Vorbereitung auf Landes- und Bündnisverteidigung
Militärbischof zur Neuausrichtung der Katholischen Militärseelsorge„Wir gehen dahin, wo die Soldatinnen und Soldaten hingehen.“ Das Leitbild der Katholischen Militärseelsorge gilt unverändert, auch in der Zeitenwende. Die Bundeswehr bereitet sich auf mögliche Kampfeinsätze im Rahmen der Landes- und Bündnisverteidigung vor, damit müssen auch die Militärseelsorgen ihre Konzepte und Einsatzpläne anpassen – stets vor dem Hintergrund einer schwierigen Personalsituation. Wie er sich das für die Katholische Militärseelsorge vorstellt, das erläuterte Militärbischof Franz-Josef Overbeck den Teilnehmenden der Gesamtkonferenz in Berlin.

Der Bischof betonte, dass die knappen Ressourcen der rund 70 bis 80 einsatzfähigen katholischen Militärseelsorgerinnen und -seelsorger eine klare Fokussierung auf zwei Kernbereiche erfordern:
- Die seelsorgliche Betreuung von Soldatinnen und Soldaten im Einsatz beziehungsweise im Rahmen ihrer medizinischen Versorgung. Dies beinhaltet insbesondere die Seelsorge für Verwundete und Sterbende.
- Die ethische und militärethische Beratung der Kommandeurinnen und Kommandeure und bei Bedarf der politischen Entscheidungsträger. Militärseelsorger sollen in diesen Fragen unverzichtbare Berater sein.
Um diesen Aufgaben gerecht zu werden, müsse die Katholische Militärseelsorge organisatorisch neu aufgestellt und in die militärischen Abläufe integriert werden. Der Bischof nannte drei Ebenen des künftigen möglichen Einsatzes der Militärseelsorgenden. Damit sind die Großverbände wie Divisionen und Brigaden, Marineverbände und Geschwader sowie die operative und höchste nationale Führungsebene gemeint, wo die Seelsorgerinnen und Seelsorger präsent sein sollen.
Die knappe Personaldecke macht zudem die von Bischof Overbeck so genannte „Hinterlandseelsorge“ unerlässlich, also an den Standorten und Regionen in Deutschland, an denen keine Militärseelsorger mehr tätig sein können. Das bedeutet im Prinzip nichts anderes, als dass für Aufgaben wie Bestattungen von Soldatinnen und Soldaten, die Betreuung ihrer Angehörigen sowie die Betreuung von Geflüchteten und Kriegsgefangenen die Hilfe und Unterstützung aus den Bistümern, Ortsgemeinden und vieler Ehrenamtlicher unerlässlich sein wird. Ebenso unerlässlich sei eine Zusammenarbeit mit der Evangelischen und Jüdischen Militärseelsorge.
Militärbischof Overbeck hob vor allem die Bedeutung der durch die Militärseelsorge zu leistenden ethischen Beratung hervor. Mit einer Verschärfung der Lage werde der Bedarf an glaubwürdiger militärethischer Beratung auf allen Ebenen steigen. Um von Kommandeuren als unverzichtbare Berater in solchen Fragen angenommen zu werden, müssen Militärseelsorger hochprofessionell befähigt und trainiert sein, einfaches Basiswissen reiche nicht aus. Vor diesem Hintergrund sieht der Bischof auch die personelle und inhaltliche Neuausrichtung des Instituts für Theologie und Frieden (IThF), das mit dem Zentrum für ethische Bildung in den Streitkräften (zebis) zusammengeführt wird.
Theo Weisenburger