Overbeck: Christentum eignet sich nicht für rechte Parolen

Dr. Franz-Josef Overbeck ist Bischof von Essen und Katholischer Militärbischof © KS / Halina Wegrzynowicz
Dr. Franz-Josef Overbeck ist Bischof von Essen und Katholischer Militärbischof © KS / Halina Wegrzynowicz

München (KNA) Der katholische Essener Bischof Franz-Josef Overbeck hat sich gegen eine Vereinnahmung des Christentums durch die "Neue Rechte" gewandt. Im Zusammenhang mit der Propagierung kultureller Identität und der Agitation gegen Zuwanderung aus fremden Kulturkreisen sei im politischen Raum auch von der "Bewahrung des christlichen Europa" die Rede, schreibt Overbeck in der Dezember-Ausgabe der von den Jesuiten herausgegebenen Zeitschrift "Stimmen der Zeit". Leider hätten sich dafür in letzter Zeit immer auch Christen anfällig gezeigt.

Wer aber meine, die christliche Identität Europas durch feindselige Abgrenzung gegen das Andere, Verschiedene und Fremde bewahren zu müssen, habe "wenig bis so gut wie nichts davon verstanden, was dieses Europa und das für seine Geschichte und Kultur so prägende Christentum eigentlich ausmacht", so der Bischof. Europa sei geradezu dadurch entstanden, "dass es immer wieder Altes mit Neuem verbunden hat". Das Christentum wiederum sei "überhaupt keine Kultur, sondern ein Glaube, der alle Kulturen und Völker umgreifen möchte".

Das Christentum eigne sich daher "ganz und gar nicht" als Hintergrundfolie für identitäre und "kulturrassistische Parolen der Neuen Rechten", betont Overbeck. Die Vordenker dieser Bewegung wüssten das allzu gut. Deren wohl wichtigster Protagonist, der französische Publizist Alain de Benoist, kämpfe entschieden gegen das von ihm so bezeichnete "Judäo-Christentum" und propagiere ein Neuheidentum. Auch attackiere er das Konzept universal gültiger Menschenrechte.

Die "Demagogen der Neuen Rechten" gäben nur vor, Europa gegen Angriffe von außen zu verteidigen. "In Wahrheit aber höhlen sie Europa von innen aus", schreibt der Bischof. Nichts von dem, was Europa und seine Kultur ausmache, würde übrig bleiben, "wenn diese Ideologie sich durchsetzen würde".

© KNA. Alle Rechte vorbehalten.

Nachrichtenarchiv