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Militärseelsorger der NATO-Staaten tagen in Fürstenfeldbruck

Militärseelsorger der NATO-Staaten tagen in Fürstenfeldbruck

In diesem Jahr findet die Konferenz des „NATO Air Force Chaplains Consultative Committee“ in der Offizierschule der Luftwaffe statt.

Fürstenfeldbruck, 06.06.2018. Wachsende Konflikte im Nahen Osten und an vielen Orten der Welt, aufkommender Nationalismus und zunehmender Rassismus in Europa, Flüchtlingsströme, Bedrohung durch Atomwaffen bestimmen die Nachrichten und politische Debatten. Nach aktuellen Erkenntnissen des Global Peace Index (GPI) hat sich die Friedenslage in 91 von 163 Staaten der Welt im Jahr 2017 erneut verschlechtert. 

Seit Beginn der 90er Jahre stieg auch die Anzahl der Bundeswehr-Einsätze kontinuierlich und damit die Anzahl der Soldaten in Auslandseinsätzen. Aktuell sind über 4.000 Bundeswehr-Soldaten in einem Einsatz, teilt die Bundeswehr auf ihrer Internetseite mit.

Internationales Treffen

Die aktuelle sicherheitspolitische Situation ist Thema der Konferenz des „NATO Air Force Chaplains Consultative Committee“ (NATO AFCCC). Die deutsche Katholische Militärseelsorge ist in diesem Jahr Gastgeberin der Konferenz, die noch bis 8. Juni 2018 in der Offizierschule der Luftwaffe auf dem Fliegerhorst in Fürstenfeldbruck stattfindet. Die 22 katholischen, protestantischen, orthodoxen und jüdischen Militärseelsorger kommen aus Dänemark, Norwegen, den Niederlanden, Belgien, Frankreich, Deutschland, Kroatien, den USA, Polen, der Slowakei und Tschechien, Litauen, Kanada, Großbritannien und Rumänien.

Wenn Soldaten die politischen Hintergründe und die Erfolgsaussichten eines Einsatzes verstehen wollen, fragten sie auch ihre Militärseelsorger, berichtete der Katholische Leitende Militärdekan Joachim Simon aus Erfahrung. Deshalb sei es gut, wenn sich Militärseelsorger neben Sicherheit und Verteidigung auch mit politischen Themen beschäftigten.

Gefährdung durch autonome Waffensysteme

Der stellvertretende Direktor des Instituts für Theologie und Frieden (IThF), Dr. Bernhard Koch, erklärte in seinem Vortrag die Folgen der Nutzung autonomer Waffensysteme wie beispielsweise unbemannter Drohnen. Auch der Vatikan hatte sich bisher ablehnend gegenüber der Entwicklung teil- und vollautomatischer Waffensysteme geäußert, da sie nicht „kompatibel und konsistent mit der Auffassung der menschlichen Person sowie den Grundlagen von Recht und Ethik“ sind. Der Ethiker Bernhard Koch zeigte mit Hilfe eines Films, wie Menschen in Zukunft gefährdet sein könnten, wenn autonome Waffen mit persönlichen Daten wie Rasse oder Religion programmiert werden. Auf diese Weise könnte es möglich sein, ganze Personengruppen mit winzigen Waffen, z. B. unbemannten Drohnen, zu töten.

Naher Osten – kein regionaler Konflikt

Der Journalist Rolf Clement analysierte in seinem Vortrag die Sicherheitslage im Nahen Osten und die internationalen Auswirkungen. Für ihn sind die Konflikte im Nahen Osten „schon per se keine regionale Angelegenheit mehr“. Stattdessen würden spätestens seit dem Eingriff Russlands in Syrien „große regionale Einflusszonen abgesteckt“. Als Akteure neben Russland sieht Clement vor allem die Türkei, den Iran und den Irak. Im Irak hatte im Mai 2018 eine islamistische Partei die Parlamentswahl gewonnen. Ein wirksamer Beitrag zur Stabilisierung und Demokratisierung Syriens könnte die Entwicklung eines „Gesamtkonzepts“ sein. Staaten, die keine eigenen territorialen Interessen in der Region verfolgen, könnten nach Meinung von Clement die verschiedenen politischen Gruppen in Syrien unterstützen, eigene demokratische Strukturen zu entwickeln.

Destabilisierung westlicher Staaten

Doch auch in Bezug auf westliche Staaten nannte Clement Versuche politischer Destabilisierung und Elemente hybrider Kriegsführung, um Regierungen zu schwächen. Clement forderte die „mittlerweile künstliche Grenze“ zwischen innerer und äußerer Sicherheit, das bedeutet auch das Verbot des Einsatzes der Bundeswehr im Inneren, aufzuheben. Im Fall von Cyberangriffen, die, weil es um innere Sicherheit geht, eigentlich von der Polizei abgewehrt werden müssten, könnte die Bundeswehr möglicherweise besser zum Schutz der Bevölkerung beitragen. 

Ehrung von Gefallenen und Getöteten

Im Anschluss an die Vorträge und Diskussionen am Dienstag fuhren die Konferenzteilnehmer gemeinsam zum Ehrenmal der Luftwaffe, um der gefallenen Soldaten der Kriege zu gedenken. Rabbi Menachem Sebbag legte als Generalsekretär des „NATO Air Force Chaplains Consultative Committee“ einen Kranz am Ehrenmal nieder.

Am Mittwoch gedachten die Militärseelsorger der Opfer des Terroranschlags während der Olympischen Spiele 1972 in München. An der Gedenkstätte auf dem Fliegerhorst Fürstenfeldbruck, wo die Terroristen die Mitglieder des israelischen Olympiateams als Geiseln festhielten und töteten, sang Rabbi Menachem Sebbag das jüdische Totengebet für die Opfer des Anschlags. 

Barbara Dreiling


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