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„Einsatzbereitschaft beginnt im Kopf“ – Referatsleiter über Bildung, Werte und neue Wege der Seelsorge

Berlin, 6. Oktober 2025. Bei der Gesamtkonferenz der katholischen Militärseelsorge stellte Oberst i.G. Dr. Thorsten Weber, zuständiger Referatsleiter im Verteidigungsministerium, zentrale Schwerpunkte seiner Arbeit vor. Im Mittelpunkt seines Vortrags standen die Bedeutung des lebenskundlichen Unterrichts und die geplante Einführung einer muslimischen Seelsorge in der Bundeswehr.

Dr. Weber bezeichnete den lebenskundlichen Unterricht als „zentrales Bildungselement der Streitkräfte“ und als „Sondervermögen Mensch“. Er bleibe trotz der Zusammenführung anderer Bildungsvorschriften eigenständig. Das Format sei einzigartig im Vergleich zu anderen Armeen: Nirgendwo sonst würden ethische Bildung, Seelsorge und Persönlichkeitsentwicklung so eng miteinander verbunden. Dementsprechend soll der LKU grundsätzlich nur von Seelsorgern angeboten werden.

Im Mittelpunkt stünden Themen wie Menschenwürde, Grundgesetz, Identität, Toleranz sowie Leben, Tod und Verwundung. „Einsatzbereitschaft beginnt im Kopf – die mentale Einsatzbereitschaft ist unser höchstes Gut“, betonte Weber. Der Unterricht solle Soldatinnen und Soldaten befähigen, Verantwortung zu übernehmen und die Werte zu verteidigen, auf denen die freiheitliche Demokratie beruht.

Ein weiterer Schwerpunkt seines Vortrags war der Aufbau einer muslimischen Seelsorge. Etwa 3.000 Soldatinnen und Soldaten in der Bundeswehr bekennen sich zum Islam. „Auch sie haben ein berechtigtes Bedürfnis nach seelsorglicher Begleitung“, sagte Weber. Da es in Deutschland keine einheitliche islamische Vertretung gebe, soll zunächst eine Leistungsvereinbarung geschlossen werden – eine flexible Lösung, die als Pilotprojekt angelegt ist. Ziel sei es, Erfahrungen zu sammeln und langfristig tragfähige Strukturen zu entwickeln.

Weber betonte, dass es sich dabei nicht um „Seelsorge zweiter Klasse“ handle, sondern um einen pragmatischen Ansatz, der den realen Bedürfnissen in der Truppe gerecht werde. Eine institutionelle Verankerung bleibe jedoch das langfristige Ziel.

In der anschließenden Diskussion kam die Frage auf, ob auch nichtreligiöse Gruppen – etwa die Humanisten – eine eigene Form der Betreuung anbieten könnten. Weber bestätigte, dass Anfragen diesbezüglich vorlägen, betonte jedoch, dass dieses sensible Feld sorgfältiger Klärung bedürfe. Das Thema werde geprüft, sei aber aktuell noch nicht konkret in der Umsetzung.

Theo Weisenburger