Workshop über Gewalt und Gewaltfreiheit in den Religionen

V. l. Militärgeneralvikar Reinhold Bartmann, Prof. Dr. Michael Epkenhans, Leitender Wissenschaftler am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, Militärbischof Dr. Franz-Josef Overbeck © KS / Doreen Bierdel
V. l. Militärgeneralvikar Reinhold Bartmann, Prof. Dr. Michael Epkenhans, Leitender Wissenschaftler am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, Militärbischof Dr. Franz-Josef Overbeck © KS / Doreen Bierdel
Militärbischof Overbeck bei seinem Vortrag © KS / Doreen Bierdel
Militärbischof Overbeck bei seinem Vortrag © KS / Doreen Bierdel
Militärbischof Overbeck trägt sich in das Goldene Buch ein. © KS / Doreen Bierdel
Militärbischof Overbeck trägt sich in das Goldene Buch ein. © KS / Doreen Bierdel

Militärbischof Overbeck im Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr in Potsdam am Buß- und Bettag.

Potsdam, 16.11.2016. Für den Katholischen Militärbischof Dr. Franz-Josef Overbeck war erstmals Gelegenheit, der Forschungseinrichtung mit derzeit 120 Mitarbeitern, die von Generalleutnant Martin Schelleis, dem Inspekteur der Streitkräftebasis, geführt wird, einen Informationsbesuch abzustatten. Zugleich war Bischof Overbeck gebeten worden, im Rahmen des zweitägigen Workshops „Gewalt und Gewaltfreiheit in Judentum, Christentum und Islam“ in einem öffentlichen Abendvortrag über dieses Thema zu referieren.

Information über militärhistorische Grundlagenforschung

Zuvor jedoch hatten der Amtschef, Oberst Dr. Hans- Hubert Mack, der Leitende Wissenschaftler, Prof. Dr. Michael Epkenhans, und der Leiter des Forschungsbereichs Sicherheitspolitik und Streitkräfte, Oberst Dr. Holger Wöckener, die Aufgabe, den Militärbischof und den Militärgeneralvikar Monsignore Reinhold Bartmann über die militärhistorische Grundlagenforschung sowie militärsoziologische und sicherheitspolitische Forschung für die Bundeswehr zu informieren. Mit einem Eintrag des Militärbischofs in das Gästebuch des Zentrums endete die Unterrichtung durch den Amtschef und seine leitenden Mitarbeiter.

Krieg in der Antike zum Teil von religiösen Ritualen begleitet

Im Anschluss daran trug Militärbischof Overbeck im bis auf die letzten Reihen besetzten Meier-Welcker-Saal seine Reflexionen zum Thema „Gewalt und Gewaltfreiheit in den Religionen“ vor. Professor Epkenhans ordnete zuvor den Vortrag des Militärbischofs ein in die zeitgleich stattfindenden Feiertage – den Buß- und Bettag der evangelischen Kirche sowie den Internationalen Tag der Toleranz (UNESCO). Der Militärbischof fügte zu Beginn seines Vortrags die Themenstellung in „eine historische und gegenwärtige Problemerfassung“ ein. In deren Mittelpunkt ging es um eine sowohl für Christen als auch für die Akteure, die in politischer Verantwortung stehen, tragfähige Verhältnisbestimmung zwischen „Religion und Gewalt“. Overbeck wird dabei nicht müde, daran zu erinnern, dass bereits „die antike Welt überall polytheistisch und randvoll von Gewalt und Krieg war, zumal sich die Bildung der antiken Großreiche stets auf dem Wege von in der Regel brutalen Eroberungszügen vollzog“. Er fügte wörtlich hinzu: „Weil das gesamte Leben religiös imprägniert war, war gerade auch der Krieg als hochbedeutsame Praxis in vielfacher Weise in religiöse Vollzüge eingebettet und von ihnen begleitet.“

Link: Religionen sollen sich auf ihr "friedenstiftendes Potenzial" besinnen. Bericht bei domradio.de

Link:Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) in Potsdam 

Wo "Religion draufsteht, ist in der Regel keine Religion drin"

Mit Blick auf die aktuellen, brutalen Entwicklungen im Nahen und Mittleren Osten sagte Overbeck: „Religiöse Gewalt entsteht dann, wenn Menschen mit Wahrheitsansprüchen in Bezug auf die Existenz oder den Willen Gottes gegen andere vorgehen. Es geht mit anderen Worten bei den gewaltsamen Ausschreitungen, wie wir sie heute sowie in der Vergangenheit wahrnehmen können, an erster Stelle nicht um eine Gewalt, die religiös begründet ist, sondern die religiös gerechtfertigt wird. Dort, wo in solchen Fällen Religion draufsteht, ist in der Regel keine Religion drin. Die Instrumentalisierung der Gottesmacht bei der Durchsetzung politischer oder anderer nicht-religiöser Ziele bildet die größte Gefahr für unsere Zeit.“ Häufig werde fälschlich unterstellt, dass die Gewalt des „Islamischen Staats“ eine „natürliche“ Folge der islamischen Religion sei. Mit Blick auf ein friedensstiftendes Potenzial, welches im Christentum insgesamt gründet, erinnerte Militärbischof Overbeck abschließend an das Engagement der in Rom 1968 gegründeten Gemeinschaft Sant'Egidio. Ihr attestierte er eine herausgehobene und christlich begründete Bedeutung.

Verzweckung von Religion für Gewalt überwinden

Overbeck beendete den Vortrag mit einem Hinweis zu den Bemühungen um den Frieden in der Welt und zwischen den Menschen, die seitens der Weltkirche und des Heiligen Vaters unternommen wurden. Nicht zuletzt ist das gemeinsame Gebet aller Religionen um den Frieden, das Papst Johannes Paul II. 1986 in Assisi begann, ein gemeinsamer Versuch aller friedlichen Gläubigen, die Verzweckung von Religion für Gewalt zu überwinden und eine Zivilisation der Liebe zu begründen.

Josef König


Ausführliche Informationen zu dem Workshop finden Sie in der Ausgabe 12 / 2016 des Kompass. Soldat in Welt und Kirche

Nachrichtenarchiv