Trauer um Prälat Walter Theis

© KS / Doreen Bierdel
© KS / Doreen Bierdel

Nachruf

Am Morgen des 11. November 2020 erreichte uns alle in der Militärseelsorge die traurige Nachricht, dass Prälat Walter Theis, der lange Jahre als Militärgeistlicher gewirkt hatte, am Vortag in seinem Wohnort Mainz im 83. Lebensjahr verstorben war. Trotz seines gesegneten Alters traf uns diese Meldung überraschend: Erst am 7. Oktober hatten wir ihn anlässlich einer Verabschiedung in Berlin zuversichtlich und wohlauf begegnen und erleben dürfen. Dabei entstand das beigefügte Foto.

Dankbar und bewegt blicken der Katholische Militärbischof für die Deutsche Bundeswehr, Dr. Franz-Josef Overbeck und Militärgeneralvikar Monsignore Reinhold Bartmann gemeinsam mit allen aktiven und ehemaligen Angehörigen der Katholischen Militärseelsorge auf das Leben und die Verdienste von Prälat Theis zurück.

Walter Theis kam am 14. Juni 1938 in Bingerbrück zur Welt und wurde nach der in Bingen mit dem Abitur beendeten Schulzeit in Mainz zum Studium der Theologie zugelassen. 1963 weihte ihn im Mainzer Dom Bischof Volk zum Priester. Noch in seiner Kaplanszeit trat er Ende 1968 als Militärgeistlicher im Nebenamt für Kassel in die Militärseelsorge ein, ehe er im Februar 1969 Katholischer Standortpfarrer Kassel und anschließend zum Militärpfarrer ernannt wurde. 1970 wurde er Standortpfarrer in Mainz. Schnell erwarb er das große Vertrauen seiner Mitbrüder, was seine Mitgliedschaft im Priesterrat und die Funktion des Moderators belegen. 1975 wagte er den Sprung in die USA, wo er in Fort Bliss, Texas, die Seelsorge für die dort stationierten deutschen Soldaten und deren Familien übernahm.

Nach fast 6 Dienstjahren in Nordamerika wurde Walter Theis durch den damaligen Militärbischof Elmar Maria Kredel und Militärgeneralvikar Dr. Martin Gritz in die Kurie des Katholischen Militärbischofs berufen und als Leiter des damaligen Referates V mit der Verantwortung für das Laienapostolat und seine Gremien, die Militärseelsorge in den Auslandsgemeinden, mit den Beziehungen zur Militärseelsorge anderer Nationen und den kirchenrechtlichen Aufgaben des Militärordinariats betraut. Nach 1990 kam die Verantwortung für die Begleitung der Auslandseinsätze der Bundeswehr und die Unterstützung beim Aufbau der katholischen Militärseelsorge bei unseren Nachbarn im Osten und Südosten dazu.

Auf der Grundlage seiner Erfahrung als Militärgeistlicher im In- und Ausland blieb Walter Theis auch in seinem weiten Aufgabenspektrum an der Kurie in Bonn und später in Berlin stets der offene, immer freundliche, ausgleichende und doch verbindliche und verlässliche leitende Militärgeistliche, der schnell zu einem allseits beliebten Mitbruder, Vorgesetzten und Kollegen wurde. Überall – auch bei der ihm anvertrauten Geschäftsführung des Priesterrates beim Katholischen Militärbischof – bewies er sein Fingerspitzengefühl für die Integration verschiedener Menschentypen. Mit seinem sympathischen Wesen konnte er Meinungsverschiedenheiten ausräumen, versöhnen und wieder zusammenführen, was sich zuvor entzweit hatte.

Er war und blieb immer Fürsprecher und Gesprächspartner für die Soldaten und Soldatenfamilien mit ihren Bedürfnissen. So war für Prälat Theis das Laienapostolat in der Katholischen Militärseelsorge ein Herzensanliegen. Hohes Ansehen genoss er bei den Gremien, in denen engagierte Soldatinnen und Soldaten sich zusammenfanden, die in ihm immer einen weisen Förderer und Mitgestalter der Kirche unter den Soldaten an ihrer Seite wussten. Dem Katholikenrat und der Gemeinschaft Katholischer Soldaten wurde er zum väterlichen Ratgeber und Begleiter.

Prälat Theis war in seiner Dienstzeit im Katholischen Militärbischofsamt verantwortlich für die Anfänge der Einsatzbegleitung von Soldaten durch die Militärseelsorge. Er gestaltete die ersten Schritte dieses bis heute wichtigen Aufgabenfeldes, fand Lösungen, wo neue Fragestellungen sich meist einer einfachen Beantwortung entzogen, wenn es etwa um den Status der Militärgeistlichen in den Einsatzgebieten oder um die zusätzlichen Belastungen für die Soldatenfamilien ging. Auch hier konnte er auf eigene Erfahrungen im Ausland zurückgreifen und diese bei der Betreuung der dort eingesetzten Militärgeistlichen umsetzen. Erste persönliche Besuche bei „seinen“ Seelsorgern gehörten selbstverständlich dazu, wie 1992 in Kambodscha, 1993 in Somalia und 1996 Kroatien. 

Auch nach dem Eintritt in den Ruhestand wirkte Prälat Theis weiter für die Militärseelsorge: er wurde Sprecher und Mentor der ehemaligen leitenden Militärgeistlichen und ehemaligen leitenden Mitarbeiter der Kurie. Er gestaltete deren andauernde Bindung zur Katholischen Militärseelsorge mit und förderte so den Austausch und die Weitergabe wertvoller Erfahrungen in die seelsorgliche Gegenwart.

Seine ehemaligen Kollegen und Mitarbeiter erinnern sich gerne an seine Offenheit und Warmherzigkeit. Dadurch sei er stets ein hilfreicher Lotse für neue Mitarbeiter in der Militärseelsorge gewesen, der durch seine offene und positive Ausstrahlung viel zu einem guten Arbeitsklima beitrug. In persönlich schwierigen Zeiten spendete Prälat Theis Trost und unterstützte, wo es erforderlich war.

Schon 1985 wurden seine Verdienste mit der Ernennung zum Päpstlichen Ehrenkaplan (Monsignore) gewürdigt. Im Dezember 1995 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen und 1996 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Päpstlichen Ehrenprälaten.

In den Herzen aller, die sich der Katholischen Militärseelsorge verbunden fühlen, hat unser Prälat Walter Theis einen festen Platz.

Nachrichtenarchiv