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Fragen und Antworten zum Beurteilungssystem der Bundeswehr

Oberstapotheker Dr. Benno-H. Schade ist Referatsleiter im Bundesministerium der Verteidigung (BMVg) in Bonn und mitverantwortlich für das überarbeitete Beurteilungssystem innerhalb der Bundeswehr. Im "Kompass. Soldat in Welt und Kirche" 05/22 haben wir ein ausführliches Interview mit ihm veröffentlicht. Außerdem stellten wir ihm anonyme Fragen von Soldatinnen und Soldaten dazu. Seine Antworten lesen Sie hier.

In welchem Abstand wird beurteilt?

Schade: Eigentlich wird man alle zwei Jahre beurteilt und an bestimmten Stellen aus besonderem Anlass auch mal früher. Da gibt es bestimmte in der Vorschrift festgelegte Punkte, an denen man beurteilt wird. Z. B. Feldwebel nach einem Jahr, oder Offizierinnen und Offiziere nach dem ersten Jahr auf Dienstposten oder, oder … Außerhalb dieser Besonderheiten wird man alle zwei Jahre beurteilt, und zwar immer zum gleichen Termin. Also, wer zum 31. Juli 2022 beurteilt wird, der wird in jedem geraden Jahr zum 31. Juli beurteilt.

Kann ich mich gegen eine schlechte Beurteilung wehren?

Schade: Ja und Nein: Eine Beurteilung ist einer Beschwerde zugänglich, aber nur, soweit es um das Zustandekommen und formale Fehler geht. Ich kann mich gegen eine schlechte Beurteilung nicht deswegen wehren, weil ich glaube, dass der Beurteilende meine Leistung falsch einschätzt. Das ist einer Beschwerde nicht zugänglich.

Ist meine Beurteilung durch eine Quote schon vorgegeben?

Schade:Nein. Die individuelle Beurteilung ist niemals durch eine Quote vorgegeben. Vorgegeben ist nur, wie in einer Gruppe quotiert wird. Das heißt: in der Regelung zur Beurteilung ist vorgegeben, dass, um es an einem Beispiel festzumachen, maximal 10 Prozent einer großen Vergleichsgruppe ein A haben dürfen. Wer das bekommt, das entscheiden die Vorgesetzten. Für kleine Gruppen gibt es entsprechende Anhalte.

Was bin ich wert? – Kompass 05/2022

Beförderung, Beurteilung, Laufbahn und Karriere. Doch die Frage nach dem „Wert“ eines Menschen geht weit über berufliche und alltägliche Einschätzungen hinaus. 

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Wenn ich in einer starken Gruppe bin, wird es dann schwieriger sein, ein A zu bekommen, als wenn ich in einer nicht so starken Gruppe bin?

Schade: Völlig korrekt. Und um vielleicht mit einem Missverständnis nochmal aufzuräumen: Wenn ich in einer kleinen Gruppe von nur drei Menschen bin, dann heißt das nicht, dass dort kein A vergeben werden kann, weil rein statistisch 10 Prozent nur 0,3 wäre. Das ist explizit falsch. Es kann auch in kleinen Gruppen jede Note vergeben werden. Allerdings kann nicht in allen kleinen Gruppen immer auch ein A vergeben werden.

Stimmt es, dass Soldatinnen und Soldaten, die kurz vor der Pensionierung stehen, keine guten Beurteilungen mehr erhalten?

Schade: Schwer zu sagen. Also ganz kurz vor der Pensionierung sind Soldatinnen und Soldaten ja auch nicht mehr zu beurteilen. Aber ich weiß, worauf diese Frage abzielt, und da kann ich nur sagen: Vorgesehen ist ein solches Vorgehen nicht. Ich will aber schon zugestehen, dass die Versuchung bei Vorgesetzten da sein könnte, wenn jemand keine Fördermöglichkeiten mehr hat, dass sie dann eine Spitzenwertung vielleicht an jemanden vergeben, der sie „nötiger“ hat als der kurz vor dem Ausscheiden befindliche Soldat oder die Soldatin. Das könnte ein Beweggrund sein. Und dass das de facto mal passieren kann, will ich nicht ausschließen, aber die Regelung sieht so etwas keinesfalls vor.

Kommentare

@Johann Siebenmorgen, ich kann mich den Vorredner nur anschließen. Die Wirtschaft insbesondere große Industrienehmen prüfen pontenzielle Führungskräfte über Begutachtungszentren auf Ihre fachliche und führungskompetenz und entscheiden anhand der Arbeitsergebnisse und der Testergebnisse über einen möglichen weiteren Werdegang. Wie soll ein 31 jähriger Hauptmann mit zwei Vorwendungen jemanden mit über 20 Jahre Dienstzeit korrekt gerecht, fachlich und objektiv Beurteilen? Den Beurteilenden fehlt doch das Wissen dazu.

Ich empfinde das Beurteilungssystem weiterhin als nicht gerecht.

Die Wertung eines einzelnen Vorgesetzten entscheidet über die berufliche Perspektive eines Menschen.

Sinnvoll und zielführend wäre aus meiner Sicht, die Beurteilungsgruppen alle vier Jahre an der für sie zuständigen Truppenschule einem vergleichenden Test mit klaren Bewertungsrichtlinien zu unterziehen und zusätzlich die täglichen Leistungen durch die Vorgesetzten bewerten zu lassen.

Verhältnis 40/60

Ja, auch das eröffnet Fehlerquoten.

Aber es wäre so eher die Vergleichbarkeit gegeben

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