Was hab' ich denn vom Osternfeiern? - Das Fest von Asche und Gold

Das Osterlamm als Zeichen der Auferstehung auf einer Osterkerze © KS / Doreen Bierdel
Das Osterlamm als Zeichen der Auferstehung auf einer Osterkerze © KS / Doreen Bierdel

Weihnachten geht mancher noch in die Kirche. Aber Ostern? Die Vorbereitungen für dieses Familienfest sind inzwischen oft so umfangreich, dass kaum noch Platz für den Kirchgang ist. Warum auch? Eine theologische Betrachtung.

Von Dominik Blum

Bonn (KNA). Ostern wird Weihnachten immer ähnlicher. Reden Sie mal mit jungen Eltern. Totaler Stress an den Feiertagen: Besuch bei den Großeltern und der Schwiegermama, Geschenke für die Kinder, Festtagsessen. Spargel statt Rotkohl und gegrilltes Lamm statt Gänsekeule - aber genauso aufwendig. Und vorher noch Fensterputzen und Frühlingsdeko. In die Kirche gehen? Dafür ist beim besten Willen keine Zeit.

Und die Zeiten sind auch so unpassend: Donnerstagabend? Man hat den ganzen Tag noch gearbeitet, bevor es richtig losgeht mit dem Fest. Und Samstagnacht? Viel zu spät für die Kinder. Am Sonntag ist die Familie dann auf der Autobahn. Bisschen anderes Wetter, aber fast wie an Weihnachten.

Eine junge Mutter erzählt fast verzweifelt, wie sie im letzten Jahr am Freitagnachmittag mal in der Kirche war. 15 Uhr, das passte gut zwischen Kuchenbacken und Eierfärben. Von Ostern war da aber gar nichts zu spüren. Alles ganz düster, furchtbar traurig. Kein Wunder - war ja erst Karfreitag. Daher ihr Fazit: "Von Ostern hab' ich nichts."

Was hat der Mensch von Ostern?

Eine gute Frage: Was habe ich von Ostern? Haben Christen eine knappe, überzeugende Antwort parat? Ostern ist nicht nur die Feier eines Ereignisses, das vor über 2.000 Jahren einem gewissen Jesus aus Nazareth widerfahren ist. Schon Paulus schärfte seinen Schwestern und Brüdern in Korinth ein: "Wenn verkündet wird, dass Christus von den Toten auferweckt worden ist, wie können dann einige von euch sagen: Eine Auferstehung der Toten gibt es nicht? (...) Wenn wir allein für dieses Leben unsere Hoffnung auf Christus gesetzt haben, sind wir erbärmlicher dran als alle anderen Menschen." (1 Kor 15,12.19)

Wenn Christen nicht mit der Zuversicht auf ein anderes, neues Leben durch die Gegend laufen dürften, wären sie erbärmliche Spinner und Fantasten, belächelt und zu Recht verspottet von den Realisten dieser Welt. Ein alter Katholik sagte kürzlich auf die Frage, was denn fehlen würde in seinem Dorf, wenn es keine Christen gäbe: "Dann stünden wir hier alle ohne Hoffnung auf dem Friedhof."

Hoffnung am Grab

Hoffnung am Grab. Wenn dieses Leben nicht das letzte ist, nur dann kann der Mensch mit Hanns Dieter Hüsch singen: "Ich bin vergnügt, erlöst, befreit. / Gott nahm in seine Hände meine Zeit, / mein Fühlen, Denken, Hören, Sagen, / mein Triumphieren und Verzagen, / das Elend und die Zärtlichkeit."

Auch das alltägliche Elend? Genau. Nicht nur das Schicksal, auch das Leben ist manchmal ein mieser Verräter. Es teilt aus, kleine Nadelstiche und harte Schläge, manchmal bis unter die Gürtellinie. Es kämpft mit harten Bandagen, hat Haken und Ösen. Das Leben entsteht aus dem Staub und kehrt zum Staub zurück - daran hatte doch auch der Aschermittwoch erinnert, der Startschuss auf dem Weg gen Ostern.

Wer das Leben lebt, muss um sein Leben kämpfen und hinkt nicht selten für den Rest seiner Tage, wie Jakob. In einem Lied von Alexa Feser heißt es: "Wenn dich das Leben wieder niederstreckt / und du liegst mit dem Gesicht im Dreck, / fang an zu graben, denn dort liegt es verborgen, / genau da findest du das Gold von morgen."

Ein Fest für Erwachsene

Warum sollte das Gold von morgen gerade im Dreck zu finden sein? Weil dieses Leben immer mit dem eigenen Karfreitag endet. Ohne den Tag, an dem alles zerbricht, kann nichts Neues werden. Nur in Schutt und Asche der Stunden, an denen von Ostern nichts zu spüren ist, warten Leben, Licht und Gold. "Da musst du durch." Diese Hoffnung haben die Christen von Ostern. Was für eine Alltagskraft könnte daraus erwachsen?

Bunte Eier und Schokohasen, Tulpenzwiebeln und Servietten in Pastellfarben sind schön. Aber sie reichen nicht für Ostern. Ostern ist das Fest von Asche und Gold, von Tod und Leben. Ostern ist ein Fest für Erwachsene, für die Sünder und die Verzagten, für alle, die anfangen wollen mit dem Leben und ihrem Gott, für die Frommen und die Neugeborenen. Was habe ich davon, als österlicher Mensch zu leben? Die Antwort muss jeder selbst finden.

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