Direkt zur Hauptnavigation springen Direkt zum Inhalt springen Jump to sub navigation

Pastoralbesuch in Litauen

Ein Truppenbesuch und zugleich eine Kondolenz für den tödlich verunglückten deutschen Soldaten der IV. Rotation in Rukla.

Rukla, 12.10.2018. Die ersten deutschen Soldatinnen und Soldaten zum Aufbau eines multinationalen NATO-Bataillons waren am 24. Januar 2017 in Litauen eingetroffen und begannen auf dem Militärstützpunkt Rukla, etwa 80 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Vilnius, die Ankunft weiterer Kräfte vorbereiten. Das Panzergrenadierbataillon 122 aus Oberviechtach als Teil der Panzerbrigade 12 „Oberpfalz“ übernahm als sogenannte I. Rotation die Verortung für den Beginn eines NATO-Programms, welches auf einen Beschluss des Bündnisses zurückgeht, der 2016 in Warschau vereinbart wurde. Um die Fähigkeiten der NATO zur Verteidigung und Abschreckung weiter zu stärken, sieht das Enhanced Forward Presence-Programm (eFP) vor, dass in den baltischen Staaten Litauen, Estland, Lettland und zusätzlich in Polen jeweils ein multinationaler Gefechtsverband in Bataillonsstärke präsent ist. Die USA, Großbritannien, Kanada und Deutschland sind für die Aufstellung dieser Verbände verantwortlich. Deutschland übernahm mit zunächst etwa 450 Soldaten die Führungsrolle in Litauen. Der gesamte Verband wird aus mehr als 1.000 Soldaten bestehen. Dazu werden auch Soldaten aus den Niederlanden, Belgien, Norwegen, Tschechien und Luxemburg zählen.

Pastoralbesuch bei der IV. Rotation

Weil sich eine dauerhafte Stationierung auf diesem Territorium in unmittelbarer Nähe Kaliningrads und damit Russlands aufgrund der 1997 in Paris beschlossenen NATO-Russland-Grundakte verbietet, rotieren die dortigen Kräfte in einem halbjährlichen Rhythmus und bezeichnen sich selbst nicht als „Kontingent“, sondern als „Rotation“. So stattete Militärbischof Dr. Franz-Josef Overbeck am 11. Oktober 2018 der „IV. Rotation“ einen Pastoral- und Truppenbesuch ab, der ihn zunächst in die „Training Regiment Barracks“, einer Ausbildungsstätte der litauischen Streitkräfte in Rukla, führte. Nachdem Litauen im März 2016 die allgemeine Wehrpflicht wieder eingeführt hatte, werden nun rund 3.500 Staatsbürger jährlich – für neun Monate – eingezogen und ausgebildet. Ein erste Information und eine Übersicht zu den Aufgaben der dortigen international zusammengesetzten Battlegroup gab dem Katholischen Militärbischof der im sächsischen Wurzen geborene Oberstleutnant René Braun, der seit September 2017 das Panzerbataillon 393 in Bad Frankenhausen führt. Es hatte mit ihm als Kommandeur am 2. August die Führung des Verbandes übernommen. Ihm oblag es, Militärbischof Overbeck über Führung, Auftrag, Ausstattung und Versorgung einzuweisen. Im Anschluss daran gab es für die Soldatinnen und Soldaten der IV. Rotation die Möglichkeit, ein Gespräch unter vier Augen mit dem Militärbischof zu führen. Dabei kamen alle Themen zu Wort, die auch beim Militärbischof auf großes Interesse stießen.

Gedenken an den verstorbenen Soldaten

Am 6. Oktober war es im Rahmen der Übung Beowulf der multinationalen Battlegroup auf dem Übungsplatz Pabrade in Litauen zu einem tragischen und folgenreichen Unfall gekommen: Ein Bergepanzer kollidierte mit einem Baum. Der Fahrer wurde dabei durch herabstürzendes Astwerk schwer am Kopf verletzt. Trotz Erster Hilfe und der sofort eingeleiteten Rettungskette wurde wenig später durch einen deutschen Truppenarzt der Tod des Soldaten festgestellt. Der Erfurter Pastoralreferent Martin Diewald, leistet derzeit dort den seelsorglichen Dienst. Zusammen mit ihm und den versammelten Angehörigen der Rotation betete Militärbischof Overbeck in einem Wortgottesdienst, unter einem aus Birkenholz gezimmerten Kreuz, für den verstorbenen Soldaten, seine Familie und Angehörigen. In Stille wurde seiner gedacht und Fürbitte gehalten. Overbeck beendete den Wortgottesdienst mit seinem bischöflichen Segen und mit einem Eintrag in das Kondolenzbuch, wünschte allen für die bevorstehende Zeit Kraft und gute Gelegenheiten, zu trauern und so den Tod des Kameraden zu verarbeiten. Wie zwischenzeitlich bekannt ist, wurden dem Soldaten während der Trauerzeremonie am darauffolgenden Tag posthum die Einsatzmedaille der Bundeswehr und – durch den Kommandeur der litauischen Iron Wolf Brigade – die Medaille der litauischen Streitkräfte für multinationale Kooperation verliehen. Am Flughafen Kaunas war eine Abordnung der litauischen Armee angetreten, um dem deutschen Kameraden die letzte Ehre zu erweisen. Am Freitagabend des gleichen Tages traf der Sarg in Deutschland ein.

Litauische Militärseelsorge

Papst Benedikt XVI. ernannte am 19. Juni 2010 den Erzbischof von Vilnius, Gintaras Linas Grušas, zum Militärbischof von Litauen. Mit ihm feierte Militärbischof Overbeck zu Beginn des zweiten Tages seines Besuchs in der Kirche der Barmherzigkeit Gottes einen Gottesdienst. Beide Militärbischöfe hatten im Anschluss daran Gelegenheit, sich über die pastorale Situation in Litauen und in Deutschland auszutauschen. Militärbischof Gintaras Linas Grušas informierte ebenfalls über den kurze Zeit zurückliegenden Pastoralbesuch des Heiligen Vaters, Papst Franziskus, in Litauen. Fernerhin informierte der litauische Militärbischof seinen deutschen Mitbruder über die seelsorglichen Dienste in den litauischen Streitkräften.

Hauptquartier und Deutsche Botschaft

Ein Informationsbesuch des Militärbischofs und seiner Delegation beim dänischen Kommandeur am Hauptquartier der NATO Force Integration Unit (NFIU), Colonel Jakob Sogard Larsen, schloss sich an. Colonel Larsen informierte darüber, dass seit September 2016 die NFIU aufgebaut wird und jeweils mindestens rund 42 Soldaten umfasst, darunter auch Soldatinnen und Soldaten aus Deutschland. Für diese und den Militärattaché an der deutschen Botschaft in Vilnius, Oberstleutnant i. G. Thorsten Fries, war zusammen mit ihren Ehefrauen Gelegenheit zu einem Mittagessen mit Bischof Overbeck gegeben. Abgeschlossen wurde der Besuch des Militärbischofs mit einem Gespräch an der Deutschen Botschaft in Vilnius. Die Botschafterin Angelika Viets, die zu diesem Zeitpunkt an den Trauerfeierlichkeiten für den verstorbenen Soldaten in Rukla teilnahm, wurde von Michael Morgenstern vertreten. Morgenstern, der auch Ständiger Diakon ist, informierte über die politische, wirtschaftliche, kulturelle und religiöse Situation in Litauen. Zugleich betonte er die aus litauischer Sicht begründete Notwendigkeit einer militärischen Präsenz mit Truppen und Soldaten des transatlantischen Verteidigungsbündnisses. Militärbischof Overbeck bedankte sich mit der Übergabe seines bischöflichen Wappens zum Ende des informativen Gesprächs an der Deutschen Botschaft.


Bilder vom Pastoralbesuch in Litauen



Kommentare

Keine Kommentare

Kommentar schreiben

* Diese Felder sind erforderlich