Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge warnt vor Populismus

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Berlin (KNA), 17.11.2017. Zum Volkstrauertag am Sonntag hat sich der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge gegen "Revanchismus und Populismus" gewandt. Das Gedenken für die Opfer von Krieg und Gewalt müsse "untrennbar mit Versöhnung und Arbeit für den Frieden verbunden" werden, forderte Volksbund-Präsident Wolfgang Schneiderhan im Interview mit der Zeitschrift "Kompass" des katholischen Militärbischofs (November-Ausgabe).

Dazu könne die Zentrale Gedenkstunde zum Volkstrauertag im Bundestag einen wichtigen Beitrag leisten, betonte der frühere Generalinspekteur der Bundeswehr. In diesem Jahr hält der estnische Ministerpräsident Jüri Ratas die Gedenkrede. Der nach dem Ersten Weltkrieg gegründete Volksbund betreut gegenwärtig 833 Kriegsgräberstätten in 46 Staaten mit etwa 2,7 Millionen Kriegstoten.

Schneiderhan nannte es als Ziel des Volksbundes, sich "als modernen Akteur der europäischen Gedenkkultur zu positionieren". Im Mittelpunkt stünden die Pflege von Kriegsgräberstätten in ganz Europa und ihre Ausgestaltung als Lernorte. Eine ebenso wichtige Aufgabe sei, Kriegstote zu identifizieren und dessen Angehörige zu informieren und zu begleiten.

"Wenn Sie erleben, wie froh viele Angehörige sind, wenn sie auf einem gepflegten Friedhof stehen und welche Erleichterung es für viele ist, einen Ort zum Trauern zu haben, dann wissen Sie, dass unsere Arbeit auch gegenwärtig wichtig ist und nichts Rückwärtsgewandtes hat", sagte der Ex-General wörtlich. Der Volksbund erhalte auch viele Anfragen von jungen Menschen, "die sich nun - ohne Tabuisierung und direkte Trauer - einfach dafür interessieren, was mit ihrem Großvater oder Urgroßvater geschehen ist". Nachdem der Suchdienst des Roten Kreuzes angekündigt habe, in einigen Jahren seine Tätigkeit einzustellen, rechne der Volksbund mit zunehmenden Anfragen von Angehörigen.

Schneiderhan hob auch die "Workcamps" der Organisation hervor, die es seit den 1950er Jahren gibt. "Jugendliche und junge Erwachsene pflegen Gräber von Menschen, die vielleicht genauso alt waren wie sie, als sie eines gewaltsamen Todes sterben mussten." Das lasse niemanden unberührt. "Hier erkennen sie, dass Frieden nichts Selbstverständliches ist." Wichtige Begegnungen seien überdies die Arbeitseinsätze von Soldatinnen und Soldaten aus verschiedenen Ländern. Ihre Erfahrungen dabei "öffnen den Blick und fördern Toleranz. Dabei entstehen Freundschaften über Grenzen hinweg."

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Kompass. Soldat in Welt und Kirche 11 / 2017

 

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