihre Daseinsberechtigung“, folgerte Oberst i. G. Dr. Stefan Gruhl, Referatsleiter im Verteidigungsministerium, aus den Ergebnissen dieser Studie. Diese nehme in der Zeitenwende und der Neuausrichtung der Bundeswehr hin zur Landes- und Bündnisverteidigung noch zu. Die Militärseelsorge leiste einen entscheidenden Beitrag zur mentalen Einsatzbereitschaft der Truppe.
Dr. Peter Wendl vom Zentralinstitut für Ehe und Familie in der Gesellschaft (ZFG) der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt warb dafür, die Angehörigen der Soldatinnen und Soldaten nicht aus dem Blick zu verlieren. „Die verletzlichste Stellen der Soldaten sind neben Leib und Leben die Menschen, die ihn liebhaben und die zu Hause auf ihn warten.“ Sich um diese zu kümmern und deren Ängsten einen Ort zu geben, das sei wichtige Aufgabe der Militärseelsorge.
Theo Weisenburger