Borschtsch, Gebet und Begegnung: Besuch in der ukrainischen Kirche von Lourdes

 

Es ist nur eine kleine, weit außerhalb des Heiligen Bezirks gelegene Kirche. Doch seit Jahren erfreut sich das Modul „Erleben sakraler Räume“ großer – und wachsender – Beliebtheit unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Internationalen Soldatenwallfahrt in Lourdes.

Wie groß aber das Interesse an der ukrainischen Kirche ist, das erstaunte Juri Kuliievych und Petro Stanko am Freitag. Die beiden aus der Ukraine stammenden Pfarrer im Dienst der Katholischen Militärseelsorge hatten zur Besichtigung des kleinen Kirchleins eingeladen, und viele, sehr viele Soldatinnen und Soldaten waren dem Ruf gefolgt. Zusätzlich mit dabei, eine Pilgergruppe aus dem Bistum Freiburg, die mit auf Besichtigungstour durfte und mit ihrer Fahne den Zug durch die Stadt hinauf zur Kirche anführte. „Wir sind eine große Familie“, freute sich Pfarrer Kuliievych. Und er beruhigte die Pilgerinnen und Pilger: Es sei zwar eine kleine, enge Kirche, aber „keine Angst, wir werden schon alle reinpassen“.

Damit hatte er recht, aber knapp. Die Besucher standen und saßen, sogar auf dem Boden, im Altarraum und im Vorraum, doch sie hörten gespannt zu, als ihnen Mykhailo Romaniuk über die noch recht kurze, aber doch wechselvolle Geschichte der ukrainischen Kirche in Lourdes berichtete. Erbaut wurde sie erst 1982, als der Wunsch der vielen Ukrainer, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg in Lourdes angesiedelt hatten, nach anfänglicher Ablehnung endlich doch erhört wurde. Seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine leben zwar wieder viele Flüchtlinge in der Region, doch die Gottesdienste besuchen sie eher selten, sagte Pfarrer Romaniuk. Jetzt sei sie eine Kirche für die Pilger, „ein Schatz für uns alle“.

Welch ein Schatz es ist, davon berichtete im Anschluss Pfarrer Petro Stanko. Vor allem aber erzählte er davon, was die heutigen Kirchen mit ihren Vorgängern gemein haben. Die Menschen hätten sich früher in den Häusern getroffen, um zu beten und zu essen. „Es geht nicht um das Sattwerden, es geht um die Gemeinschaft.“

Das ist heute nicht anders. Um diese besondere Form der Gemeinschaft zu erleben, hatten die beiden Ordensschwestern, die sich gemeinsam mit Pfarrer Romaniuk um die Kirche kümmern, ein Mahl – nämlich Borschtsch – für ihre Gäste zubereitet. Vor dem Essen aber beteten die ukrainischen Militärpfarrer gemeinsam mit den Soldatinnen und Soldaten für Frieden, dafür, dass die Völker zueinander finden und dass „dieser schreckliche Krieg ein Ende findet“.

Theo Weisenburger