Ökumenische Schulseelsorger-Tagung in Fulda

Der Interkulturelle Einsatzberater Arno Tappe (Archivfoto: © KS / Doreen Bierdel)
Der Interkulturelle Einsatzberater Arno Tappe (Archivfoto: © KS / Doreen Bierdel)
Logo des Bonifatiushaus Fulda
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Arno Tappe bei einem Vortrag (Archivfoto: © KS / Doreen Bierdel)
Arno Tappe bei einem Vortrag (Archivfoto: © KS / Doreen Bierdel)

„Selbstorganisiertes Lernen“ – dieses Prinzip nicht nur moderner Erwachsenenbildung musste notgedrungen im ersten Teil der diesjährigen ökumenischen Schulseelsorger-Tagung, die Anfang Juli im Bonifatiushaus stattfand, zur Anwendung kommen. Denn der für die ganze Tagung vorgesehen Referent Arno Tappe, Dezernatsleiter für interkulturelle Beratung beim Einsatzführungskommando, war von seinem Befehlshaber kurzfristig zu einem Einsatz nach Afrika geschickt worden und stand deshalb nur während der letzten beiden Tage zur Verfügung.

Mit Blick auf das Tagungsthema „Islamischer Staat“ setzten sich die Teilnehmer - Militärseelsorger an Ausbildungsstätten der Bundeswehr - in Gruppen sowohl mit friedensethischen bzw. völkerrechtlichen Prinzipien als auch mit dem offenen Brief von mehr als 120 muslimischen Gelehrten aus aller Welt an den selbsternannten Kalifen des IS auseinander. Zuvor aber profitierten alle von dem glücklichen Umstand, dass der Katholische Militärpfarrer Heribert Weinbrenner, ein kompetenter Islamkenner, sich unter den Teilnehmern befand und bereit war, manch Grundlegendes zum Islam, z. B. das Verständnis des Koran oder das Gottesbild, zu erläutern.

Darauf aufbauend nahm Arno Tappe das Plenum mit auf einen „Ritt durch die Geschichte“, indem er die geschichtliche und geopolitische Entwicklung des Islam nachzeichnete und damit erste Grundlagen zum Verständnis des IS legte: Kamen in diesem Zusammenhang bereits erste Einflüsse westlicher Mächte auf die islamische Welt (Stichwort: Eroberung Ägyptens durch Napoleon) zur Sprache, so zeigte der Referent in der Beschreibung zentraler Ereignisse im 20. Jahrhundert die wachsende Beeinflussung der arabisch-orientalen Welt durch die westliche Welt. Diese ging einher einerseits mit der Herausbildung autoritärer bzw. autokratischer Regime und andererseits mit dem Wachsen fundamentalistischer bzw. islamistisch-salafistischer Bewegungen, die die Parole ‚zurück zu den Anfängen des Islam‘ auf den Lippen trugen und damit nicht nur den ‚wahren Islam‘ meinten, sondern auch das erste Jahrhundert nach Mohammed, in dem sich der Islam rasant ausbreitete und das als Blütezeit des Islam angesehen wird. Mit der Darstellung der Staatengründung im Nahen und Mittleren Orient sowie der politischen Interessenlage sowohl der Großmächte wie auch der betroffenen regionalen Staaten war die Grundlage geschaffen, um sich dem IS in Entstehung und Gegenwart wie auch der politischen Situation Syriens sowie des Irak zuzuwenden.

Was angesichts der verkürzten Zeit, die dem Referenten zur Verfügung stand, nicht ausführlich genug geklärt oder diskutiert werden konnte, wurde umso intensiver in den Pausen und beim geselligen Abend nachgeholt.

Eucharistiefeiern am Morgen und abendliche Andachten brachten angesichts der hochkonzentriert vorgetragenen geistigen Nahrung einen geistlichen Ausgleich, der im ökumenischen Geiste gerne angenommen wurde.

Die Tatsache, dass Herr Tappe mehrfach um seine Visitenkarte gebeten wurde, sei hier als Zeichen nicht nur für die Wertschätzung des Referenten, sondern auch für die Zufriedenheit mit der ganzen Tagung erwähnt.

bundeswehr.de: Einsatz im Nahen Osten

Manfred Suermann

Nachrichtenarchiv