„Innere Führung ist Frohbotschaft und nicht Drohbotschaft.“
Berlin, 21.09.2017. Mit einer Podiumsdiskussion, die sich den aktuellen Herausforderungen der Inneren Führung widmete, endete am Donnerstagnachmittag der inhaltliche Teil der diesjährigen Bundeskonferenz der Gemeinschaft Katholischer Soldaten (GKS), die noch während ihrer Zusammenkunft eine „Berliner Erklärung“ mit ihren Erwartungen an den 19. Deutschen Bundestag formuliert und verabschiedet hatte.
In diesem Zusammenhang hatte jedoch der Referatsleiter in der Abteilung Führung Streitkräfte im Bundesministerium der Verteidigung (Fü SK III 3), Oberst i. G. Dr. Sven Lange, zu dessen Aufgaben Fragen der Inneren Führung und der Militärseelsorge zählen, Gelegenheit, in einem Einführungsvortrag eine Skizze zur Entwicklung der Inneren Führung zu zeichnen. Im Kontext der zurückliegenden Vorkommnisse, bei denen erhebliche Verstöße gegen die Grundsätze der Inneren Führung und die Prinzipien einer zeitgemäßen Menschenführung in den Streitkräften festzustellen waren, hob der Referatsleiter hervor, dass daraus nicht auf ein generelles Versagen der Führungsphilosophie und der dafür entwickelten konzeptionellen Grundlagen geschlossen werden kann. Innere Führung bleibt mithin „Daueraufgabe“ und dient zugleich dazu, Spannungen und Konflikte, die in „Befehl und Gehorsam“ gleichsam mit implantiert sind, zu lösen.
Eine Vertiefung und weitere Differenzierung der im Einführungsvortrag hervorgehobenen Aspekte und Gesichtspunkte nahmen sich im Anschluss daran mehrere Diskutanten auf dem Podium vor. Unter der Moderation des Sachausschussvorsitzenden Innere Führung der GKS, Oberstleutnant Oliver Ponsold, schlugen diese in ihren Einlassungen einen breiten Bogen zu den grundsätzlichen und derzeit aktuellen Fragen der Inneren Führung und deren praktischer Umsetzung im Truppenalltag. Mehrfach und übereinstimmend wurde im Verlauf der Podiumsdiskussion betont, dass mit zu einer der wesentlichen Voraussausetzungen für erfolgreiche und gute Menschenführung ein hohes Maß an „wechselseitigem Vertrauen“ zählt. Fehlt Vertrauen oder ist Vertrauen beschädigt, sind Misserfolge von Führungsentscheidungen auf den unterschiedlichsten Ebenen vorprogrammiert. Nicht unerheblich, so die Podiumsteilnehmer, ist ein hohes gebotenes Maß an „Zeit“ sowie die Akzeptanz einer vertretbaren „Fehlerkultur“ in Führungsprozessen auf den unterschiedlichsten Verantwortungsebnen.
Mit Blick auf das Vorhaben, die seit 1982 gültigen Richtlinien zum Traditionsverständnis und zur Traditionspflege in der Bundeswehr zu überarbeiten, zeigten sich in der Diskussion die Podiumsteilnehmer erleichtert darüber, dass dem Vorhaben ein längerer Zeitraum zur Änderung eingeräumt wird. Zugleich wurde daran erinnert, dass es in dem Prozess der jetzt gestarteten Überarbeitung in den vier Workshops auch darauf ankommen wird, Gesichtspunkte einer eigenen Tradition der Bundeswehr zu benennen. Auch gilt es, so Diskutanten auf dem Podium, die ganze Militärgeschichte in der Überarbeitung in den Blick zu nehmen und dabei wichtige Stationen, wie z. B. die Rolle und Verantwortung der Wehrmacht und der in ihr dienenden Soldaten während der Zeit des Nationalsozialismus und des 2. Weltkriegs, nicht auszublenden. Mit der Beschreibung eines Podiumsteilnehmers, dass es sich bei der Inneren Führung um eine „frohe Botschaft und keine Drohbotschaft“ handele, endete die Veranstaltung.
Josef König