Weltfriedenstag: Völker sollen zu Brüdern werden

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Vor 50 Jahren führte Papst Paul VI. den Weltfriedenstag ein

Von Dana Kim Hansen (KNA)

Immer wieder wird die Welt von Kriegen erschüttert. Mit einem eigenen Gedenktag wollte Papst Paul VI. den Frieden wieder stärker in den Vordergrund rücken.

Bonn (KNA), 08.12.2017. "Man muss die Welt dazu erziehen, den Frieden zu lieben, den Frieden aufzubauen, den Frieden zu verteidigen" - mit diesen Worten kündigte Papst Paul VI. in einem Schreiben am 8. Dezember 1967 die Einrichtung eines internationalen "Tag des Friedens" an. Die aktuelle Weltlage veranlasste ihn zu diesem Schritt. Denn in Südostasien tobte nach wie vor der Vietnamkrieg, der Sechstagekrieg hatte Anfang Juni 1967 den Nahen Osten in Atem gehalten, in Laos und Guatemala herrschte Bürgerkrieg.

In diesen unruhigen Zeiten wollte Paul VI. mit der Einführung des Weltfriedenstages ein Zeichen setzen, denn er sah "den Frieden schwer bedroht". Das Oberhaupt der katholischen Kirche fürchtete weitere kriegerische Auseinandersetzungen und Ereignisse, "die sich für ganze Länder und vielleicht auch für einen großen Teil der Menschheit katastrophal auswirken können". Daher sei es wichtig, für den Frieden einzutreten. Die Nationen sollten sich gegenseitig achten und die Völker untereinander Brüder werden, forderte der Papst in seinem Schreiben.

Bereits einige Jahre zuvor hatte sich Paul VI. schon einmal für den Frieden auf der Welt stark gemacht. Als erster Papst sprach er am 4. Oktober 1965 vor den Vereinten Nationen in New York anlässlich deren 20-jährigen Bestehens. In seiner Rede zitierte er unter anderem den ehemaligen amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy: "Die Menschheit muss dem Krieg ein Ende setzen, sonst setzt der Krieg der Menschheit ein Ende".

Die Ansprache des Papstes gipfelte im Ausspruch: "Jamais plus la guerre" - "Niemals mehr Krieg". Der Weg dorthin führe über die Abrüstung, so Paul VI. Zudem forderte er die Nationen zur Hilfe für die Armen und den Kampf gegen Hunger auf und verlangte Respekt vor dem Leben von Anfang an. Dabei bot er die Hilfe der Kirche an, die sich als "Expertin in Sachen Menschlichkeit" ausgewiesen habe.

Der Papst setzte auch in den folgenden Jahren seine Bemühungen für den Frieden fort. Im September 1966 veröffentlichte er seine Enzyklika "Christi matri rosarii". Darin sprach er sich für einen Friedensgedenktag aus: Er wünsche sich, dass der Jahrestag seiner Rede vor den Vereinten Nationen, der 4. Oktober, "in der gesamten Welt als Tag des Friedens gefeiert werde". Paul VI. erinnerte in diesem Schreiben auch an seine vielfältigen Bemühungen für den Frieden: "Wir haben von Anfang Unseres Apostolischen Amtes an nichts unterlassen, um der Sache des Friedens in der Welt durch Beten und Bitten und Mahnen zu dienen."

Die Einführung des Weltfriedenstages mit der Botschaft vom 8. Dezember 1967 führte diese Linie des Papstes weiter fort. Dabei betonte er, dass er die Ermahnungen zum Frieden nicht wiederhole, weil "wir uns daran gewöhnt haben oder um lediglich ein aktuelles Thema zu behandeln". Vielmehr habe sich in den vergangenen Jahren gezeigt, dass der Frieden den einzigen und wahren Weg des menschlichen Fortschritts darstelle. Er wolle auch verhindern, dass der Kirche später vorgeworfen werde, "angesichts der Gefahr eines neuen Weltbrandes geschwiegen zu haben, der, wie jeder weiß, unvorhergesehene Formen apokalyptischen Schreckens annehmen könnte".

Deshalb solle am Neujahrstag dem Gedanken und dem Willen des Friedens "eine besondere Feierlichkeit" eingeräumt werden, so der Papst. Ihm sei wichtig, dass der neue Gedenktag keine rein religiöse, katholische Sache bleibe. Vielmehr hoffe er auf die Beteiligung aller, "die den Frieden wahrhaft lieben", schreibt Paul VI.. Verbunden ist der jährliche Weltfriedenstag mit einer Botschaft des jeweiligen Papstes. Darin spricht das Oberhaupt der katholischen Kirche verschiedenen Aspekte des Friedens an: etwa Gewalt- und Religionsfreiheit, Gerechtigkeit oder den Einfluss von Armut auf den Frieden.

Es war der Wunsch des Papstes, dass sich der neu eingeführte Weltfriedenstag in den folgenden Jahren wiederholt. 50 Jahre später begeht ihn die katholische Kirche immer noch. Und das Thema des Friedens ist aktueller denn je. Neue Kriege bedrohen die Welt: Syrien, Bürgerkriege im Libyen und Sudan, oder die Auseinandersetzungen im Jemen. Paul VI. wusste, dass es dauern und ein langer Weg sein würde, bis der neue Geist des Friedens, wie er es nannte, endlich Allgemeingut sei. Dem stimmte auch Papst Franziskus kürzlich in einem Statement auf seinem Twitteraccount zu: "Die Suche nach dem Frieden ist eine Arbeit, die nie zu Ende ist; eine Aufgabe, die den Einsatz aller erforderlich macht."

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