Militärrabbiner für Bundeswehr geplant - Angebote für Muslime

Militärseelsorge in der Bundeswehr © Bundeswehr / Martin Stollberg
Militärseelsorge in der Bundeswehr © Bundeswehr / Martin Stollberg

Für die schätzungsweise rund 300 jüdischen Soldaten in der Bundeswehr soll es künftig Militärrabbiner geben. "Ein noch zu verhandelnder Staatsvertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Zentralrat der Juden soll die Zusammenarbeit zwischen der Bundeswehr und der Vertretung der jüdischen Glaubensgemeinschaften in Deutschland auf rechtlich solide Beine stellen", teilte das Verteidigungsministerium am Dienstag in Berlin mit. Der Zentralrat begrüßte die Entscheidung.

Das Ministerium kündigte zudem an, dass "verbesserte seelsorgerische Angebote" für muslimische Soldaten geplant seien, gegenwärtig aber nicht auf Basis eines Staatsvertrags. Über Staatsverträge sei auch das Wirken der beiden großen Kirchen abgesichert.

Der Zentralrat der Juden soll laut Ministerium Kandidaten vorschlagen, die Bundeswehr wählt aus. "Die Seelsorger sollen bei Bedarf auch in die Einsatzgebiete der Bundeswehr reisen." Daher werde es auch eine Sicherheitsüberprüfung bei der Auswahl der Rabbiner geben. Die "fachliche Aufsicht über das theologische Wirken" solle beim Zentralrat liegen, die Dienstaufsicht bei der Bundeswehr.

Zu Beginn sei eine niedrige einstellige Zahl an Geistlichen geplant, um Erfahrungen zu sammeln. Ein konkreter Zeitpunkt wurde nicht genannt. "Mit der Erweiterung der Militärseelsorge wird einerseits die gewachsene Vielfalt und andererseits die weltanschauliche Neutralität der Bundeswehr unterstrichen", so das Ministerium. Militärrabbiner gebe es etwa in den US-amerikanischen, französischen, britischen und niederländischen Streitkräften.

"Es erfüllt mich als Verteidigungsministerin mit Dankbarkeit und auch mit Demut, dass Frauen und Männer jüdischen Glaubens in unserer Bundeswehr dienen. Das zeigt auch, wofür unsere Bundeswehr steht", erklärte Ursula von der Leyen (CDU). "Wir wollen den jüdischen und muslimischen Kameradinnen und Kameraden innerhalb der Bundeswehr die geistliche Begleitung ermöglichen." In Zeiten, in denen "Antisemitismus, religiöse Polarisierung und Engstirnigkeit vielerorts auf dem Vormarsch" seien, sei dies ein wichtiges Signal.

Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, sagte: "Die Berufung von Militärrabbinern ist ein Zeichen für das gewachsene Vertrauensverhältnis der jüdischen Gemeinschaft in die Bundeswehr als Teil unserer demokratischen Gesellschaft. Mit jüdischer Militärseelsorge wollen wir unseren Beitrag zur ethischen Ausbildung der Soldatinnen und Soldaten leisten." Zuletzt hatte es Vorschläge für eine jüdische Seelsorge auch seitens des Zentralrats gegeben. Ab Mittwoch veranstaltet er in Berlin eine Konferenz zu dem Thema.

Mit Blick auf die Muslime hieß es aus dem Ministerium, dass mangels einer "zentralen Institution, die in Deutschland mit der notwendigen Repräsentativität für die muslimischen Glaubensrichtungen sprechen könnte", aktuell kein Staatsvertrag geschlossen werden könne. Geplant sei, dass Geistliche über "Gestellungsverträge" an die Bundeswehr gebunden werden sollten. Aktuell dienten etwa 3.000 Muslime.

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