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Karfreitagsgefecht – Was 2010 geschah

Erinnerung an drei Soldaten und ihre Kameraden

Karfreitagsgefecht: Dieser Name steht für einen der traurigsten Tage in der Geschichte der Bundeswehr und die traurige Wirklichkeit des Afghanistan-Einsatzes. Am Karfreitag, 2. April 2010, fielen drei deutsche Soldaten bei einem Feuergefecht in der Nähe von Kundus. 

Wir denken an Hauptfeldwebel Nils Bruns (35), Stabsgefreiten Robert Hartert (25) und Hauptgefreiten Martin Kadir Augustyniak (28) aus dem Fallschirmjäger­-Bataillon 373 in Seedorf. Wir denken an ihre Angehörigen, an ihre Kameraden und Freunde, die um sie trauern.

Als die Soldaten am 2. April 2010 das Feldlager in Kundus verließen, hatten sie den Auftrag, Sprengfallen aufzuspüren und zu beseitigen. Dabei wurden sie in der Ortschaft Isa Khel aus einem Hinterhalt von Taliban angegriffen. Das Gefecht dauerte rund acht Stunden. Neben den drei getöteten Bundeswehr-Soldaten wurden viele weitere schwer verwundet.

Krieg

Bis zu diesem Zeitpunkt hatten bereits über dreißig deutsche Soldaten in Afghanistan ihr Leben verloren – bei Unfällen, beim Entschärfen von Munition, besonders aber bei Anschlägen und im Gefecht mit den Taliban. In Deutschland vermied man damals das Wort „Krieg“ und schaute vor allem aus der humanitären Perspektive auf den Einsatz am Hindukusch. Es ging um die Stabilisierung des Landes, um Sicherheit und Freiheit für die Menschen in Afghanistan. 

Für die Soldaten im ISAF-Einsatz gehörten Bedrohungen und Angriffe zum Alltag. Viele haben die Erfahrung gemacht, gerade noch mal Glück gehabt, gerade noch mal mit dem Leben davongekommen zu sein. In Deutschland über diese Erlebnisse zu sprechen, fällt vielen Soldatinnen und Soldaten nicht leicht. Wer will sie verstehen? 

„Knapp dem Tod entkommen“

In seinem Buch „Vier Tage im November“ beschreibt der ehemalige Soldat Johannes Clair den Alltag im Afghanistan-Einsatz: 

Am Abend fiel es mir schwer, einzuschlafen. Zu viele Gedanken kreisten in meinem Kopf. Ich arbeitete die Erlebnisse durch und fühlte mich nicht schlecht dabei. Es gab hier Menschen, die uns bekämpften, mit versteckten Bomben und mit Maschinengewehren. Ich war heute knapp dem Tod entkommen. Das alles fühlte sich fast normal an, denn immerhin befand ich mich im Krieg. An diesem Tag war er greifbar geworden. Ich schmeckte ihn in dem Sand, den ich bei der Explosion geschluckt hatte, und roch ihn in dem Schießpulver beim Abfeuern der Waffen.

Johannes Clair

Wir denken in dieser Woche auch an die Soldaten, die nur wenige Tage nach dem Karfreitagsgefecht im ISAF-Einsatz gefallen sind: Major Jörn Radloff (38), Hauptfeldwebel Marius Dubnicki (32), Stabsunteroffizier Josef Kronawitter (24) und Oberstabsarzt Dr. Thomas Broer (33). Sie waren am 15. April 2010 auf Patrouille, als sie bei Baghlan angegriffen und getötet wurden. In Gedanken erinnern wir uns alle, die ihr Leben im Einsatz, einsatzgleichen Verpflichtungen und im Dienst verloren. 

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Kommentare

Werter Herr Militärbischof der katholischen Militärseelsorge,

der Martin - Augustyniak - Platz im öffentlichen Raum zu Bielefeld kann an der Waldbreede, Niederbreede besucht werden. Es wäre eine schöne Geste, wenn Sie und der evangelische Kollege dort einmal einen Kranz im Sinne der "Bielefelder Erklärung" niederlegen würden. Gerne auch mit der hohen Politik . Ursula Wolf und ich, als Begründer des Platzes sind mit dem Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr e.V., Combat Veteranen und vielen Gleichgesinnten sehr dankbar, dass wir endlich einen Gedenkort für unsere Gefallenen im öffentlichen Raume vorfinden können.

Unsere Kameraden dürfen nie vergessen werden.

OSG d.R. Volker Lehmann


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