Militärbischof Franz-Josef Overbeck bei der Panzerbrigade 12 „Oberpfalz“

Kommandeur Brigadegeneral Bodemann und Militärbischof Overbeck © KS / Barbara Dreiling
Kommandeur Brigadegeneral Bodemann und Militärbischof Overbeck © KS / Barbara Dreiling
Der Kommandeur Brigadegeneral André Bodemann begrüßt die Gäste zum Vortrag. © KS / Barbara Dreiling
Der Kommandeur Brigadegeneral André Bodemann begrüßt die Gäste zum Vortrag. © KS / Barbara Dreiling
Etwa 150 Offiziere und Unteroffiziere sind zum Vortrag des Katholischen Militärbischofs über "Religion und Gewalt" gekommen. © KS / Barbara Dreiling
Etwa 150 Offiziere und Unteroffiziere sind zum Vortrag des Katholischen Militärbischofs über "Religion und Gewalt" gekommen. © KS / Barbara Dreiling
Oberstleutnant Gereon Gräf © KS / Barbara Dreiling
Oberstleutnant Gereon Gräf © KS / Barbara Dreiling
Mit seinem Eintrag in das Gästebuch endete der Besuch des Militärbischofs am Sitz des Stabes der Panzerbrigade. © KS / Barbara Dreiling
Mit seinem Eintrag in das Gästebuch endete der Besuch des Militärbischofs am Sitz des Stabes der Panzerbrigade. © KS / Barbara Dreiling

„Nachhaltiges religiöses Friedensengagement in religiös-motivierten Konflikten ist möglich und heutzutage mehr als erforderlich.“

Vortrag im Amberger Congress Centrum beim dortigen Katholischen Militärpfarramt.

Die diesjährige Soldatenfußwallfahrt zum Maria-Hilf-Berg, die Anfang Juli zum 25. Mal im oberpfälzischen Amberg mit gut 1.000 Soldatinnen und Soldaten der Panzerbrigade 12 und der in Grafenwöhr und Hohenfels stationierten Soldatinnen und Soldaten der in Bayern stationierten US-amerikanischen Streitkräfte stattfand, war für Militärbischof Dr. Franz-Josef Overbeck erneut Gelegenheit, um grundsätzliche und aktuelle friedensethische sowie religionspolitische Fragen in den Mittelpunkt eines Vortrags zu stellen.

Mit Bedacht wählten dafür der Katholikenrat beim Katholischen Militärpfarramt Amberg zusammen mit Militärpfarrer Johannes Maria Lang, der das Militärpfarramt Amberg leitet, das Amberger Congress Centrum (ACC), welches ausreichend Platz für Offiziere und Unteroffiziere der in der Oberpfalz dislozierten Panzerbrigade 12 bot. Und seit längerer Zeit rückt Militärbischof Franz-Josef Overbeck - bedingt durch aktuelle Ereignisse -, grundsätzliche und aktuelle Fragen der politisch-ethischen Diskussion um die legitime Anwendung von (militärischer) Gewalt und dem Dienst der Soldaten in den Fokus seiner öffentlichen Vorträge unter Soldaten und in der Politik.

Zuvor jedoch informierte sich Militärbischof Overbeck beim Kommandeur der Panzerbrigade 12, Brigadegeneral André Bodemann, über Auftrag und Struktur der Brigade, die der 10. Panzerdivision unterstellt ist und für Einsätze im gesamten Aufgaben- und Intensitätsspektrum der Bundeswehr ausbildet. Mit seinem Eintrag in das Gästebuch endete der Besuch des Militärbischofs am Sitz des Stabes der Panzerbrigade.

Mit Beginn des sich an den Besuch beim Stab der Panzerbrigade 12 anschließenden Vortrags, konnte Brigadegeneral André Bodemann nicht nur den Militärbischof, sondern ebenfalls den aus Berlin angereisten Militärgeneralvikar Monsignore Reinhold Bartmann - einen in Kemnath, Oberpfalz, geborenen Priester der Diözese Regensburg - willkommen heißen. Ferner begrüßte er den Leiter des Militärdekanats München, Leitenden Militärdekan Artur Wagner, und die mit ihm angereisten Militärseelsorger aus dem Militärdekanat. Die Verbundenheit zwischen Panzerbrigade und Stadt bekundete Michael Cerny mit seiner Anwesenheit, der bei der Kommunalwahl am 16. März 2014 zum Oberbürgermeister der Stadt Amberg gewählt worden war.

Militärbischof Overbeck ordnete mit Beginn seines Vortrages die Themenstellung in „eine historische und gegenwärtige Problemerfassung“ ein. In dessen Mittelpunkt ging es um eine sowohl für Christen als auch für die Akteure, die in politischer Verantwortung stehen, tragfähige Verhältnisbestimmung zwischen „Religion und Gewalt“. Overbeck wird dabei nicht müde daran zu erinnern, dass bereits „die antike Welt überall polytheistisch und randvoll von Gewalt und Krieg war, zumal sich die Bildung der antiken Großreiche stets auf dem Wege von in der Regel brutalen Eroberungszügen vollzog“. Er fügte dabei wörtlich hinzu: „Weil das gesamte Leben religiös imprägniert war, war gerade auch der Krieg als hochbedeutsame Praxis in vielfacher Weise in religiöse Vollzüge eingebettet und von ihnen begleitet.“ Mit Blick auf die Delegitimierung religiös begründeter Anwendung von Gewalt, die in der Regel mit der Durchsetzung politischer Ziele und Zwecke verbunden war, pochte Overbeck in seinen weiteren Einlassungen auf eine historische Errungenschaft, hinter die man auf keinen Fall zurückfallen darf. Darauf müssen fundamentalistische Bestrebungen in der islamischen Welt dringlichst, und um des Friedens willen auch zwischen den Religionen, hingewiesen werden.

Overbeck dazu: „Das entscheidende Element der modernen Konstellation zwischen Religion und Staat ist die Anerkennung der Religionsfreiheit als unveräußerliches Menschenrecht durch Kirche und Staat. Erst und nur sie befriedet die Religionen von innen her, nicht nur äußerlich durch bloßen Machtverlust. Deshalb liegt der Glaubwürdigkeitstest für jede Religion darin, für Religionsfreiheit auch dann einzutreten, wenn sie nicht selbst, sondern andere Religionen betroffen sind, vor allem, wenn sie im jeweiligen Staat nur eine Minderheit vertreten.“

Mit Blick auf die aktuellen, brutalen Entwicklungen im Nahen und Mittleren Osten fügte Overbeck hinzu: „Religiöse Gewalt entsteht dann, wenn Menschen mit Wahrheitsansprüchen in Bezug auf die Existenz oder den Willen Gottes gegen andere vorgehen. Es geht mit anderen Worten bei den gewaltsamen Ausschreitungen, wie wir sie heute sowie in der Vergangenheit wahrnehmen können, an erster Stelle nicht um eine Gewalt, die religiös begründet ist, sondern die religiös gerechtfertigt wird. Dort, wo Religion draufsteht, ist in der Regel keine Religion drin.Die Instrumentalisierung der Gottesmacht bei der Durchsetzung politischer oder anderer nicht-religiöser Ziele bildet die größte Gefahr für unsere Zeit.“

Overbeck beendete den Vortrag mit einem Hinweis zu den Bemühungen um den Frieden in der Welt und zwischen den Menschen, die seitens der Weltkirche und des Heiligen Vaters unternommen wurden. Nicht zuletzt ist das gemeinsame Gebet aller Religionen um den Frieden, das Papst Johannes Paul II. 1986 in Assisi begonnen hat, ein gemeinsamer Versuch aller friedlichen Gläubigen, die Verzweckung von Religion für Gewalt zu überwinden und jene Zivilisation der Liebe zu begründen.

Oberstleutnant Gereon Gräf, der den Vorsitz eines Sachausschuss im Katholikenrat beim Katholischen Militärbischof führt und als Stellvertreter die G4-Abteilung im Stab der Panzerbrigade 12 leitet, moderierte die anschließende Runde von Fragen an den Militärbischof, der in seinen Antworten auch auf Themen einging, die nicht im engen und unmittelbaren Vortragsthema standen. Dafür dankten ihm an Ende der Veranstaltung nicht nur Brigadegeneral André Bodemann mit einem Geschenk aus der oberpfälzischen Region, sondern auch die anwesenden Soldatinnen und Soldaten mit ihrem Applaus. Sie nutzten den anschließenden Empfang im Foyer des Amberger Congress Centrums, um mit Militärbischof Overbeck u. a. auch die am darauffolgenden Tag stattfindende Soldatenwallfahrt in den Blick zu nehmen.

Vortrag als PDF-Datei (8 Seiten, 323 KB)

Josef König

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