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Christus ist ein Vorbild an Tapferkeit

Was, wenn der Friede nicht vom Himmel fällt? Den 56. Weltfriedenstag im Würzburger Kiliansdom begeht Bischof Dr. Franz Jung mit 450 Menschen und stellt fest, dass es zur Wahrung des Friedens eines besonderen Engagements bedarf: Tapferkeit im Kampf für das Gute. Den Gottessohn sieht er darin als Paradebeispiel.

So viele Menschen wie seit Jahren nicht mehr füllten das Mittelschiff des Würzburger Kiliansdom: Rund 450 Gläubige feierten zum 56. Weltfriedenstag, am 26. Januar 2023, die Pontifikalmesse mit dem Würzburger Bischof Dr. Franz Jung, um angesichts des seit fast einem Jahr andauernden Krieges in der Ukraine für den Frieden zu beten. Darunter viele Soldatinnen und Soldatinnen sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bundeswehr vor allem aus den Standorten der Region. Galt das Gebet vor einem Jahr noch der Hoffnung, der Friede möge gewahrt bleiben, so stand die Predigt des Bischofs diesmal ganz im Zeichen der Ernüchterung angesichts des Krieges: „Tapferkeit ist notwendig, damit sich das Gute durchsetzt“, sagte Bischof Jung und pries den Gottessohn als Vorbild: „Jesus ist der exemplarische tapfere Mensch.“

Der furchtbare Krieg tobt

Es hatte vom Weltfriedenstag im vergangenen Jahr nur 17 Tage gedauert – und die Welt war über Nacht eine andere geworden. Mit dem damals schon sich abzeichnenden Angriff Russlands auf die Ukraine wurde Gewissheit, dass Europa auch künftig nicht vom Schrecken des Krieges verschont bleibt. Er bete darum, dass der Herr uns die Kraft und den Mut gebe, „den richtigen weg zwischen Dialog und Entschlossenheit zu finden, um die Gabe des Friedens zu bewahren“, sagte seinerzeit der Kommandeur der 10. Panzerdivision, Generalmajor Ruprecht von Butler, noch in der Hoffnung, die Kriegsgefahr könne abgewendet werden. Seit einem Jahr sterben in der Ukraine Menschen, weil dort „der furchtbare Krieg tobt“, stellte Bischof Jung nun zum 56. Weltfriedenstag ernüchtert fest. Und je länger dies andauert, umso mehr ringe ihm die ungeheure Tapferkeit der ukrainischen Verteidiger, der Streitkräfte wie der Zivilbevölkerung alle Bewunderung ab. „Eine Tapferkeit“, so Jung, „mit der die Aggressoren offenbar nicht gerechnet hatten. Eine Tapferkeit, die sich speist aus dem unbedingten Willen, fremder Gewalt nicht nachzugeben und das, was man sich mühsam aufgebaut und erarbeitet hat, um jeden Preis zu verteidigen.“ Der göttliche Friede auf Erden – er ist entfernter denn je, und so verändert sich auch der theologische Blick auf das Thema Krieg und Frieden – weg vom Wunschdenken und hin zur bitteren Realität. „Diese Tage zeigen uns, dass der Friede ein Geschenk ist von Gott, aber dass wir für dieses Geschenk auch alles unternehmen müssen, um es zu bewahren und zu pflegen.“ Es lohne sich deshalb, über die Tapferkeit nachzudenken, erklärte Bischof Jung und führte in seiner Predigt aus, warum es in einer unfriedlichen Welt der Tapferkeit bedarf, um den Frieden zu gewinnen.

Anleitung zur Tapferkeit

Vor allem jenen, deren Beruf es ist, Frieden und Freiheit zu verteidigen, und deren Dienst in den vergangenen Monaten wieder ins Zentrum des gesellschaftlichen Interesses gerückt ist, galt Bischofs Jungs Predigt. Ganz bewusst gab er vor allem den uniformierten Gläubigen eine Anleitung zum „Tapfer sein“ vor dem Hintergrund christlicher Werte mit auf den Weg.

Tapferkeit gehöre nach der ältesten Überzeugung der kirchlichen Lehrer zusammen mit der Klugheit, der Gerechtigkeit und dem Maßhalten zu den vier Grundtugenden, auch Kardinaltugenden genannt. „Eine Tugend dient dazu, das Gute mit einer gewissen Leichtigkeit zu tun. Durch die Tugend werden nicht nur einzelne Handlungen des Menschen gut, sondern der Mensch selbst wird gut und er beginnt, ein gutes Leben zu führen.“

Alleine geht es nicht

Stellvertretend für den Kommandeur der 10. Panzerdivision beschwor deren Chef des Stabes, Oberst i.G. Ralf-Peter Hammerstein in seiner Ansprache die Gemeinschaft der Christen. Es brauche stets Menschen, die Willens sind, gemeinsam Lösungen zu finden. Egal, welche Krise die Menschheit heimsuche, „wir alle wissen, die Herausforderungen an uns Menschen sind zu groß, als dass wir sie alleine lösen könnten. Wie aber kann ein gemeinsamer Weg gefunden und beschritten werden, wenn die Interessen so gewaltig auseinandergehen; wenn Regime den Weg ohne Rücksicht auf ihre Bevölkerung bestimmen, ja sogar das eigene Volk verheizen, um ein anderes auszulöschen, wie es derzeit in der Ukraine geschieht.“ Trotz aller Errungenschaften, die der Nachkriegs-Friede der vergangenen Jahrzehnte hervorgebracht habe, nährt der Krieg in der Ukraine die Zweifel: „Wie kann es da zum Frieden kommen?“

Kameradschaft schafft Vertrauen und Zuversicht

Hammerstein nannte die deutsch-französische Freundschaft als leuchtendes Beispiel für eine Aussöhnung mehreren Kriegen. Erst am Sonntag sei an den Elysée-Vertrag erinnert worden, der vor 60 Jahren einen Schlusspunkt hinter die generationenübergreifende Feindschaft zweier Völker setzte.  „Es ist gelungen, einen dauerhaften Frieden zu schaffen. Gleichwohl wissen wir, dass diese Freundschaft kein Selbstläufer ist, sondern dass wir immer wieder dafür und daran arbeiten müssen.“ Für die Soldatinnen und Soldaten seien drei Dinge besonders wichtig, erklärte der Oberst: Gemeinschaft, Vertrauen und Zuversicht. Aufbauend auf der Gemeinschaft und dem gegenseitigen Vertrauen verbinde sie die Zuversicht, „das Überzeugtsein von einer gemeinsamen Leistungsfähigkeit“. Nur so seien die Herausforderungen der Zeit zu bewältigen. „Nur so werden wir auch in unklaren Lagen, in den Krisen in Europa und in der Welt, bestehen, so Gott es will.“

Oberstleutnant Karsten Dyba, Redakteur Bw